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Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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Wandteppiche ausbesserte. Dort traf Edward seine Frau eines frühen Abends an. Am Ende des großen, zugigen Raums, wo sie arbeitete, hörte sie seine Schritte nicht. Erschrocken zuckte sie bei seinem Anblick zusammen.
    »Wo warst du den ganzen Nachmittag, Sarah? Ich konnte dich nicht finden.« Normalerweise suchte er nicht nach ihr, und sie fragte sich voller Angst, ob jemand hierher geritten war, um ihr die Schiffsfahrkarte zu bringen. Nein, unmöglich - im Hafen von Falmouth wusste niemand, wo sie wohnte.
    »Stimmt was nicht?«, fragte sie in beiläufigem Ton.
    »Ich will mit dir reden.«
    »Worüber?« Sie legte ihre Handarbeit beiseite, schaute forschend in Edwards Augen und erkannte, dass er wieder einmal getrunken hatte. In diesem Zustand war er besonders angriffslustig. Deshalb durfte sie ihn nicht provozieren. Seit dem Verlust ihres sechsten Kindes hatte er nicht mehr mit ihr geschlafen, und mittlerweile waren drei Monate vergangen.
    »Warum versteckst du dich in diesem abgeschiedenen Raum?«
    »Ich flicke einige Gobelins deines Vaters. Wahrscheinlich haben die Mäuse daran genagt.«
    »Triffst du dich hier mit meinem Bruder?«, fauchte er.
    »Unsinn! Ich treffe mich nirgendwo mit deinem Bruder.«
    »Doch, natürlich! Er ist in dich verliebt. Erzähl mir bloß nicht, der dumme Junge hätte dich noch nie um ein heimliches Stelldichein gebeten!«
    »So etwas würde Haversham niemals tun. Und ich würde niemals darauf eingehen.«
    »Sehr vernünftig von dir. Was dir andernfalls passieren würde, weißt du ja.« Mühsam verbarg Sarah ihre Angst, als er auf sie zuging und grausam lächelte. »Soll ich dir zeigen, was ich mit dir machen würde?«, fragte er, packte ihr Haar und riss ihren Kopf nach hinten, sodass sie zu ihm aufschauen musste. Sie gab keine Antwort. Egal, was sie sagen mochte, es würde ihre Lage noch verschlimmern, und sie konnte nur abwarten, bis er die Lust verlor, sie zu quälen. Hoffentlich bald, betete sie stumm. »Warum schweigst du, Sarah? Um Haversham zu schützen? Vor zwei Wochen dachtest du, ich würde sterben, nicht wahr? Was habt ihr beide da geplant?« Plötzlich schlug er sie mit aller Kraft ins Gesicht. Hätte er ihr Haar nicht festgehalten, wäre sie vom Stuhl gefallen.
    »Bitte, Edward - Haversham und ich haben nichts verbrochen …« Als sie Blut auf ihr weißes Baumwollkleid tropfen sah, kämpfte sie mit den Tränen.
    »Lügnerin! Hure!« Diesmal schlug er mit der Faust zu, traf ihren Wangenknochen, und sie blinzelte halb benommen. Zu ihrer Verblüffung zog er sie hoch, riss sie in die Arme und küsste sie. Sein Speichel mischte sich mit ihrem Blut, und sie widerstand der Versuchung, in seine Lippen zu beißen. Wenn sie sich wehrte, würde er sie noch brutaler verletzen. Diese Lektion hatte sie auf die harte Tour gelernt. Ungeduldig warf er sie zu Boden, streifte ihre Röcke nach oben und die Unterhose hinab.
    »Nicht, Edward …«, würgte sie hervor. Warum musste er sie dermaßen erniedrigen und auf dem kalten Steinboden des alten Schlosses vergewaltigen? Weil es sein Wunsch war, und was Seiner Lordschaft beliebte, würde immer und überall geschehen. »Bitte …«, wisperte sie. Doch da drang er bereits in sie ein, und sie biss die
Zähne
zusammen, um nicht zu schreien. Es wäre zu demütigend, wenn sie die Dienstboten alarmierte und sie sie in dieser Situation sehen würden. So erduldete sie ihre Qual, stumm und machtlos. Immer wieder schlug ihr Hinterkopf auf den Boden, schmerzhaft zerrte Edward an ihren Hüften.
    Nachdem er seine Erfüllung gefunden hatte, sank er auf sie hinab und presste alle Luft aus ihren Lungen. Nach einer Weile stand er auf und musterte sie verächtlich, als wäre sie Abfall zu seinen Füßen. »Diesmal wirst du mir einen Sohn schenken - oder sterben.« Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und ging davon.
    Es dauerte lange, bis sie die Kraft fand, ihre Unterhose hochzuziehen und aufzustehen. Dann begann sie zu schluchzen. Das Grauen, noch eines seiner toten oder sterbenden Kinder zu gebären, wollte sie sich gar nicht vorstellen. Würde sie an Bord der
Concord
feststellen, dass sie schwanger war? Falls das Kind am Leben blieb, würde Edward niemals davon erfahren. Und er würde sich nie wieder an ihr vergreifen. Es war vorbei.
    Langsam schleppte sie sich zu ihrem Zimmer, in einem blutbefleckten Kleid, das Haar zerzaust, die Unterlippe geplatzt und geschwollen. In ihrem Kopf dröhnte es schmerzhaft. Im Flur begegnete sie ihrem Mann, der sich

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