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Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman

Titel: Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , Sophie Zeitz
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»Pimmel, Arsch.« Dann schlenderte sie zum Kaminsims und steckte einen Dollarschein in ein Einmachglas. »Ich hatte es nicht kleiner, Hollis«, sagte sie. Colin musste lachen. Hollis machte ein grimmiges Gesicht.
    »Also«, sagte sie dann. »Raus mit euch. Sechs Stunden Tonband, und zum Abendessen seid ihr wieder hier.«
    »Warte mal. Wer macht den Laden auf?«, fragte Lindsey.
    »Ich schicke Colin für eine Weile raus.«
    »Ich dachte, ich soll Interviews mit Fremden aufnehmen«, sagte Colin.
    »Den anderen Colin«, erklärte Hollis. »Lindseys …«, sie seufzte, »… Freund. Er schwänzt sowieso die Hälfte der Zeit, wenn er arbeiten soll. So, und jetzt raus mit euch.«
     
    Als Hassan den Leichenwagen über die übertrieben lange Auffahrt der rosaroten Villa steuerte, sagte Lindsey: »Lindseys, seufz, Freund. Immer sagt sie ›Lindseys, seufz, Freund‹. Verdammt. Hört mal, ihr könnt mich einfach am Laden absetzen.«
    Hassan sah Lindsey im Rückspiegel an. »Kommt nicht in Frage. Genauso fangen Horrorfilme immer an. Wir setzen dich ab, gehen in ein fremdes Haus, und fünf Minuten später hackt mir irgendein Irrer mit einer Machete die Eier ab, während seine schizophrene Ehefrau Colin auf glühenden Kohlen Liegestütze machen lässt. Du kommst mit uns.«
    »Ich will euch ja nicht zu nahe treten, Jungs, aber Colin und ich haben uns seit gestern nicht gesehen.«
    »Ich will deinem Superhelden ja nicht zu nahe treten«, gab Hassan zurück, »aber Colin sitzt auf dem Beifahrersitz und liest Don Ju-an. Du bist mit dem anderen Colin zusammen, auch bekannt als DAC.«
    Colin hatte aufgehört zu lesen; jetzt hörte er zu, wie Hassan ihn verteidigte. Jedenfalls dachte er, dass Hassan ihn verteidigte. Bei Hassan war er sich nie so sicher. »Ich meine, mein Bruder hier ist eindeutig der Ur-Colin . Es gibt keinen wie ihn. Colin, sag auf allen Sprachen, die du kennst, einzigartig.«
    Ohne Zögern spuckte Colin die Übersetzung aus. Das war ein Wort, das er kannte. »Also, único 41 , unico 42 , unique 43 , 44 , 45 , singularis 46 , farid 47 .«
    Keine Frage, Hassan machte seine Sache gut, und Colin wurde plötzlich von einer Welle der Zuneigung erfasst, die das allgegenwärtige Loch in seinen Eingeweiden überspülte. Einen Moment fühlte es sich an wie Medizin.
    Lindsey lächelte Colin im Rückspiegel zu. »O Herr, mein Kelch der Colins schwappt über.« Sie grinste. »Der eine spricht Französisch, der andere macht es.« Sie lachte über ihren eigenen Witz, dann sagte sie: »Na schön. Ich komme mit. Ich will schließlich nicht, dass Colin die Eier abgehackt werden. Keinem Colin. Aber danach müsst ihr mich beim Laden absetzen.« Hassan willigte ein, und so wies Lindsey ihnen den Weg, vorbei an Taco Bell, der Imbissbude, die Lindsey »Taco Hell« nannte, bis sie eine kleine Seitenstraße erreichten, die von kleinen, einstöckigen Häusern gesäumt war. Vor einem davon blieben sie stehen.
    »Die meisten Leute arbeiten um diese Zeit«, erklärte sie. »Aber Starnes müsste daheim sein.«
    Starnes begrüßte sie an der Tür. Er hatte keinen Unterkiefer. Statt des Kinns und der unteren Zahnreihe hatte er nur eine Art mit Haut überzogenem Schnabel. Nichtsdestotrotz gab er sein Bestes, Lindsey anzulächeln.
    »Hallo, Schätzchen«, sagte er. »Wie geht’s dir?«
    »Mir geht’s immer gut, wenn ich dich sehe, Starnes«, antwortete sie und umarmte ihn. Seine Augen leuchteten, und dann stellte sie ihm Colin und Hassan vor. Als der alte Mann Colins Blick sah, erklärte er: »Krebs. Aber jetzt kommt erst mal rein und setzt euch.«
    Im Haus roch es muffig nach alten staubigen Sofas und nach unbehandeltem Holz. Es roch, dachte Colin, wie Spinnweben oder wie verschwommene, leicht verstörende Erinnerungen. Es roch wie im Keller von K-19. Und plötzlich schleuderte ihn der Geruch zurück in die Zeit, als sie ihn geliebt hatte – zumindest hatte es sich so angefühlt –, und seine Eingeweide fingen zu brennen an. Sekundenlang schloss er fest die Augen und wartete, dass der Schmerz verging, doch der Schmerz verging nicht. In Colins Leben war nichts vergänglich.
     
     
Der Anfang (vom Ende)
    Katherine XIX. war noch nicht die XIX., als sie einander zum dritten Mal allein begegneten. Auch wenn die Zeichen günstig schienen, brachte Colin es nicht übers Herz, sie zu fragen, ob sie mit ihm gehen wollte, und erst recht nicht, sie einfach in die Arme zu nehmen und zu küssen. Colin blieb häufig an der Stelle hängen, wo er eigentlich

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