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Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Titel: Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Grant
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doch jedes Mal aufs Neue.
    Komm rein.
    Gleich.
    Er parkt meine Tasche.
    Ich hätte da noch eine Frage. Bist du bereit.
    Ich bin ganz Ohr.
    Erinnerst du dich an das Armband.
    Ich erinnere mich nämlich an ein Armband, das mein Dad am Handgelenk trug, so ähnlich wie ein Notfallarmband, nur dass es Anweisungen für einen eventuellen Unfalltod enthielt. UNTER KEINEN UMSTÄNDEN EINBALSAMIEREN stand darauf und eine kostenlose Telefonnummer. Im Falle eines Falles sollte ein Sondereinsatzkommando per Hubschrauber einfliegen und meinen Dad in eine Einrichtung in Arizona bringen, wo sein Gehirn auf Eis gelegt wurde, bis die entsprechende Technik zur, sagen wir, Instandsetzung einer Medulla oblongata zur Verfügung stand.
    Das Armband war ein Witz, sagt Onkel Thoby.
    Woher willst du das wissen.
    Ich habe es ihm geschenkt.
    Ach ja. Wann.
    Zu einem unserer Geburtstage. Dein Vater hielt die Kryonik für eine Erfindung von Walt Disney.
    Soso. Egal. Ist es zu spät, das SEK zu rufen. Sonst sollten wir das schleunigst tun.
    Lieber nicht, sagt er.
    Doch. Aber erst verpasse ich der Tür einen ordentlichen Nordwestschubs.
    Fünf Minuten später habe ich Phoenix an der Strippe und das Armband von meinem Dad in der Hand. Der CRYNOT-Angestellte, Darren Lipseed oder Lipsey, sagt, die Mitgliedschaft von meinem Dad sei bereits 1996 ausgelaufen.
    Na und. Dann erneuern wir sie eben.
    Da kommt aber einiges an Papierkram auf Sie zu, Ms. Flowers. Jede Menge Papierkram sogar.
    Bitte nennen Sie mich Audrey.
    Gut, Audrey. Ihr Vater muss diverse Formulare unterzeichnen.
    Tja, das könnte ein Problem werden.
    Warum.
    Und ich setze Darren Lipseed den Unfall, pardon, die Kollision von meinem Dad in allen Einzelheiten auseinander.
    Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, sagt er.
    Äh, Darren Lipseed.
    Ja.
    Ich will Sie nicht auf den Arm nehmen. Aber. Mein Dad hat schon beim letzten Mal keine Formulare ausgefüllt. Ich sehe zu Onkel Thoby.
    Onkel Thoby tippt sich auf die Brust.
    Wie es scheint, hat mein Onkel damals seine Unterschrift gefälscht.
    Tja, dann wäre der Vertrag ohnehin null und nichtig, sagt Darren.
    Hören Sie. Schicken Sie uns einfach Ihr Sondereinsatzkommando, und wir regeln die Einzelheiten später.
    Onkel Thoby schenkt sich ein Glas Sherry ein.
    Wir können leider kein SEK nach Kanada schicken.
    Aber Sie haben doch Mitglieder in Kanada.
    Ja. Ich muss Sie bitten, einen Augenblick zu warten, Ms. Flowers.
    Warum.
    Darum.
    Das darf ja wohl nicht wahr sein, sage ich zu Onkel Thoby. Nicht zu fassen.
    Er legt seine Hand mitsamt dem Glas auf der Anrichte ab. Bist du nicht müde, Liebes.
    Nein.
    Ich glaube doch.
    Ich kehre ihm den Rücken zu. Und lese noch einmal, was auf dem Silberarmband steht.
    50 000 E Heparin IV. HLW unter Eiskühlung auf 4°C. pH konstant 7,5. Sofortruf 800 544 7700. UNTER KEINEN UMSTÄNDEN EINBALSAMIEREN.
    Ich schüttele den Kopf. Was für ein simples Rezept. Und wir haben es nicht geschafft, uns daran zu halten. Jedenfalls einer von uns. Wenigstens haben wir ihn nicht einbalsamiert.
    Wir haben ihn doch nicht einbalsamiert, oder, frage ich.
    Nein.
    Was heißt einbalsamiert.
    Darren ist wieder in der Leitung. Er erklärt mir, weshalb er beziehungsweise das CRYNOT-SEK eine Leiche nicht über die Grenze transportieren kann. Sie können sich nicht vorstellen, was der Zoll für einen Zirkus …
    Doch, Darren. Den Zirkus kann ich mir sogar sehr gut vorstellen.
    Zumal die Leiche bereits tot ist.
    Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie meinen Dad nicht dauernd als die Leiche bezeichnen würden.
    Tut mir leid.
    Schon gut.
    Es gibt natürlich verschiedene Stufen des Totseins, sagt Darren.
    Darüber muss ich nachdenken. Ich höre ein klickendes Geräusch. Sie stricken doch nicht etwa, Darren.
    Darren sagt: Eine Babydecke. Wenn ich Sie noch einmal bitten dürfte, einen Augenblick zu warten, Ms. Flowers.
    Warum.
    Totenstille.
    Ich hänge schon wieder in der Warteschleife.
    Onkel Thoby nimmt mir den Hörer aus der Hand. Legt auf. Wir brauchen Schlaf, sagt er.
    Aber ich bin noch in einer anderen Zeitzone.
    Trotzdem. Er stellt sein Glas ins Spülbecken.
    Ich klimpere mit dem Armband. Und denke an die Szene in Das Imperium schlägt zurück , in der Darth Vader Han Solo einfriert. In der Fortsetzung ist er wieder aufgetaut. Da kommt man doch ins Grübeln.
    Aber mit Kryonik hatte das nichts zu tun. Keine Ahnung, was das war.
    Es war George Lucas. Nicht Walt Disney. Und darum durchaus möglich.
     
    W enn Sie an Schlafmangel leiden und

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