Die Eule - Niederrhein-Krimi
reinwaschen, sie würden für mich beten, ob ich das schon bemerkt hätte.«
»Ob Sie was bemerkt hätten?«
»Ich habe nicht weiter nachgefragt, die war doch genauso von einem anderen Stern wie der Kai. Dass die gemeinsam in einer Sekte gelandet sind, wundert mich nicht. Solche kranken Hirne brauchen ein Zuhause. Besser beten als Amok laufen, oder?«
»Ist jemals ein psychologisches Gutachten über Ihren Exmann erstellt worden?«
»Ja, damals, als es um das Besuchsrecht ging. Von einem ihm wohlgesinnten Mann. Der hat ein Lämmchen aus ihm gemacht. Laut Gutachten war Kai ein psychisch gesunder Mann, unterstellt wurde ihm nur ein latenter Verfolgungswahn.«
»Sie sind also die Einzige, die ihm Fanatismus oder Obsession nachsagt?«
Sie drückte die Zigarette im Blumenbeet aus, bohrte sie mit dem Finger in die Erde. »Sie glauben mir auch nicht. Gehen Sie, lassen Sie mich in Ruhe. Überhaupt, was soll das hier? Ich denke, er ist bei diesem Unfall am Samstag ums Leben gekommen, wieso sind Sie überhaupt hier?«
»Es bestehen berechtigte Zweifel an der Unfalltheorie. Wir ermitteln hier wegen dreifachen Mordes, und eines der Opfer ist Ihr Exmann.«
»Na und? Was habe ich damit zu schaffen?«
»Wir beleuchten das Umfeld aller Opfer, um uns ein umfassendes Bild zu verschaffen. Sie gehören auch dazu, schließlich hatten Sie viele Gründe, Ihren Ex zu hassen.«
»Nein, ich habe ihn nicht gehasst, das war mir zu anstrengend. Die Pest habe ich ihm an den Hals gewünscht, ja. Ich war froh, als man mir erzählte, er habe eine neue Freundin. Dann ist er ja beschäftigt, dachte ich, dann vergisst er uns. Im Gegenteil, die hat ihn noch angespornt, seine Vatergefühle auf den Sockel gestellt. Nein, ich habe ihn nicht gehasst. Ich bin viel zu friedfertig, um makabre Pläne zu schmieden. Also, was wollen Sie? Ich würde jetzt gern weitermachen.«
»Wir melden uns, wenn wir noch Fragen haben.«
Burmeester spürte die Blicke in seinem Nacken, die ihn durch das Heckengrün in Richtung Ausgang begleiteten. Wir sollten ihre Bankverbindungen nach größeren Beträgen durchsuchen, die in der letzten Zeit abgehoben wurden, dachte er, als er in seinen alten Polo stieg. Da waren zwei völlig gegensätzliche Geschichten über ein und denselben Mann in Umlauf.
* * *
Zum dritten Mal suchten Karins Augen an den Fassaden der unscheinbaren Industriebauten an der Straße mit dem merkwürdigen Namen Am Blaufuß nach Hinweisen auf den Versammlungsraum einer Glaubensgemeinschaft. Nichts. Sie hatte repräsentative Schilder erwartet, einen gepflegten Parkplatz, der zu einem einladenden Portal führte. Sie fuhr im Schritttempo an verkrauteten Zäunen entlang und an vernachlässigten Einfahrten vorbei, wich Tiefladern aus. Ein Laden mit Teakmöbeln sah passabel aus, bot Sommermöbel, Zubehör und mehr. Karin ignorierte aufkeimende berufliche Neugier, die durch verdeckte Firmenschilder und heruntergekommene Fahrzeuge mit fremdländischen Nummernschildern auf einem anderen Gelände geweckt wurde. Eine verlassene Gegend mit teilweise zwielichtigem Potenzial. In der Nähe donnerte der nächste Zug vorbei, der aus tausend einzelnen aufgeladenen Containern zu bestehen schien. Gottverlassen, fiel ihr dazu ein, was für ein Flecken Erde mit den imposanten Anlagen der großen Weseler Firmen Keramag, Byk und Altana im Hintergrund jenseits der Bahnlinie.
Erneut wendete sie ihren Wagen und fuhr nun zielstrebig zu dem Teakmöbelladen, der ihr vertrauenswürdig erschien. Keine zehn Schritte hinter der Eingangstür kam ein junger, dynamischer Verkäufer auf sie zu.
»Kann ich Ihnen helfen?«
»Ich hoffe doch.«
Karin erklärte ihr Anliegen in knappen Worten, ohne sich als Hauptkommissarin zu outen.
»Muss ich den Chef fragen, ich bin nicht von hier und kenne mich mit Möbeln aus, aber nicht mit der Nutzung der benachbarten Gelände. Kleinen Moment, ich hole Herrn Fink.«
Karin warf einen Blick auf das Preisschild einer im englischen Stil geschwungenen Gartenbank, auf der ihre ganze Familie Platz hätte. Okay, dieses Möbel war nicht für sie importiert worden. Aus dem abgelegenen Büro eilte ein braun gebrannter Mann in den besten Jahren auf sie zu.
»Sie suchen diese Spinner?«
»Hier soll eine Glaubensgemeinschaft ihren Versammlungsraum haben. Wenn Sie die meinen, dann ja.«
»Sie müssen zwei Häuser weiter, da ist im vorderen Bereich eine Firma untergebracht, die irgendwas recycelt, da blicken wir auch nicht durch. Also da fahren Sie auf das
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