Die erste Nacht - Roman
Fieberträume und haben im Delirium derart getobt, dass man es für klug hielt, Sie vor sich selbst zu schützen. Außerdem waren die Schwestern es leid, Sie mehrmals in der Nacht am Boden liegend vorzufinden. Sie waren unglaublich unruhig im Schlaf, das kann ich Ihnen versichern! Gut, ich denke zwar, ich habe nicht wirklich das Recht dazu, doch da hier alle gerade Mittagsschlaf zu halten scheinen, erachte ich mich als einzige kompetente Autorität und werde Sie befreien«, sagte er und band mich los.
»Walter, werden Sie mir jetzt erklären, warum ich in einem Krankenhauszimmer bin?«
»Können Sie sich an gar nichts erinnern?«
»Wenn ich mich an irgendetwas erinnern würde, würde ich Ihnen diese Frage nicht stellen.«
Walter trat ans Fenster und blickte hinaus.
»Ich weiß nicht so recht«, sagte er nachdenklich. »Ich glaube, ich warte lieber, bis Sie wieder zu Kräften gekommen sind. Dann reden wir. Versprochen.«
Ich richtete mich in meinem Bett auf, mir wurde schwindelig, und Walter stürzte herbei, damit ich nicht wieder hinausfiel.
»Habe ich es nicht gesagt? Legen Sie sich schnell wieder hin und beruhigen Sie sich. Ihre Mutter und Ihre reizende Tante haben sich größte Sorgen gemacht. Deshalb bemühen Sie sich
bitte, wach zu sein, wenn sie am späten Nachmittag zu Besuch kommen. Ermüden Sie sich nicht unnötig. Hopp, hopp!, das ist ein Befehl! Solange keine Ärzte und Krankenschwestern hier sind und ganz Athen Siesta hält, habe ich hier das Sagen!«
Mein Mund war trocken, Walter reichte mir ein Glas mit Wasser.
»Langsam, ganz langsam! Sie hängen schon seit Langem am Tropf, und ich weiß gar nicht, ob Sie überhaupt trinken dürfen. Spielen Sie jetzt bitte nicht den schwierigen Kranken.«
»Walter, ich gebe Ihnen eine Minute, um mir zu sagen, unter welchen Umständen ich hierhergekommen bin. Sonst reiße ich alle Schläuche raus!«
»Ich hätte Sie niemals losbinden dürfen.«
»Fünfzig Sekunden!«
»Diese kleine Erpressung ist alles andere als nett von Ihnen. Sie haben mir viel zu verdanken, Adrian!«
»Vierzig!«
»Sobald Sie Ihre Mutter gesehen haben.«
»Dreißig!«
»Also dann, sobald die Ärzte Visite gemacht und bestätigt haben, dass Sie auf dem Weg der Besserung sind.«
»Zwanzig!«
»Sie sind wirklich von unerträglicher Ungeduld. Seit vielen, vielen Tagen wache ich jetzt schon bei Ihnen. Da könnten Sie wirklich etwas anders mit mir umgehen!«
»Zehn!«
»Adrian!«, schrie Walter. »Nehmen Sie sofort die Hand von Ihrer Infusionsflasche! Ich warne Sie, Adrian, ein Tropfen Blut fließt auf diese weißen Laken, und ich antworte Ihnen überhaupt nicht mehr.«
»Fünf!«
»Gut, Sie haben gewonnen. Ich werde Ihnen alles sagen.
Aber Sie können sicher sein, dass ich es Ihnen sehr übel nehme.«
»Ich lausche, Walter.«
»Sie können sich also an nichts erinnern?«
»An nichts.«
»An meine Ankunft auf Hydra?«
»Doch, daran schon.«
»An den Kaffee, den wir auf der Terrasse neben dem Laden Ihrer reizenden Tante getrunken haben?«
»Daran auch.«
»An das Foto von Keira, das ich Ihnen gezeigt habe?«
»Natürlich kann ich mich daran erinnern.«
»Das ist ein gutes Zeichen … Und dann?«
»Jetzt wird es etwas verschwommen. Wir haben zusammen das Schiff nach Athen genommen und uns am Flughafen verabschiedet. Sie sind nach London geflogen und ich nach China. Aber ich weiß nicht einmal mehr, ob das die Realität oder nur ein langer Albtraum war.«
»Nein, nein, ich kann Ihnen versichern, dass es tatsächlich so war. Sie haben das Flugzeug genommen, auch wenn Sie nicht weit gekommen sind. Fangen wir noch mal bei meiner Ankunft auf Hydra an. Doch wozu all die Zeit verlieren, ich kann Ihnen zwei Neuigkeiten ankündigen.«
»Fangen Sie mit der schlechten an.«
»Unmöglich! Ohne zunächst die gute zu kennen, verstehen Sie nichts von der schlechten.«
»Nun, wenn ich nicht die Wahl habe, dann rücken Sie erst mit der guten raus …«
»Keira lebt, und das ist mehr als nur eine Vermutung, es ist Gewissheit.«
Ich schoss aus meinem Bett hoch.
»Was halten Sie, nachdem das Wichtigste gesagt ist, von
einer kleinen Pause, während wir auf Ihre Mutter, auf die Ärzte oder auf beide warten?«
»Walter, hören Sie mit Ihrem Getue auf! Was ist die schlechte Nachricht?«
»Immer schön alles der Reihe nach. Sie haben mich gefragt, was Sie hier tun, also lassen Sie es mich erklären. Zunächst sollen Sie wissen, dass Sie eine 747 umgeleitet haben, was nicht unbedingt jedem
Weitere Kostenlose Bücher