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Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Titel: Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Grant
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im Winde flattern.
    Zugegeben, damit kann ich nicht aufwarten.
    Ein Bassetwelpe, sagte sie.
    Sie war offensichtlich nicht ganz dicht. Ein Welpe würde mir die Beine abbeißen und meinen Pool leersaufen.
    Am Strand gab es Klippen mit Tunnels, die zu anderen Stränden führten. Aber es gab auch Schilder mit der Aufschrift WISSEN SIE, WANN DIE FLUT KOMMT. Wir hatten keine Ahnung. Sie schlug sich den Welpen aus dem Kopf.
    In Krisenzeiten geht man vielleicht die Wände hoch oder dreht sich im Kreis, aber nach und nach werden die Kreise immer größer, bis man erst seine vier Wände und dann auch die Staatsgrenze hinter sich gelassen hat. Und so landeten wir schließlich in Kalifornien. Nevada. New Mexico. Arizona. Wir arbeiteten uns langsam nach Osten vor – zogen immer weitere Kreise in der Hoffnung, Cliff zu finden -, bis wir eines Tages vielleicht auch den Kontinent hinter uns lassen würden.
    Aber daraus wurde nichts. Stattdessen setzte sie sich ab. Setzte an zu einem Sprung über den Kontinent, mit Überschildkrötengeschwindigkeit. Und jetzt ist sie in einer anderen Zeitzone und braucht Seetang. Und Hilfe.
    Ich hocke immer noch auf Im Bett mit Macbeth , wende den Kopf und denke: He, ich sitze ja gar nicht in meinem Schloss. Und mir wird klar, dass das der erste Schritt ist. Schritt eins: Komm raus aus deinem Schloss. Schritt zwei: Erweitere deine Kreise. Und deinen Horizont. Schritt drei: Such dir ein Armaturenbrett, dass dich gen Osten trägt.
     
    Als Linda nach Hause kommt, hört sie Audreys Nachricht ab und lässt mich dabei keine Sekunde aus den Augen. Bei dem Wort Seetang stecke ich den Kopf unter Wasser.
    Ich glaube, wir haben keinen Seetang mehr, höre ich Chuck sagen, als ich Luft hole.
    Mein Gott, sagt Linda. Hörst du das.
    Was.
    Ihre Stimme klingt so komisch.
    Ich klettere aus meinem Pool und mache mich zur Trauerecke meines Schlosses auf. Das ist die Ecke, die von der Heizung am weitesten entfernt liegt.
    Und ob wir Seetang haben, sagt Linda. Sie hat uns extra welchen dagelassen.
    Wo.
    Sie öffnet den Kühlschrank. Da.
    Du liebe Zeit, das ist Seetang, sagt Chuck.
    So eine Art Seetangpaste, ja.
    Ich dachte, es wär Hummus.
    Äh, nö.
    Ach du Scheiße. Und Chuck spuckt in die Spüle und gibt übertriebene Würgelaute von sich, die ich nachgerade als Beleidigung empfinde.
    Du Hornochse, sagt Linda.
    Ich muss doch sehr bitten.
    Sie liest das Etikett und sagt: Frag mich lieber nicht.
    Ich würde ohnehin ein Blatt Salat vorziehen. Saftiger Eisbergsalat. Knackig und frisch. Davon allein könnt’ ich glatt leben.
     
    I n dem von meiner Wenigkeit verfassten Nachruf heißt der Verstorbene Water Flowers. Blumen gießen. Ziemlich witzig, wenn Sie mich fragen. Onkel Thoby fand es auch sehr witzig. Heute Morgen vor der Beerdigung haben wir so sehr gelacht, dass wir uns an der Küchenanrichte festhalten mussten, was ein sicheres Zeichen für Fastkaputtgelächter ist. Regel Nummer Eins des Fastkaputtgelächters: Müssen Sie sich irgendwo festhalten. Zum Beispiel an der Anrichte oder der Schulter eines lieben und geliebten Menschen. Müssen Sie Ihr Getränk abstellen. Kommen Ihnen die Tränen. Dann lachen Sie sich fast kaputt. Oder heulen sich die Augen aus.
    Wir lachten uns fast kaputt, bis Toff aufkreuzte, mit seiner eigenen Zeitung unter dem Arm, die er auf seine ganz eigene Art zu falten pflegt, und sagte: So etwas tut man nicht. So etwas tut man einfach nicht. Sein Gesicht war genauso lila wie sein Halstuch. Klatsch, landete die Zeitung auf der Anrichte.
    Was tut man nicht, fragte ich.
    Sich über den Namen eines Menschen lustig machen.
    Beruhige dich, sagte Onkel Thoby.
    Tut man doch, sagte ich.
    Was.
    Sich lustig machen.
    Oddly.
    So kommt es auch auf den Grabstein, sagte ich, wobei sich meine Stimme in ungeahnte Höhen schraubte. Ob’s dir passt oder nicht.
    Onkel Thoby trat zwischen uns und sagte: Sie macht nur Spaß. Es war ein Druckfehler. Aber einer, der Walter bestimmt gefallen hätte.
    Er hätte ihm bestimmt nicht gefallen, meinte Toff.
    Worauf ich zwischen Toff und Onkel Thoby trat und sagte: Ich glaube, wir wissen besser, was meinem Dad gefallen hätte, als du , Mr. Vollstrecker.
    Toff schwieg einen Moment. Er nahm die Zeitung. »Alles andere als friedlich«, zitierte er. Musste das unbedingt sein.
    Ja.
    Kollision. Herrgott, hättest du nicht einfach Unfall schreiben können. Oder, noch besser, überhaupt nichts. Und warum erwähnst du die Medulla oblongata.
    Warum nicht.
    Okay, aber warum schreibst

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