Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eule - Niederrhein-Krimi

Die Eule - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Eule - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Thomas u Wirth Hesse
Vom Netzwerk:
Mitglied unaufgefordert in die Kollektenschale legen müsse. Das Geld diene der Einrichtung und Ausgestaltung des Versammlungsraums, würde für Seminare und Publikationen ausgegeben.
    »Con denkt momentan an eine überregionale Erweiterung.«
    »Expandierender Glaube. Was genau hat Sie Ihnen gestern erzählt?«
    Die Glocken der Basilika begannen zu läuten.
    »Ich muss Sie leider gleich verlassen, man erwartet mich in der Sakristei. Was Con gesagt hat? Sie würden nicht kommen, ein schwerer Unfall habe drei Leben gekostet und einige Schwerverletzte seien auf dem Weg in Kliniken. Gott habe seine strafende Hand walten lassen, sie denke noch darüber nach, was er ihr mit dem tragischen Vorfall sagen will. Sie könne es noch nicht verstehen.«
    »Ein strafender Gott? Wie passt das zu diesen Vorsätzen, mit gemeinsamem Gebet das Geschick der Weltpolitik zu beeinflussen?«
    »Lesen Sie ihre Pamphlete, die glauben an eine kollektive Macht aus weltlichen Seelen, aber über allem steht eine feste Ordnung aus Gut und Schlecht. Die Polarität untersagt Ausnahmen. Wer sich der Gemeinschaft verschreibt, begibt sich in ein festes Gefüge, und das reicht hin bis zu dem Himmel, den Sie da oben strahlen sehen. Tut mir leid, die Pflicht ruft.«
    Er legte einen Geldschein auf den Tisch. Karin wollte protestieren.
    »Nein, es war meine Idee, uns herzusetzen, ich zahle meine Ideen immer selber. Auch ich habe meine Grundsätze.«
    »Warten Sie, wie komme ich an die Glaubenssätze der Gemeinschaft?«
    »Werden Sie Mitglied, laufen Sie hinter Con her, und lesen Sie von ihren Lippen.«
    Karin sah ihn mit zweifelndem Blick an.
    »Blöder Scherz, Entschuldigung, Sie sind gar nicht der Typ für so was. Sie haben Ihr ganz eigenes Verhältnis zu Gott, das merkt man. ›Die Gerechten‹ haben einen Versammlungsraum in Wesel, irgendwo an einer Straße mit dem merkwürdigen Namen Blaufuß oder so. Da können Sie bestimmt Material bekommen, die sind sehr freigebig damit.«
    »Wie kann ich Sie erreichen?«
    Er deutete mit einer fragenden Geste auf sich, Karin nickte. Van Laak griff in seine Geldbörse und zog eine Karte heraus. »Stets zu Diensten, Frau Hauptkommissarin, tausche diese gegen Ihre.«
    Er eilte zur Basilika, in die ein nicht versiegender Menschenstrom zog, während der Platz nicht leerer zu werden schien. Karin blickte auf die Visitenkarte. »Conrad van Laak«, las sie, »Diakon«, eine Telefonnummer und ein Spruch, »Versöhnung ist ein Geschenk seiner Barmherzigkeit«, stand da in nüchterner Schrift.
    Die Aufforderung, Verzeihung in Satzblöcken zu wiederholen, ein Versöhnungsspruch auf einer Visitenkarte, murmelnde Pilger in der Fußgängerzone, zittrig heruntergeleierte Psalmen im einheitlichen Tonfall, nebenan die dröhnenden Kirchenglocken. Karin schwirrte der Kopf.
    * * *
    Keiner kam ohne Vorbehalte und sichernde Blicke zu allen Seiten durch die Bürotür, Jerry hatte sogar mit Karin telefoniert, um zu erfahren, ob er mit Simon allein sein müsste. Jeder hatte seine Aufgaben außer Haus gewissenhaft erledigt, inzwischen hörte man, wie flinke Finger über Tastaturen huschten, um in wortkarger Stille Berichte zu verfassen. Mit dem Nörgler allein sein wollte niemand.
    Karin saß an ihrem Schreibtisch und schaute sich das gestellt harmonische Bild durch die geöffnete Zwischentür an, so konnte es nicht weitergehen. Die kleine Lage war für siebzehn Uhr angesetzt, noch eine Stunde Zeit. Sie öffnete ihr E-Mail-Fach und ging die Nachrichten durch. Nichts von dringlichem Belang, die üblichen Infos über Neuerungen im Datenverarbeitungsablauf, man warf sie inzwischen zu mit auszufüllenden Formblättern, die als Datei von unterschiedlichen Stellen aus geöffnet werden konnten, um die formale Arbeit zu verbessern. In regelmäßigen Abständen stolperten die Beamten des K 1 über die einzuschlagenden Dienstwege, die der PC vorgab. Alles sollte die Ermittlungen optimieren, um letztlich die Arbeit zu erleichtern. Niemand hatte ihnen vorhergesagt, wie viel Zeit das Aufrufen, Ausfüllen, Abspeichern der Vorgänge in Anspruch nahm. Manchmal sehnte sich Karin nach den einfachen Programmen und vor allen Dingen nach der guten alten Gabriele 100, der elektrischen Schreibmaschine mit Korrekturtaste, zurück.
    So ging es ihr nicht allein. Es gab Kommissariate, die unter chronischer Unterbesetzung litten und ständig noch Druck von oben bekamen, weil die elektronische Erfassung einfach nicht reibungslos lief. Vorgänge konnten nicht zeitnah

Weitere Kostenlose Bücher