Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman

Truck«, antwortete Colin. Er stieg in DACs Wagen, steckte den Schlüssel ins Zündschloss und drehte die Klimaanlage voll auf, obwohl zuerst nur ein Schwall heiße Luft herauskam.
    Kaum hatte Hassan die Beifahrertür geöffnet, fing er zu reden an. »Bei DAC mimt sie das aufgekratzte Girlie, bei uns ist sie mehr der Kumpeltyp und schmeißt mit Schimpfwörtern um sich, und bei Starnes macht sie einen auf alten Süden, mit Dialekt und allem Drum und Dran.«
    »Bist du in sie verknallt oder so was?«, fragte Colin.
    »Nein, ich habe nur laut gedacht. Zum letzten Mal, ich bin nicht daran interessiert, mit Mädchen rumzumachen, die ich nicht heiraten will. Was mit Lindsey anzufangen wäre haram 49 . Außerdem hat sie eine große Nase. Ich stehe nicht auf große Nasen.«
    »Ich will ja nichts sagen, aber du machst allen möglichen Mist, der haram ist.«
    Hassan nickte. »Ja, aber der Mist, den ich mache, der haram ist, ist so was wie einen Hund halten. Nicht Crack rauchen oder über Leute lästern oder stehlen oder meine Mutter anlügen oder mit Mädchen rumvögeln.«
    »Moralischer Relativismus«, sagte Colin.
    »Nein. Ich glaube einfach, Gott ist es völlig schnuppe, ob ich einen Hund habe oder ob Frauen kurze Hosen tragen. Andererseits, glaube ich, ist es Ihm nicht egal, ob du ein guter Mensch bist oder nicht.«
    Als er den Ausdruck »guter Mensch« hörte, musste Colin sofort an Katherine XIX. denken. Bald würde sie ins Ferienlager nach Wisconsin fahren, wo sie jeden Sommer als Betreuerin jobbte. Es war ein Ferienlager für Kinder mit einer körperlichen Behinderung. Katherine brachte den Kindern reiten bei. Sie war so ein guter Mensch, und er vermisste sie mit jeder Faser seines Körpers. Er vermisste sie wie Zuckerwatte 50 . Doch er spürte tief in seinem Innern, an der Stelle, wo das fehlende Teil ihm zu schaffen machte, dass sie ihn nicht so vermisste wie er sie. Wahrscheinlich war sie sogar erleichtert. Wenn sie an ihn denken würde, hätte sie angerufen. Es sei denn …
    »Ich glaube, ich rufe sie mal an.«
    »Das ist die schlechteste Idee, die du je hattest«, antwortete Hassan. »Die. Allerschlechteste. Idee.«
    »Nein, falsch. Denn was ist, wenn sie die ganze Zeit darauf wartet, dass ich sie anrufe, während ich darauf warte, dass sie mich anruft?«
    »Richtig, aber du bist der Sitzengelassene. Der Sitzengelassene ruft nicht an. Das weißt du genau, Kafir. Der Sitzengelassene darf nie, nie anrufen. Es gibt keine Ausnahme von dieser Regel. Keine. Nie anrufen. Niemals. Du darfst nicht anrufen.« Colin griff in seine Hosentasche. »Tu’s nicht, Mann. Du ziehst am Zünder einer Handgranate. Du bist mit Benzin übergossen, und das Telefon ist das brennende Streichholz.«
    Colin klappte sein Handy auf. »Ritzenkrümel«, sagte er.
    Hassan warf die Hände in die Luft. »Dazu kannst du nicht Ritzenkrümel sagen! Das ist ein offenkundiger Missbrauch von Ritzenkrümeln! Ich sage Ritzenkrümel, wenn du sie anrufst!«
    Colin klappte das Telefon wieder zu und dachte nach. Grübelnd nagte er an der Innenseite seines Daumens. »Okay«, sagte er dann und schob das Telefon wieder in die Tasche. »Ich tu es nicht.«
    Hassan seufzte tief. »Das war knapp. Was für ein Glück, dass es die doppelte Ritzenkrümel-Verneinung gibt.«
    Einen Moment lang saßen sie schweigend da, dann sagte Colin: »Ich will nach Hause.«
    »Nach Chicago?«
    »Nein, in die rosarote Villa. Aber wir müssen noch vierzig Minuten totschlagen.«
    Hassan starrte aus dem Fenster und nickte langsam. Nach ein paar Sekunden sagte er: »Okay, okay. Dickerchen mit Asthmaanfall. Ist ein alter Hut, aber wirkt immer.«
    »Was?«
    Hassan verdrehte die Augen. »Was, bist du taub? Dickerchen mit Asthmaanfall. Der älteste Trick der Welt im Handbuch für dicke Kinder. Lass mich einfach machen.«
    Sie stiegen aus, und Hassan begann laut zu keuchen. Jedes Luftholen klang wie der Schrei einer sterbenden Ente. HIIIIIEEEEHHH, ausatmen. HIIIIEEEEEHHHH, ausatmen. Er legte sich die Hand auf die Brust und rannte zum Gutshot General Store.
    »Was ist denn mit dem los?«, fragte Lindsey. Bevor Colin etwas sagen konnte, fing Hassan an, zwischen seinen Keuchern zu reden.
    »HIIIEEEHH. Asthma. HIIIEEEHHH. Anfall. HIIIEEEEHH. Schlimm. HIIIEEEHHH.«
    »Oje«, sagte Lindsey. Sie sprang von DACs Schoß, drehte sich um, griff nach ihrem Erste-Hilfe-Koffer und suchte darin vergeblich nach Asthmamedizin. Der andere Colin saß schweigend auf dem Hocker, sichtlich unzufrieden mit der