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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Mondes.
    Das Wesen war zu einer Schlange geworden. Sein glattes, schwarzes Fell glänzte immer noch, und es hatte immer noch so große, ausdrucksvolle Augen wie ein Säugetier, aber mehr war von der Katze, der sie so vertrauensvoll bis hierher nachgelaufen war, nicht übrig geblieben.
    Es blinzelte sie mit seinen Katzenaugen an und zischte, und Jessica löste sich endlich aus ihrer Schreckensstarre. Sie schrie auf und kroch auf Händen und Füßen rückwärts. Das Ding zitterte immer noch, als ob es seinen neuen Körper noch nicht ganz unter Kontrolle hätte, folgte ihr aber mit seinem Blick.
    Jessica erhob sich auf die Füße und ging weiter rückwärts. Das Wesen fing jetzt an zu schlängeln, drehte Kreise und gab entsetzliche Laute von sich, die sich wie ein Zwischending aus Zischen und dem Geschrei einer strangulierten Katze anhörten. Es hörte sich so an, als ob die Katze in der Schlange festsitzen und versuchen würde, sich einen Weg freizukämpfen.
    Ein Schauder fuhr Jessica durch den ganzen Körper. Sie hasste Schlangen. Nachdem sie ihre Augen von der Kreatur losgerissen hatte, sah sie sich hektisch nach den Häusern in ihrer Nähe um, in dem Versuch, sich zu erinnern, wo sie war. Sie musste nach Hause und zurück in ihr Bett. Sie hatte genug von diesem Traum. Alles, was darin vorkam, verwandelte sich in etwas Furchtbares und Ekelhaftes. Sie musste diesem Albtraum ein Ende machen, bevor er noch schlimmer wurde.
    Dann hörte sie noch ein Zischen hinter sich, und Jessicas Herz begann zu hämmern.
    Hinter ihr schlängelten sich beinahe unsichtbare Gestalten vom Rasen auf die Straße. Mehr Schlangen, Dutzende, lauter Kreaturen wie die eine, der sie hierher gefolgt war. Sie nahmen ihre Positionen in einem Kreis um sie herum ein.
    Wenige Augenblicke später war sie umzingelt.
    „Das glaube ich nicht“, sagte sie laut, langsam und deutlich, wobei sie hoffte, sie könnte ihre Worte damit wahr machen. Sie ging ein paar Schritte in die Richtung, von der sie glaubte, dass es dort nach Hause ging, wobei sie versuchte, die schlängelnden Gestalten in ihrem Weg nicht anzusehen. Die Schlangen zischten und wichen nervös vor ihr zurück. Wie die Katze nahmen auch sie sich vor ihr in Acht.
    Einen verrückten Augenblick lang erinnerte sie sich daran, was ihre Mutter über wilde Tiere zu ihr gesagt hatte, bevor sie die Stadt verlassen hatten. „Denk dran, sie haben mehr Angst vor dir als du vor ihnen.“
    „Na logo“, murmelte sie. Im Kopf einer Schlange war doch gar kein Platz für die Angst, die sie hatte.
    Trotzdem ging sie weiter, mit bedächtigen, zielgerichteten Schritten, und die Schlangen gaben den Weg für sie frei. Vielleicht hatten sie wirklich mehr Angst als sie.
    Noch ein paar Schritte, dann hatte sie den Kreis verlassen. Sie ging schnell weiter, bis sie die Schlangen einen halben Block hinter sich hatte.
    Sie drehte sich um und rief: „Kein Wunder, dass ihr wie Hühnchen schmeckt. Ihr seid Hühnchen.“
    Ein neues Geräusch tauchte hinter ihr auf.
    Es hörte sich wie ein tiefes Rumpeln an, wie die Hochbahn, die einen Block hinter ihrem alten Haus vorbeigefahren war. Jessica hörte es eigentlich nicht, sie spürte es eher in ihren Fußsohlen. Das Geräusch schien ihren Rücken hinaufzukriechen, bevor ein hörbarer Ton daraus wurde.
    „Was noch?“, sagte sie und drehte sich um.
    Sie erstarrte, als sie es am Ende der Straße sah.
    Es sah wie die Katze aus, bloß viel größer, und seine Augen befanden sich etwa in Jessicas Schulterhöhe. Unter seinem schwarzen Mitternachtsfell kräuselten sich gewaltige Muskeln, als ob zahllose kriechende Schlangen darunter leben würden.
    Ein schwarzer Panther. Sie erinnerte sich an Jens Geschichte in der Bibliothek, aber dieses Wesen sah nicht so aus, als wäre es aus irgendeinem Zirkus abgehauen.
    Jessica hörte die Schlangen hinter sich, einen anschwellenden Chor aus Zischlauten. Sie sah sich nach ihnen um. Die schlängelnden, schwarzen Gestalten schwärmten aus, als ob sie sie auf die Katze zutreiben wollten.
    Sie sahen nicht mehr so aus, als ob sie Angst vor ihr hätten.

suchparty
    12.00 Uhr Mitternacht
    8
    „Etwas Schlimmes passiert.“
    Melissa sagte die Worte leise und füllte die Stille der blauen Zeit mit einem eindringlichen Flüstern. Dess blickte über den Schrottplatz bis zu der Stelle, wo ihre Freunde standen. In Melissas aufwärtsgerichteten Augen spiegelte sich das Licht des Mitternachtsmondes. Rex kauerte wie üblich dicht an ihrer Seite, auf ihre Worte

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