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Die Eule - Niederrhein-Krimi

Die Eule - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Eule - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Thomas u Wirth Hesse
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»Schau, der Mann verfügte über ein breit gefächertes virtuelles Leben. Findet man oft bei Menschen, denen der PC näher ist als direkte soziale Kontakte. Daher hat er sich in seiner Welt nicht nur einen Ruf als Draufgänger geschaffen, sondern nebenher auch noch Möglichkeiten, Foto- und andere Dateien zu speichern. Man findet sie wirklich erst, wenn man gezielt danach sucht, das hat er geschickt gemacht. Die innere Furcht, Mami könnte die Schmuddelheftchen unter der Matratze finden, macht erfinderisch. Bei der Auswahl der Passwörter war er allerdings weniger kreativ als bei seinen Entwürfen für Hochzeitstorten.«
    Karin staunte nicht schlecht. »Interessant, mach weiter.«
    »Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann geht es nicht um Pornos in allen Variationen, das dürfte nicht zu den Grundsätzen der Sekte gehören.«
    »Im Gegenteil, ihre Lehre teilt die Welt in Paare ein, lebenslange Beziehungen, zwei Kinder mindestens, auch wieder paarig, ein Junge, ein Mädchen. Da passt zügellose Sexualität nicht rein.«
    »Davon gibt es hier aber genug, und wenn ich von allen Variationen spreche, dann meine ich das auch«, entgegnete von Aha. »Ich kenne den Ursprung vieler Dateien nicht, er muss sie aus dem Ausland haben, viel SM , Bondage, Sodomie, alles dabei. Wenn diese Con Kenntnis davon hatte, dann musste er wohl zur Dauergehirnwäsche antreten und in der Mönchszelle einsam büßen.«
    Karin beschrieb ihm das Ritual der Vergebung unter der Assistenz eines bereits versierten Mitglieds im Versammlungsraum.
    »Ist man da unter sich? Ich meine, können die anderen mithören?«
    »Na klar, der ganze Raum kann beobachten, was bei den fünf Stuhlpaaren geschieht.«
    »Dann wird wohl jeder von seinen Exzessen gewusst haben, wenn er sich geoutet hat.«
    »Was hatte so ein junger Kerl bei einer verstaubten Truppe wie den GdW zu suchen? Hast du eine Idee?«
    »Habe ich vorhin schon ganz flapsig angedeutet«, erinnerte von Aha. »Eine Mischung aus devoten Gefühlen und dem Drang zum Verbotenen. Kann ganz früh angelegt worden sein. Unterdrückte Gefühle, verbotene Gefühle, die trotzdem vorhanden sind und anderweitig ausgelebt werden.«
    »Die überstrenge Mama, die Körperlichkeiten oder Emotionen ignoriert oder bestraft.«
    »Zum Beispiel. Und zum Ausgleich für seine Phantasien und weil man eine Mami zum Liebhaben braucht, hat er die strafende Mutter in der Person von Con wiedergefunden.«
    Karin dachte nach. Welchen Einfluss das Erleben der Kindheit auf das ganze Leben hat, erstaunte sie immer wieder.
    »Was für eine Menschengruppe hat sie da um sich geschart? Ob diese Wallfahrt eine Art Büßergang nach Kevelaer gewesen ist?«
    »Möglich. Der Schlosser war geschieden und lebte in zweiter Beziehung, bekannt sind gewalttätige Übergriffe auf seine Exfrau. Der Oberstudienrat befand sich in einer nicht ausgeglichenen Partnerschaft und konnte seine Frau nicht zur Teilnahme überreden. Den Geheimnissen von Holger Winter sind wir gerade auf der Spur, die anderen Teilnehmer müssten dazu etwas sagen können.«
    Karin schüttelte den Kopf. »Gut, das sind einzelne Erkenntnisse, die stimmen jede für sich. Das alles ist aber im Zusammenhang nicht schlüssig, da fehlt noch was.«
    Aha arbeitete sich von Mausklick zu Mausklick durch ein Gewirr von Dateien, bis er mit einem energischen »Ja« auf den Bildschirm deutete.
    Karin versuchte zu entziffern, was da stand. »Was ist das? › IM Heidi‹, das klingt nach Staatssicherheitsdienst. ›Informeller Mitarbeiter‹ hieß das doch, oder?«
    »Richtig, das sind Auszüge aus der Geschichte einer IM mit Decknamen ›Heidi‹, die selber von einem anderen IM beobachtet und ausspioniert wurde.«
    »Birthler-Behörde? Arbeitet die nicht die Stasiverstrickungen in der früheren DDR auf? Benannt nach ihrer Chefin Marianne Birthler?«
    »Genau, da muss Holger Winter oder jemand aus seinem Umfeld Einblick genommen haben. Das sind mehrere Akten mit unterschiedlichen Decknamen, und alles ist schlecht zu entziffern.«
    »Wenn ich mich nicht irre, bestehen die Originale aus mittlerweile sehr vergilbtem Papier minderer Qualität.«
    »Die Typen der viel genutzten Schreibmaschinen waren nie einwandfrei sauber«, wusste von Aha zu berichten. »Und das Ganze kann die Behörde nur als Kopie verlassen haben. Die sowieso schon undeutliche Schrift wurde noch verschwommener.«
    »Nicht erstaunlich, nur ärgerlich.«
    Für Karin ergab sich kein formulierbarer Zusammenhang. Stasi. Was hatte man

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