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Die Eule - Niederrhein-Krimi

Die Eule - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Eule - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Thomas u Wirth Hesse
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in den kargen Räumlichkeiten anzutreffen. Der Innenbereich der unscheinbaren Halle war mittels eines Ständerwerks mit Gipswänden in mehrere Räume unterteilt. Es gab einen durchaus repräsentativen Versammlungsraum, in dem sich einige Stuhlreihen einem Rednerpult zuwandten, neben dem ein Banner in einer Halterung stand. Im vorderen Drittel stand ein schlichter Altar, und an der Wand hing ein sehr futuristisch anmutendes, aus Metall geschmiedetes Kreuz. Alle Seiten waren gleich lang, die Enden wanden sich im Uhrzeigersinn zu Spiralen. Es wirkte fremd, erinnerte entfernt an keltische Kreuze. Um den Altar, den ein rotes Tuch mit einer einzigen Kerze in der Mitte zierte, standen im Halbkreis fünf Stuhlpaare, sich jeweils zugewandt angeordnet. Spartanisch und edel zugleich, Ahornparkett auf dem Boden, die Wände cremefarben gestrichen, kein Tand, kein Schmuck, keine Musik, Tageslicht drang durch die Fensterkette knapp unterhalb der Decke. Karin schwankte zwischen anerkennendem Nicken und Kopfschütteln. Sich auf das Wesentliche zu konzentrieren sollte in so einer Umgebung wohl gelingen. Sie sah die Einrichtung von Cornelia Garowskes Wohnung vor ihren Augen und erkannte die Parallelen. Dies hier entstammte einem einzigen Geist. Con hatte sie streng angeschaut, als ihr Handy sich meldete und Tom aus Hamminkeln berichtete.
    »Ich bin im Dienst, da kann ich mich nicht ausblenden.«
    »Alles geht, wenn man nur will, glaub mir, Kindchen.«
    Das war neu, das traf Karin irgendwo tief in ihrem Inneren. »Kindchen« hatte zuletzt die alte Nachbarin gesagt, der sie versehentlich die Milchflasche vor der Tür zerdeppert hatte. Da musste sie vier oder fünf Jahre alt gewesen sein. »Kindchen«, hatte die alte Hexe ihr hinterhergeschrien, »wenn du es noch einmal wagst, vor meiner Tür zu spielen, dann ziehe ich dir die Ohren lang.« Die Phantasie von lang gezogenen Ohren, die bis zu den Schultern reichten, hatte sie wochenlang nicht ohne Kopfbedeckung aus dem Haus gehen lassen, bis ihre Mutter der Sache auf den Grund ging, da sie das einzige Kind war, das im Juni darauf bestand, eine Mütze zu tragen.
    Cons Stimme durchbrach ihre Erinnerungen.
    »Das war ein Ausflug in die Kindheit, richtig? So tragen wir alle unsere Erinnerungen mit uns herum, die an bestimmte Worte, Gerüche, Berührungen gebunden sind. Manche stärken uns, andere rauben uns die Kraft. Hier im Glaubenszentrum besteht immer die Möglichkeit, sich mit ganz aktuellen Erinnerungen auseinanderzusetzen. Die bereits geschulten Mitglieder helfen den Neulingen dabei.«
    Karin schaute auf den Kreis um den Altar. »Dafür sind die paarig angeordneten Stühle?«
    »Richtig, wollen wir es ausprobieren?«
    »Vielen Dank, aber ich bin im Dienst. Das geht jetzt nicht. Ich habe gehört, hier wird in einer Art Gruppengebet für die Welt gebetet?«
    »Wer sich befreit hat, kann durch intensive mentale Arbeit die Geschicke des anderen mit beeinflussen, das meinst du bestimmt. Das findet in der nächsten Stufe statt, nach der Befreiung und dem Akt der Vergebung.«
    »Deshalb dein, Ihr Entsetzen über die eigene Unfähigkeit, dem Unfallfahrer verzeihen zu können?«
    Con berührte mit einer hauchzarten Bewegung ihre linke Schulter. »Wir sagen hier alle Du zueinander.«
    Nachgeben, darauf eingehen oder beim klassischen Sie bleiben, das war hier die Frage. Karin schwankte, erkannte die Chance, per Du an wesentlich mehr Interna der Gruppe zu gelangen.
    »Gut. Ich bin Karin.«
    »Ich weiß, ich bin Con, so nennen sie mich hier und anderswo.«
    »Seit wann gibt es die GdW?«
    »In meinem Herzen schon sehr lange. Es gibt Passagen in jedem Lebenslauf, die nicht göttlich und keineswegs heilig oder heilbringend sind. Ich musste mir viele Jahre meines Lebens immer und immer wieder anschauen, bis ich sie loslassen konnte.«
    Klingt eher nach Psychotherapie als nach Glaubensrichtung, dachte Karin, während Con ihre Augen auf das Kreuz heftete.
    »Ich habe mich erst in den letzten drei Jahren damit an die Öffentlichkeit getraut. Etwas so Intimes, wie einen eigenen Glaubensweg zu leben, dazu bedarf es in den eigenen vier Wänden nicht viel. Der Schritt nach außen, das ist etwas anderes. Ich habe nicht schlecht darüber gestaunt, wie viele gleich schwingende Seelen sich hier in kürzester Zeit einfanden. Die Menschen streben nach etwas, was ihnen Halt bietet. Hier gibt es keinen Ausverkauf an Absolution, hier erarbeitet sich jeder seinen Status nach eigenem Vermögen. Wer sich nicht zu Hause

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