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Die ersten Zeitreisen

Die ersten Zeitreisen

Titel: Die ersten Zeitreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Heinrich und Erik Simon
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Omar, und in der Tat war der in
puncto Mystifikationen so kritische Ort schon außer
Sicht — die Maschine flog mit großer Geschwindigkeit
nordwärts und hatte bald die Beka erreicht, jenes Tal
zwischen dem Libanongebirge und dem Antilibanon, wo
sich bekanntlich die vielzitierte Terrasse befindet.
17. Die Terrasse
    aber war nicht auffindbar. Sie kreisten über der Gegend
und suchten von hoch oben alles ab. Die riesige Terrasse
oder wenigstens der Dreistein hätten gut sichtbar sein
müssen, waren es aber nicht. Birne dachte kurz, aber intensiv
nach und verkündete sodann: „In Anbetracht dieser
Tatsache, unserer Beobachtungen nämlich, drängt
sich mir die Vermutung auf, daß sie noch gar nicht da ist.
Die Terrasse nämlich.“
    Die anderen Expeditionsteilnehmer stimmten diesem
scharfsinnigen Schluß vorbehaltlos zu. Enttäuscht verzichteten
sie auf eine Landung und beratschlagten, was
zu tun sei. Offensichtlich stand das umstrittene Bauwerk
noch nicht, und der Bau war allen Anzeichen nach in den
nächsten Tagen nicht zu erwarten.
    „Also doch die Römer“, meinte Pawel Heideck leichtfertig
und erntete unverzüglich energischen Widerspruch
von seinen Gefährten: „So ein Unsinn!“ — „Wieso die
Römer? Das würde mich sehr wundern.“ — „Ich kann
das auch nicht glauben. Die Römer haben nämlich nie
mit solch großen Blöcken gebaut, und überhaupt . . .“
18. Ein Zeitsprung
    war notwendig und wurde auch durchgeführt. Heribert
McCroy stellte den Zeiger der Zielskala nur ganz wenig
vor, wo überhaupt keine Markierung war, und drückte
auf den Auslöser. Die Luke blieb offen, und für einen
Moment sahen sie im Gebiet unter sich Schatten huschen,
konnten aber nichts erkennen — dazu lief die Maschine
viel zu schnell; dann rastete der Zeiger ein, die
Zeitmaschine hielt an, und die Terrasse war plötzlich da.
Nun sahen sie die Bescherung: Auf der Grundfläche von
89 mal 50 Metern begann bereits der Jupitertempel Gestalt
anzunehmen, und das emsige Treiben der Bauleute
ließ die Zeitreisenden von einer Landung Abstand nehmen.
    Omar ärgerte sich. „Erst war gar keiner da, den man hätte
belauschen können, und jetzt sind es viel zuvielEinheimische, Ausländer einbegriffen. Da macht die
ganze Temponautik keinen richtigen Spaß mehr.“
19. Der Fall
    schien sehr schwierig. Die beiden so erfolglos angesteuerten
Zeitpunkte entsprachen zwei unmittelbar benachbarten
temporalen Makroquantenniveaus, das
heißt, das Intervall zwischen diesen beiden Eigenwerten
der Kristallsäule und damit der Zeitpunkt des Baus war
mit dieser Zeitmaschine nicht zu erreichen.
    „Und es waren doch die Römer!“ Paule meldete sich wieder
zu Wort.
    Sein Starrsinn hatte Erfolg, denn Dr. Birnler schien
weich zu werden. „Hmm“, sagte er, „ob die Terrasse
wirklich von den Leuten gebaut worden ist, die jetzt den
Tempel darauf errichten? Wie man es auch nimmt, es
muß im ersten Jahrhundert passiert sein, also . . . Aber
das ist mir ein Rätsel, ich dachte nämlich immer, die
Terrasse oder zumindest der Dreistein wären viel älter.“
Er blickte sich ratlos um.
    Omar Rubiah sagte: „Die Technik, mit der sie jetzt den
Tempel errichten, dürfte nicht geeignet sein, die größten
Steine der Terrasse auch nur anzuheben, geschweige
denn, sie vom Steinbruch hierher zu transportieren und
so genau zu placieren. Nein, das Problem ist noch ungelöst.
Wir werden wohl ohne Ergebnis zurückkehren, so
traurig das ist — es ist nicht zu ändern.“
    Die anderen mußten ihm zustimmen und machten den
Temporalantrieb klar. Paule schloß die Luke, und die
Rückreise verlief in gedrückter Stimmung. Auf das Aussetzen
einer temponautischen Flaschenpost verzichtete
Paule lieber vorerst, solange die Reaktion in Temporalisten-
und Historikerkreisen noch unklar war.
20. Die erfolglose Rückkehr
    wurde mit äußerster Diskretion behandelt, jedenfalls solange
die Schuldfrage ungeklärt blieb. Begreiflicherweisewar in erster Linie die Zeitmaschine schuld, denn
sie konnte den entscheidenden Zeitpunkt infolge ihrer
Konstruktion nicht erreichen. Einige schoben dann den
Rest der Schuld auf den ab, der die Maschine ausgewählt
hatte (obwohl allgemein bekannt war, daß es da gar
nichts zu wählen gab, wie wir schon eingangs aus dem
Munde des Temporaladministrators erfahren haben).
Andere wollten den Verantwortlichen der letzten Modernisierung
am Pranger sehen (obwohl dieser mit der Eigenfrequenz
der Kristallsäule natürlich auch nichts zu
tun hatte, die hatte

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