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Die Eule - Niederrhein-Krimi

Die Eule - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Eule - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Thomas u Wirth Hesse
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persönlicher Motive. Dieser Pilgerbetreuer in Kevelaer, der musste doch Genaueres wissen. Das Handy riss Karin aus Gedanken, die wieder zum letzten Dialog mit der alten Dame glitten. Burmeester meldete sich von unterwegs.
    »Ich wollte vorhin nicht einfach auf die Mailbox quatschen. Ich bin unterwegs nach Xanten, da liegt die Freundin des Toten Kai Manzel auf Intensiv. Sie ist aufgewacht und verlangt vehement, jemanden von der Kripo zu sprechen.«
    »Ja?«
    »Sie muss irgendwas loswerden. Ich dachte, ich fahre schon mal los. Ich wusste ja nicht, wie lange du brauchen würdest.«
    »Schon gut.«
    Die Einsilbigkeit schien Burmeester zu irritierten. Seine Vorgesetzte war bekannt für ihre Gradlinigkeit und Präsenz. Sie erbat sich Pausen, wenn sie müde wurde, konnte laut werden, wenn jemand unfachlich wurde, und anerkennend Erfolge honorieren. Jedenfalls war sie immer bei der Sache. Innere Abwesenheit überkam sie äußerst selten.
    »Sag mal, ist was?«
    »Nö, was soll denn sein?«
    »Heute Morgen hattest du eine bessere Laune. Trotz der nervenden Fragen bei der Pressekonferenz, das hast du mit gebotenem Ernst, souverän und unverkrampft gemeistert. Und jetzt wirkst du völlig abgeschlafft.«
    »Das kann schon sein, die Garowske ist nicht einfach.«
    Er ließ nicht locker. »Und? Hast du etwas von Belang erfahren?«
    »Nein, ja, ach, ich muss erst einmal sortieren. Da gibt es noch einen Pilgerbetreuer im Hintergrund. Den sollten wir ausfindig machen.«
    »Warum? Was ist das überhaupt, ein Pilgerbetreuer?«
    »Kann ich dir nicht konkret sagen. Ich nehme an, der wird für den organisatorischen Ablauf verantwortlich sein. Es war die Art, wie die Garowske sein Mitgefühl schilderte. Sie hat niemanden sonst direkt oder indirekt zitiert, nur diesen Mann.«
    »Hast du seinen Namen?«
    »Nein. Sie hat auch dieses Gespräch mit der ihr eigenen Dickköpfigkeit beendet.«
    »Und sprach kein einziges Wort?«
    »Genau. Diese Frau könntest du in Beugehaft nehmen, und es würden Jahre vergehen, bis sie dir die Uhrzeit nennt. Entweder hat sie eine ganz besondere Art, oder sie verheimlicht uns was.«
    »Deshalb bist du so komisch, weil du nicht an sie herangekommen bist.«
    Karin nahm sich einen Moment, bevor sie antwortete.
    »Auch. So was habe ich noch nicht erlebt. Die schickt mich weg wie ein Schulkind. Die führt sich auf wie die Rektorin aus meiner Grundschulzeit. Die weiß Menschen zu manipulieren, glaube ich. Allein schon die Art, wie sie das Gespräch beendet hat, war außergewöhnlich. Sie hat gestern genau gewusst, dass jemand sie nach Hause bringen würde. Und ich wette, sie rechnete fest damit, dass ich diese Fahrt übernehmen würde.«
    »Nicht umsonst ist sie Oberhaupt einer Glaubensgemeinschaft. Menschenfänger. Wir sollten mal in den Computer gucken, ob diese Gerechten und ihre Chefin schon mal irgendwo angeeckt sind. Sollten wir ins Melderegister schauen?«
    Karin stand an der roten Ampel beim Kreishaus und reagierte nicht sofort, Burmeester hakte nach.
    »Karin? Alles in Ordnung?«
    »Ja. Macht Simon den Bereitschaftsdienst?«
    »Der ist da, so muffelig wie täglich in den letzten Wochen, schlechter zu ertragen als du in deiner Schwangerschaft.«
    »Das kann ich jetzt nicht gebrauchen. Rufst du ihn an? Sage ihm, er soll das mit der Glaubensgemeinschaft recherchieren. Ich fahre durch nach Kevelaer, ich werde diesen Betreuer für die Pilger finden.«
    »Wir treffen uns nachher im Büro?«
    »Ja.«
    »Und, Karin …«
    »Ja?«
    »Pass auf dich auf.«
    Jetzt musste sie schmunzeln. Da gab dieses Greenhorn ihr lebenspraktische Ratschläge.
    »Ja, Onkel Nikolas, ich werde auf mich achten.«
    * * *
    Das Sankt-Josef-Hospital lag idyllisch zwischen Xanten und Veen am Waldrand. Eine kleine Klinik, dachte Burmeester, ist mir sympathischer als die großen Kästen. Die Intensivstation eines Krankenhauses zu betreten löste bei ihm stets aufs Neue die gleichen Beklemmungen aus. Die Schwelle zwischen Leben und Tod war nirgendwo spürbarer als zwischen den Monitoren, Sauerstoffleitungen, Kabeln, Infusionsbeuteln, den Menschen, die unter Kunstlicht an diese Technik angeschlossen in Pflegebetten gelagert waren. Versorgt, beatmet, überwacht. Hier könnte er nie arbeiten, ging es ihm regelmäßig durch den Kopf, sobald sich eine schwere Glastür mit Milchglas hinter ihm schloss, die Luft erfüllt war von Desinfektionsmitteln und technischem Gepiepse in unterschiedlicher Intensität, wenn er sich Schutzkleidung überstreifen

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