Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman

Sitzen nach vorn. »Ja, genau. Lass uns einfach eine Weile weiterfahren.« Colin trat aufs Gas, und er dachte an all die Orte, wo sie hinfahren konnten, und an all die Tage des Sommers, die noch vor ihnen lagen. Lindsey Lee Wells’ Hand lag auf seinem Arm, und sie sagte: »Ja. Natürlich. Wir können immer weiterfahren, oder? Einfach immer weiterfahren.«
    Colin spürte ein Prickeln auf der Haut. In diesem Moment fühlte er sich tief verbunden mit allen, die im Auto saßen, und mit allen anderen Menschen auch. Und er fühlte sich ganz und gar un-einzigartig, und es war ein großartiges Gefühl.

Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
     
     
    [Kommentar des Verfassers]    In den Fußnoten des Romans, den ihr gerade gelesen habt (es sei denn, ihr habt vorgeblättert, in welchem Fall ihr schleunigst zurückblättern und alles der Reihe nach lesen solltet, ihr Schlitzohren), habe ich euch einen mathematischen Anhang versprochen. Und hier kommt er.
    Zufälligerweise hatte ich eine Drei minus in Mathe, trotz der heroischen Bemühungen meines Mathelehrers Mr. Lantrip, und ich habe mit Ach und Krach den Grundkurs bestanden. Das College, das ich später besuchte, kam für mich unter anderem deswegen in Frage, weil dort kein Mathe unterrichtet wurde. Doch nach dem College hatte ich – ich weiß, das klingt seltsam – plötzlich Lust auf Mathe. Leider bin ich immer noch nicht gut darin. Ich hatte Lust auf Mathe, wie ein Neunjähriger Lust auf Skateboardfahren hat: Ich rede gerne drüber, ohne dass bei mir viel dahintersteckt.
    Glücklicherweise bin ich mit Daniel Biss befreundet, der zufällig einer der besten jungen Mathematiker in den USA ist. Daniel ist weithin bekannt in der Mathewelt, zum Teil wegen eines Aufsatzes, den er vor ein paar Jahren veröffentlicht hat, in dem er beweist, dass ein Kreis eigentlich ein dickes, aufgeblasenes Dreieck ist. Außerdem ist er einer meiner liebsten Freunde. Daniel ist es zu verdanken, dass Colins Theorem aus echter Mathematik besteht und im Zusammenhang des Romans wirklich funktioniert. Ich habe ihn gebeten, im Anhang die Mathematik, die hinter Colins Formel steht, zu erklären. Den Anhang zu lesen ist, wie bei allen Anhängen, natürlich rein freiwillig. Aber ich verspreche euch, es ist hochinteressant. Viel Spaß dabei.
    John Green

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    [Der Anhang]    Colins Heureka-Erlebnis setzte sich aus drei Zutaten zusammen.
    Zum Ersten fiel Colin auf, dass eine Beziehung etwas ist, das sich als Graph darstellen lässt. So etwas kann zum Beispiel folgendermaßen aussehen:
     

 
     
    In Colins These ist die horizontale Linie (die wir x-Achse nennen) die Zeitachse. Der erste Punkt, an dem die Kurve die x-Achse schneidet, entspricht dem Anfang der Beziehung, der zweite Schnittpunkt mit der x-Achse entspricht dem Ende der Beziehung. Falls die Kurve sich in der Zeit dazwischen oberhalb der x-Achse befindet, lässt das Mädchen den Jungen sitzen; falls die Kurve unterhalb der x-Achse verläuft, heißt das, der Junge hat das Mädchen sitzen gelassen (»Junge« und »Mädchen« haben für unsere Zwecke keine geschlechtsspezifische Bedeutung; für gleichgeschlechtliche Beziehungen kann genauso gut »Junge1« und »Junge2« oder »Mädchen1« und »Mädchen2« eingesetzt werden). In unserem Diagramm küsst sich das Paar das erste Mal am Dienstag, und am Mittwoch lässt das Mädchen den Jungen sitzen. (Alles in allem eine typische Colin-Katherine-Situation.) Da die Kurve die x-Achse nur am Anfang und am Ende der Beziehung kreuzt, ist das zu erwarten, und zwar zu jedem beliebigen Zeitpunkt, je weiter die Kurve von der x-Achse entfernt ist, desto weiter ist die Beziehung von ihrem Ende entfernt, in anderen Worten, desto besser läuft die Beziehung. Hier ist ein komplizierteres Beispiel, der Graph meiner Beziehung mit einer meiner Exfreundinnen:
     

 
     
    Der glorreiche Anfang fand im Februar statt, als wir uns innerhalb von ein paar Stunden kennenlernten, ein Schneesturm losbrach, sie mit ihrem Wagen auf eisglatter Fahrbahn einen Totalschaden hatte und sich dabei das Handgelenk brach. Plötzlich waren wir in meiner Wohnung eingeschneit, sie war verletzt und mit Schmerzmitteln betäubt, und ich war berauscht von meinen zwei neuen Aufgaben als Krankenschwester und als ihr Freund. Doch die Phase endete abrupt, als zwei Wochen später der Schnee schmolz, ihre Hand heilte und wir