Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules
meiner ältesten Freunde, mein bester – er war es immer.«
»Haben Sie nach der Heirat viel mit ihnen verkehrt?«
»Ich habe fast alle meine Urlaube hier verbracht. Der Ort ist mir eine zweite Heimat. Charles und Caroline hielten immer ein Zimmer für mich bereit – es erwartete mich immer fix und fertig…« Er straffte seine Schultern und schob seinen Kopf kampflustig vor. »Darum bin ich jetzt hier – um ihnen beizustehen, wenn ich gebraucht werde. Wenn Charles mich braucht – ich bin zur Stelle.«
Wieder streifte sie der Hauch der Tragödie.
»Und was halten Sie – von alledem?«, forschte Poirot.
Frobisher stand unbeweglich da, seine Brauen zogen sich zusammen.
»Ich finde, je weniger man darüber spricht, desto besser. Und, offen gesagt, verstehe ich nicht, warum Diana Sie hierher geschleppt hat.«
»Sie wissen, dass Diana Maberlys Verlobung mit Hugh Chandler aufgelöst wurde.«
»Ja, ich weiß es.«
»Und kennen Sie den Grund?«
Frobisher antwortete steif:
»Junge Leute machen diese Dinge untereinander ab. Es ist nicht an mir, mich einzumischen.«
»Hugh Chandler hat Diana erklärt, dass sie nicht heiraten können, weil er im Begriff ist, den Verstand zu verlieren«, führte Poirot aus.
Er sah, wie sich auf Frobishers Stirn Schweißperlen bildeten.
Er sagte:
»Müssen wir über die verdammte Geschichte sprechen? Was glauben Sie denn, machen zu können? Hugh hat das einzig Richtige getan, der arme Teufel. Es ist nicht seine Schuld, es ist Vererbung – Keimplasma – Ganglien… Aber im Augenblick, da er es erfuhr, was blieb ihm denn übrig, als die Verlobung zu lösen? Es gehört zu den Dingen, die getan werden müssen.«
»Wenn ich überzeugt wäre, dass – «
»Lassen Sie es sich gesagt sein.«
»Aber Sie haben mir nichts gesagt!«
»Ich sage Ihnen doch, dass ich nicht darüber sprechen will.«
»Warum hat Admiral Chandler seinen Sohn gezwungen, den Dienst bei der Marine zu quittieren?«
»Weil es das einzig Mögliche war.«
»Warum?«
Frobisher schüttelte eigensinnig den Kopf.
Poirot flüsterte:
»Hatte es etwas damit zu tun, dass in der Gegend etliche Schafe getötet wurden?«
Der andere brummte ärgerlich:
»Also haben Sie davon gehört?«
»Diana hat es mir gesagt.«
»Das Mädel hätte lieber den Mund halten sollen.«
»Sie hielt es nicht für völlig erwiesen.«
»Sie weiß nicht.«
»Was weiß sie nicht?«
Frobisher begann unwillig, zögernd zu sprechen:
»Nun schön, wenn Sie es unbedingt wissen wollen… Chandler hört in jener Nacht einen Lärm. Denkt, es sind Diebe. Geht hinaus, nachsehen. Licht im Zimmer des Jungen. Chandler geht hinein. Hugh liegt angekleidet auf dem Bett – schläft wie erschlagen. Blut auf seinen Kleidern. Das Waschbecken im Zimmer voll Blut. Sein Vater konnte ihn nicht aufwecken. Am nächsten Morgen hört er, dass man Schafe mit durchschnittenen Hälsen gefunden hat. Befragt Hugh. Der Junge weiß nichts davon. Konnte sich nicht erinnern, aus gewesen zu sein – dabei standen seine kotbedeckten Schuhe beim Nebeneingang. Konnte das Blut im Waschbecken nicht erklären. Konnte nichts erklären. Der arme Teufel hat es nicht gewusst, verstehen Sie?
Charles kam zu mir, um sich auszusprechen, was zu tun sei. Dann geschah es wieder – drei Nächte später. Schließlich – das sehen Sie doch ein – musste der Junge den Dienst quittieren. Hier, wo Charles ihn unter den Augen hat, kann er auf ihn aufpassen. Man kann keinen Skandal bei der Marine riskieren. Ja, es war das einzig Mögliche.«
Poirot nickte: »Und seitdem?«
Frobisher wurde heftig. »Ich beantworte keinerlei Fragen mehr. Glauben Sie nicht, dass Hugh seine eigenen Angelegenheiten am besten versteht?«
Hercule Poirot antwortete nicht. Er sträubte sich immer, zuzugeben, dass irgendjemand etwas besser verstehen könne als Hercule Poirot.
Als sie in die Halle kamen, trafen sie Admiral Chandler, der gerade hereinkam. Er hob sich einen Augenblick als dunkle Silhouette vom grellen Sonnenlicht draußen ab.
Er sagte mit leiser, barscher Stimme:
»Oh, da seid ihr ja beide. Monsieur Poirot, darf ich Sie auf ein paar Minuten in mein Arbeitszimmer bitten?«
Frobisher ging durch die Tür hinaus, und Poirot folgte dem Admiral. Er hatte ein wenig das Gefühl, als hätte man ihn auf das Achterdeck kommandiert, damit er sich rechtfertige.
Der Admiral wies Poirot einen der großen Fauteuils an und setzte sich in den anderen. Während Poirot mit Frobisher gesprochen hatte, war ihm die
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