Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Titel: Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Grant
Vom Netzwerk:
Schriftzug schwarz ist, und wenn die Sterne am Himmel stehen, kriegt man plötzlich einen Bärenhunger. Vor allem auf Kuchen.
    Hunger, Wedge.
    Wedge wurde immer nachtaktiver und war unters Bett gekullert. Ich legte mich auf den Bauch und gab ihm einen Stups. Er kullerte wieder ins Freie. Er hatte in seine Kugel gepinkelt und gekackt, deshalb ging ich mit ihm ins Bad und ließ ihn in der Wanne (die dringend neu verfugt werden musste) herumlaufen, während ich seine Kugel saubermachte.
    Nicht nur sauber, sondern rein.
    Ich hüpfte noch ein wenig auf dem Bett herum, was ich zu Hause nicht durfte. Beim Hüpfen behielt ich das Fenster im Auge. Ich stellte mir vor, wie Onkel Thoby im Taxi vorfährt und meinen Kopf im Fenster auf und ab hüpfen sieht. Das war ein komisches Bild.
    Ich klammerte mich an dieses Bild, während ich es langsam, aber sicher mit der Angst zu tun bekam. Die Stuckdecke war hässlich. Onkel Thoby hatte gesagt, Stuck sei zur Schalldämmung da. Die Stuckberge schluckten den Schall.
    Stuckberge, sagte ich laut. Schluckberge.
    Und mir fiel ein, was die Stimme in Doreens Fernseher übers Fliegen gesagt hatte. Dass man fliegt, indem man langsamer fällt , und nicht etwa, indem man abhebt .
    Ob Fliegen auch zu meinem Repertoire gehörte.
    Und so stellte ich mich ans Fußende des Bettes in Zimmer 205 und ließ mich langsam rückwärtsfallen. Immer wieder, immer langsamer, bis ich schließlich liegen blieb. Wie ein vom Baum gefallener Dinosaurier. Ich hatte seit zwölf Stunden keinen Kaffee mehr getrunken.
     
    W ir treffen uns mit Toff zum Mittagessen in seinem Hotel. Wo ist er denn abgestiegen, frage ich Onkel Thoby und binde mir die Schuhe zu. Doch wohl nicht im Civil Manor.
    Im Fairfont.
    Wo auch sonst.
    Ich sehe im Briefkasten nach und finde eine Rückrufnotiz. Christmatech. Da hat jemand angerufen, sage ich zu Onkel Thoby. Ein Typ, der seine Lichterketten wiederhaben will.
    Er nickt. Ich glaube, der hat schon mal angerufen.
    Es ist fünf nach halb eins, und außer Onkel Thobys Handschuhen ist alles farblos. Sein Gesicht ist weiß wie Schnee. Er quetscht sich auf den Beifahrersitz. Zieht die Tür zu.
    Keine Angst, das Kratzen übernehme ich, rufe ich ihm zu.
    Ich hole den Kratzer aus dem Kofferraum und kratze dem LeBaron den Schlaf aus den viereckigen Augen. Immer erst die Augen sauberkratzen. Heutzutage haben Autos keine viereckigen Augen mehr, oder. Nein. Sie haben Panoramaaugen, wie Embryos. Und Scheinwerfer, die automatisch angehen, wenn es dunkel wird. Dabei macht es mir gar nichts aus, die Scheinwerfer selber einzuschalten. Im Gegenteil. Ich kratze die Stirn frei.
    Tut mir leid, aber das Kratzen habe ich ganz vergessen, sagt Onkel Thoby, als ich einsteige. Ich war in Gedanken ganz woanders. Ich bin in Gedanken ganz woanders.
    Macht nichts.
    Der langarmige Mann kratzt die Scheiben frei, trällert er leise vor sich hin. Was übrigens die erste Zeile eines Liedes ist, das ich mir ausgedacht habe, als ich noch klein war und zum Kratzen auf die Kühlerhaube klettern musste.
    Er sieht müde aus, und das ist meine Schuld. Weil ich gestern Nacht am Küchentisch einen unserer Feuermelder getestet habe, der plötzlich losging und gar nicht mehr aufhören wollte, worauf Onkel Thoby aus dem Keller gestürzt kam, während ich hektisch versuchte, die Batterie herauszureißen.
    Dachte ich’s mir doch, sagte ich und hielt ihm die Neun-Volt-Batterie hin. Defekt.
    Was machst du denn da. Es ist drei Uhr morgens.
    ’tschuldigung. Aber der Feuermelder hat geblinkt.
    Das tut er immer.
    Wirklich.
    Ja. Kritisch wird es erst, wenn er anfängt zu pfeifen.
    Ach.
    Oddly. Er setzte sich mir gegenüber. Seine Piratenhaare standen in die Höhe.
    Kann ich mir den leihen.
    Was. Den Feuermelder.
    Ja, hier unten gibt es doch schon drei.
    Warum …
    Ich beugte mich über den Tisch und drückte seine Haare platt. So ist’s besser. Ich stellte die Neun-Volt-Batterie auf den Tisch. Die Königin der Batterien. Weißt du, was ich in den Nachrichten gehört habe, fragte ich. Und zwar in echt. Nicht in einer Montage.
    Was denn. Er rieb sich die Augen.
    4A-Batterien. Es gibt jetzt 4A-Batterien. Die sind noch kleiner als die Dreier. Ungefähr so groß, zeigte ich mit Daumen und Zeigefinger. Total süß.
    Wenn ich dir Gesellschaft leisten soll, brauchst du doch bloß meinen Namen in den Heizungsschlitz zu rufen.
    Die halten ewig. Länger als Lithium.
    Willst du denn nicht in deinem alten Bett schlafen.
    Ich dachte an mein Zimmer mit den

Weitere Kostenlose Bücher