Die Eule - Niederrhein-Krimi
gelegt.«
»Wusste der Nachbar, wo sie arbeitet?«
»Sie hat wohl einen PC -Arbeitsplatz zu Hause. Ihre Aufgaben kann sie von überall aus erledigen. Er wusste nicht, für wen sie tätig ist.«
»Können wir das überprüfen? Ich meine, den Internetanschluss ausfindig machen oder so?«
»Das wird schwierig, wir haben keinerlei Info als Grundlage.« Burmeester wiegelte ab.
»Was ich gehört habe, bestätigt eher das Gegenteil von Engelmanns Aussage. Ich glaube nicht an eine Täterschaft Vera Kückels oder ihre direkte Tatbeteiligung, ich vermute eher, dass sie sich vor ihm versteckt hält, denn der letzte Einsatz in Dinslaken war genau vor einer Woche. Er hatte ihr beim Einkauf aufgelauert. Sie hatte auf dem Parkdeck bei Real im Gewerbegebiet geparkt, er hatte sein Auto hinter ihrem abgestellt und verlangte, seine Tochter zu sehen. Es gab ein riesiges Tamtam, sein Wagen blockierte noch zwei andere, er wollte sich nicht bewegen, ohne Melissa gesprochen zu haben, fuhr erst los, als er die Beamten auf sich zukommen sah. Ich kümmere mich morgen darum.«
Karin berichtete von ihren Gesprächen mit Cornelia Garowske und dem Diakon, Herrn van Laak, in Kevelaer. Sie würde sich in den nächsten Tagen intensiv mit den »Gerechten der Welt« befassen.
»Ich habe von unangenehmen Ausschlussverfahren gehört, bei denen tadelhafter Lebenswandel als Begründung diente. Die haben feste Statuten und eine hierarchische Struktur. Ich werde mehr über diese Leute in Erfahrung bringen, vielleicht finden wir dort den Schlüssel. Wisst ihr, wie man sie nennt? Con!«
Jerry lachte kurz auf. »Was soll das denn sein?«
»Eine kraftvolle Kurzform von Conny, Cornelia, meint der Diakon. Er selber heißt übrigens mit Vornamen Conrad mit C, quasi ein verdeckter Con.«
Jerry nahm den Ball auf. »Ist ein Con mächtiger als ein Bischof?«
Burmeester konnte sich nicht beherrschen. »Ein männlicher Con ist gleichgestellt, aber nur was die Größe der Mitra anbelangt. Ein weiblicher Con muss als Voraussetzung die größeren Füße haben.«
Tom wusste noch eins draufzusetzen. »Bist du ein Con, bestimmst du den Ton.«
Simon blickte durch seine Lesebrille auf das kichernde Völkchen im Besprechungsraum. »Jetzt drehen sie völlig durch. Könnt ihr mal ernst bleiben, wie soll unsereins das jetzt protokollieren? Nie könnt ihr euch an die Regeln halten, ich hab dann immer doppelte Arbeit und muss mir überlegen, was ich da reinschreibe.«
Karin tätschelte beschwichtigend seinen Arm. »Mach eine Pause draus. Schreib einfach: ›kurze Toilettenpause‹.«
»Aber …«
»Nix aber. Nun mach hier nicht ein Drama aus einer kleinen Ablenkung vom Grauen, du bist doch sonst nicht so humorlos.«
Sie schlossen die Besprechung sachlich und nüchtern, verteilten die Aufgaben für den nächsten Tag. Burmeester hatte seine Jacke schon in der Hand, als sein Telefon klingelte. Er nahm ab, suchte sich Papier, notierte eilig, was ihm durchgegeben wurde, und kam in Karins Büro.
»Wir haben sie. Das war Vera Kückel. Sie hält sich auf dem Campingplatz in Xanten-Wardt in dem Mobilheim von Freunden auf. Sie ist nur nach Hause gekommen, um ein paar Sachen zu holen, und fand meine Karte. Sie hat mir durchgegeben, wo ich sie treffen kann. Was meinst du, ist das eilig?«
»Ich denke, es hat Zeit bis morgen, ich stufe sie nicht als verdächtig ein.«
»Gut, dann werde ich morgen zu ihr fahren. Machst du noch nicht Schluss?«
»Ich sortiere mich noch ein wenig und fahre dann.«
»Das war keine leichte Begegnung mit dieser Con, oder?«
»Stimmt, sie hat mich sehr bewegt. Ich will dieses Gespräch hierlassen, verstehst du? Bevor ich nach Hause fahre, möchte ich den Kopf frei haben.«
»Kann ich verstehen. Pass auf dich auf.«
»Du auch.«
In diesen Räumen, die den Charme der Sechziger nie abgelegt hatten, konnte sie nicht zur Ruhe kommen. Was dachte sich diese Frau dabei, ihr Strafarbeiten wie einem Schulkind zu verordnen? Wie kam sie dazu, und was bezweckte sie damit? War das ganz bewusste Beeinflussung oder einfach Teil der Grundsätze dieser Gemeinschaft? Sie suchte die Telefonnummer heraus. Cornelia Garowske meldete sich freundlich und wach.
»Ich habe gewusst, dass Sie anrufen würden. Es lässt Ihnen keine Ruhe, richtig? Kommen Sie einfach her, dann erkläre ich es Ihnen.«
Karin Krafft machte sich auf den Weg in die nahe gelegene Weseler Feldmark, hielt vor der Haustür kurz inne, schellte dann mit ihrer gewohnten Vehemenz. Cornelia Garowske
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