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Die Eule - Niederrhein-Krimi

Die Eule - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Eule - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Thomas u Wirth Hesse
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abgezeichnet worden. »Blut-Traudl« hatte ihren Auftrag erfüllt und würde dafür belohnt werden.
    Der Angeklagte brach vor Gericht nicht zusammen, dazu hatte er nicht mehr die Kraft. Er ahnte erst widerwillig, dann wusste er klar und sicher, an ihm sollte ein Exempel statuiert werden. Er nahm es hin. Ihn quälte nur die Frage, warum ausgerechnet jemand aus seinem persönlichen Umfeld der Stasi geholfen hatte, ihn aufzuspüren. Jemand, der ihm ganz nahestand und der wissen musste, dass man ihn dem Tod ausliefern würde. Warum nur, warum hatte sich so viel Hass gegen ihn aufgestaut? Das würde die Frage sein, die ihn bis zum Gang aufs Schafott verfolgte. Er würde ohne Antwort darauf sterben.
    * * *
    7. Mai 2010
    Nach allerbester Kleinkindmanier hatte Hannah die Nacht zum Tage gemacht und ihre Eltern abwechselnd bis zum Morgengrauen auf Trab gehalten. Nach einer kurzen Tiefschlafphase schreckte Karin Krafft hoch, konnte keine Ruhe mehr finden und entschied sich, vor der Zeit aufzustehen. Liebevoll blickte sie hinüber zum schlafenden Maarten, zwischen ihnen lag friedlich schlummernd ihre Tochter mit rosigen Wangen, die Arme abgewinkelt neben dem Körper, die kleinen geballten Hände neben dem Kopf. Ein Bild des Friedens, aus dem sie sich so leise wie möglich fortschlich. Ein schneller Kaffee musste genügen, die Maschine in der Küche zauberte mittels eines Pads eine genau portionierte Tasse, während Karin unter der Dusche über die Ereignisse des Vortages sinnierte.
    Simon hatte seinen letzten Auftrag mit Bravour und in unglaublich kurzer Zeit erledigt. Sämtliche Angehörigen der Verletzten und Opfer waren überprüft worden und waren über jeden Verdacht erhaben, manche von ihnen äußerten sich entsetzt über die indirekt ausgesprochene Verdächtigung. Niemand konnte in die Nähe des Todesfahrers gekommen sein. Auch die Überprüfung des Personals sowie der medizinischen Abläufe ergab nichts außer tadelloser Dokumentation und, dank der Zertifizierung dieses Hauses, einen übersichtlichen und lückenlosen Ablauf der Behandlung. Die auf dem Bett des Toten gefundene leere Ampulle Insulin deutete als Erstes auf vorsätzliches Handeln, und die Klinik konnte nachweisen, dass sie dieses Präparat von einem anderen Hersteller bezog. Es musste jemand an seinem Bett gewesen sein und ihm eine tödliche Dosis in den Tropf gespritzt haben. Bei Menschen mit gesunden Blutwerten löst dies einen anämischen Schock mit Todesfolge aus, der später kaum nachgewiesen werden kann.
    In der Küche saß Karins großer Sohn Moritz am Tisch und trank genüsslich ihren Kaffee. Karin sah erst zur Maschine, dann zur Uhr. Der Fünfzehnjährige bot ihr den verbliebenen halben Becher an. Karin lehnte dankend ab, zu viel Milch, zu süß.
    »Sorry, Mom, ich habe mich drüber gefreut, dass der fertig war. Du stehst doch sonst nicht so früh auf, ich dachte, Maarten …«
    »Ja, ja, Maarten hat den Haushalt im Griff, und wenn ich mal eine Tasse Kaffee durchlaufen lasse, dann funke ich zwischen eure eingespielten Abläufe. Was machst du überhaupt so früh hier unten?«
    »Praktikum. Du erinnerst dich?«
    Karin nahm einen langen Schluck aus einer Wasserflasche.
    »Du musst mir davon erzählen. Heute Abend.«
    »Da bin ich bei Florian, der hat zwei neue Games, coole Sachen.«
    »Dann eben morgen.«
    Moritz stand auf und räumte seinen Becher in die Spüle. Seine Worte im Hinausgehen trafen sie in der mütterlichen Ecke ihrer Seele. »Wenn du dann mal hier bist, können wir reden. Tschö.«
    Ja, dachte Karin, wenn ich mal hier bin, dann schau ich der Kleinen beim Wachsen oder Schlafen zu, und Moritz ist ja schon so groß. Verdammt, die werden so schnell erwachsen!
    * * *
    Leichter Bodennebel lag über dem Altrhein bei Birten, verbarg das stille Wasser unter einem Schleier, die Pappeln am gegenüberliegenden Ufer ragten aus geheimnisvollem Nichts in die klare Morgenluft. Auf dem Weg nach Wesel fiel Karin der Abschied von Simon wieder ein. Der Gedanke ließ ein wenig Wehmut zu. Dieser altertümliche Kauz, der manchmal mitleidige Blicke bei Kollegen anderer Dienststellen hervorrief, die fast geneigt schienen, ihm mit Einkaufsgutscheinen aus seinen Pullundern und beigefarbenen Hosen aus den Sechzigern zu helfen. Ganz Mutige planten, mit dem Sponsoring eines Besuchs bei einem anständigen Friseur die Welt von dem letzten mit quer angepappten Haaren kaschierten Schädel zu befreien und Simon zu einer selbstbewusst getragenen Glatze zu

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