»Die Essensfälscher«. Was uns die Lebensmittelkonzerne auf die Teller lügen
Parmesankäse besteht, gibt es so gut wie nicht im Supermarkt. Weil es sich nicht lohnt, ehrliche Qualität zu produzieren, solange Konkurrenten wie Bertolli mit unehrlichen Etiketten höchste Qualität trotz billiger Inhaltsstoffe vortäuschen.
Diese Vorgehensweise findet sich in allen Preissegmenten der Lebensmittelwirtschaft. Man schlendere durch einen Feinkostladen, in dem die Verkäufer ihrer Arbeit noch in weißen Kitteln nachgehen und die Kundschaft nach Möglichkeit beim Namen begrüßen. Doch selbst dort wird gemogelt, was das Zeug hält. Man greife beispielsweise nach dem vorgeblichen »Gourmet-Frühstück Erdbeere« vom Konfitürenhersteller Schwartau. Auf dem Etikett prangt noch, in Gold, die Aufschrift »Mövenpick of Switzerland«, was dem Produkt gleich eine besondere Aura verschafft. Tatsächlich gehört dieser angebliche Feinschmecker-Fruchtaufstrich zu den teuersten Produkten im Konfitürenregal – ein Kilogramm kostet rund 8,40 Euro, das ist annähernd das Dreifache des Preises für eine Handelsmarke. Vom teuren Preis abgesehen, ist das Produkt jedoch Verbrauchertäuschung der billigsten Art. Die erste Ent-Täuschung: Die Konfitüre kommt gar nicht aus der Schweiz, sondern aus Schleswig-Holstein, wo Schwartau seit mehr als hundert Jahren seinen Sitz hat. Der einzige Bezug zum Nachbarland besteht darin, dass der Brotaufstrich »nach original Schweizer Rezepturen« hergestellt wird. Aber was genau Mövenpick nun »originaler« macht als andere Konfitüren und was das Besondere an der »Schweizer Rezeptur« ist, das kann auch Schwartau nicht nachvollziehbar erklären. Verkochen die Schweizer Erdbeeren, Zucker und Geliermittel etwa anders als andere? So viele Möglichkeiten lässt die Zutatenliste jedenfalls nicht zu. Wie für die meisten industriell produzierten Konfitüren werden auch für »Mövenpick«-Fruchtaufstriche Früchte mit Zucker in Vakuumkesseln eingedampft und mit Geliermittel cremig gemacht. Und ob jene Schweizer »Original-Rezeptur« auch den Zusatzstoff E 330 enthielt, also Zitronensäure, die mit echten Zitronen oft nichts zu tun hat, sondern mit Hilfe von Schimmelpilzen gewonnen wird? Die zweite Ent-Täuschung: Die als »eine Königin unter den Erdbeeren« gepriesenen Früchte entpuppen sich als die Sorte Senga-Sengana, die in der Konfitürenindustrie Standard ist und alles andere als eine »ganz besondere Frucht«. Und die 55 Gramm Erdbeeren pro 100 Gramm Konfitüre sind auch nur fünf Gramm mehr als bei anderen Produkten. So bleibt vom vermeintlichen Edel-Produkt »of Switzerland«, aber Made in Germany eigentlich nur das edle, aber irreführende Etikett. Und der »kleine Luxus im Alltag«, den Schwartau mit dem Verzehr verspricht, beschränkt sich auf den luxuriösen Preis.
Gourmet-Schwindel auf höchstem Niveau leistet sich auch der Suppen- und Saucen-Spezialist Escoffier, der seinen kreativen Anspruch noch zusätzlich unterstreicht, indem er den Spitzenkoch Alfons Schuhbeck einspannt. Escoffier und Schuhbeck spielen nicht die Karte der geographischen, sondern die der ideellen Herkunft: Wo ein echter Koch ist, dazu noch einer mit Stern, da muss auch qualitätsvolles Essen sein, das mit Industrieware nichts zu tun hat. In seiner knappen Zeit hat der Fernsehkoch die »Escoffier Duett Champignon-Creme-Suppe« mit entwickelt. Doch seinem Ruf und dem von Escoffier hat er damit keinen Dienst erwiesen. Denn die Champignon-Creme-Suppe ist eines der unverschämtesten Beispiele dafür, mit welchen Tricks die Lebensmittelindustrie Verbrauchern das Geld aus der Tasche zieht. Im Prinzip handelt es sich bei dem Produkt nämlich um nichts anderes als eine ganz normale Tütensuppe, nur dass sie in zwei Dosen verkauft wird. Denn die Zutaten der vermeintlichen Qualitätssuppe in der einen Dose unterscheiden sich nur wenig von einer Standard-Tütensuppe – Zusatzstoffe, Aromen und Geschmacksverstärker inklusive. Da hilft es auch nicht, dass in der zweiten Dose aromatisiertes Salzwasser für den »Fond« mitgeliefert wird. Unter einem »Fond« versteht man im Allgemeinen eine konzentrierte Brühe, die durch das Einkochen von Fleisch, Fisch oder Gemüse entsteht und als Grundlage für Saucen und Suppen dient. In Escoffiers »Fond« für die Champignon-Creme-Suppe hat es allerdings nur ein einziges Gemüse geschafft – Lauch. Mit diesem ärmlichen »Fond« und mit der »hochwertigen Verpackung aus Weißblech« begründet Escoffier den horrenden Preis der Suppe, der drei- oder viermal
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