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Die Eule - Niederrhein-Krimi

Die Eule - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Eule - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Thomas u Wirth Hesse
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kommen, um mich zu unterstützen. Ich lehnte sein Angebot ab. Das musste sich nicht noch ein Mensch anschauen, was dort los war.«
    Sie ist gar nicht so unnahbar, wie sie am Vortag erschien, registrierte Karin.
    »Erst nahm ich Abschied von den Verblichenen, entließ sie auf den Weg ihrer endgültigen Bestimmung. Dann betete ich um Trost und Hoffnung für die Verletzten, und als Letztes wollte ich den Unglücksfahrer mit einbeziehen. Das ging nicht. Ich erschrak über mich selbst. Ich habe Jahre der inneren Einkehr gebraucht, um diese Glaubensgemeinschaft aufzubauen und souverän zu führen, und nun versagte ich an einem so einfachen Grundsatz wie Vergebung. Mit Monikas Blut an meinen Fingern konnte ich dieser Kreatur nicht vergeben.«
    Am liebsten hätte Karin sie in den Arm genommen, ihr die Hand getätschelt. Sie wollte etwas Tröstliches beitragen.
    »Frau Garowske, das ist doch menschlich in so einer Situation. Inzwischen haben Sie sich hoffentlich verziehen?«
    Die Miene der Frau bekam harte Züge, von einem Augenblick zum anderen gewann ihre Stimme eine eindrucksvolle Strenge.
    »Verzeihen! Sie haben doch keine Ahnung, junge Frau. Es gibt keine Verzeihung, wie es Auskünfte gibt. Wenn überhaupt, dann gibt es Verzeihung nicht einfach so, das ist eine kindliche Vorstellung. Was mir da draußen gestern widerfuhr, ist unverzeihlich. Nach unseren Grundsätzen kann ich es nur abarbeiten. In der nächsten Zusammenkunft werde ich meine Verfehlung zum Thema machen und die mir auferlegte Aufgabe mit Demut annehmen.«
    Da kam sie also zum Vorschein, die Führerin einer Glaubensgemeinschaft. Sie stellte sich nicht über die anderen, verlangte vorbildlich ebenbürtige Behandlung.
    »Erzählen Sie mir etwas über Ihre Gemeinschaft. ›Die Gerechten der Welt‹, richtig? Ich habe noch nie von ihnen gehört.«
    Wieder ging etwas vor sich in der aufrecht sitzenden Frau, ihr Blick verlor an Klarheit. Karin verspürte die Unsicherheit, ihre Bitte hatte sie aus dem Konzept gebracht. Nach einigen tiefen Atemzügen fand sie zu sich zurück, nicht zu der zugänglichen Milde, sondern zu der unerbittlich wirkenden Strenge.
    »Das ist nicht das Thema, Sie wollten einen Ablauf des Geschehens haben. Mehr erfahren Sie heute nicht. Ihnen fehlt es an Gradlinigkeit. Unser Gespräch ist beendet. Bitte verlassen Sie meine Wohnung.«
    Diesen Verlauf der Befragung hatte Karin nicht erwartet, schwankte verunsichert, entschied sich für den bedingungslosen Rückzug. Sie stand an der Wohnungstür, als ein Funken Widerstand sich nicht so einfach hinausbugsieren ließ.
    »Frau Garowske? Ich würde mich gerne weiter mit Ihnen unterhalten. Ich lege Ihnen meine Karte auf die Kommode. Da ist meine Dienstnummer drauf. Rufen Sie mich heute noch an, damit wir einen Termin vereinbaren. Ich werde inzwischen einen Bericht anfertigen, den Sie nach Sichtung noch unterschreiben müssen. Ich rechne mit Ihnen, Frau Garowske, hören Sie?«
    Zwei, drei tiefe Atemzüge drangen zu Karin. Die Frau würde jetzt nicht antworten, so viel war ihr klar. Sie musste ihr entgegenkommen, ein persönliches Angebot hinterlassen. Karin entschied sich blitzschnell.
    »Es tut mir leid. Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen zu nahe getreten bin, das war nicht beabsichtigt.«
    Es zeigte Wirkung.
    »Was sagten Sie? Wiederholen Sie es, ich konnte es schlecht verstehen.«
    Noch einmal.
    »Es tut mir leid, und verzeihen Sie, wenn ich Ihnen zu nahe getreten bin. Das war nicht beabsichtigt.«
    Karin wartete auf eine Reaktion. Erst als ihre Hand auf der Türklinke lag, antwortete die Garowske.
    »Nehmen Sie sich die Zeit und wiederholen Sie Ihre Worte heute in drei Blöcken jeweils zwanzig Mal. Stumm. Das verdichtet die Bedeutung. Und jetzt gehen Sie.«
    * * *
    Karin verließ die Wohnung, verwundert darüber, wie leicht ihr die entschuldigenden Worte über die Lippen gekommen waren, und erstaunt über den verwunderlichen Auftrag. Das würden ihr die Kollegen nicht glauben. Vielleicht mussten sie es auch gar nicht erfahren. Im Hausflur lauschte sie an der Tür, kein Geräusch zu hören. Frau Garowske hatte zum zweiten Mal ein Gespräch auf ihre Art beendet. Karin Krafft hatte es zum wiederholten Mal zugelassen.
    Auf der Fahrt zum Präsidium ging ihr die Begegnung nicht aus dem Kopf. Was sollte dieser Quatsch mit den Wiederholungsblöcken? Und was wollte diese Frau? Wer war sie wirklich? Sie musste sich um die Glaubensgemeinschaft bemühen, vielleicht gab es ja doch einen Hintergrund jenseits

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