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Die Eule - Niederrhein-Krimi

Die Eule - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Eule - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Thomas u Wirth Hesse
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und Ruhe geprägt.«
    Karin stöhnte auf. Jetzt fing der auch noch an zu erzählen, und gleich würde er mit seiner letzten, natürlich mit Bravour gemeisterten Mount-Everest-Besteigung prahlen.
    Das interessiert hier keinen, wir sind auf dem ganz platten Land. Da ist die Zufahrt zum Parkdeck am Kreishaus die steilste Strecke, auf der sich Bergsteigen oder Anfahren am Berg üben lässt, wollte sie dem fremden Wesen zurufen. Doch lieber antwortete sie in bewusst schlappem Tonfall.
    »Das kenn ich. Egal, ob auf Fortbildungen oder im Urlaub, die erste Nacht gehört den fremden Geräuschen und Gerüchen.«
    »Stimmt, und manches erledigt sich in der Reizarmut der Nacht wesentlich konzentrierter.«
    Erstaunt bemerkte Karin das Laptop auf dem Schreibtisch, das neben einem brandneuen iPad stand. »Ihr Gerät?«
    »Ja und nein. Das iPad gehört natürlich mir, man muss nur wissen, wo man eins vor dem offiziellen Kaufstart in Deutschland herbekommt. Eine faszinierende Erfindung. Das Laptop stand auf der Ablage mit der Notiz, es müsse nach Hinweisen durchleuchtet werden. Da habe ich mal eine Bestandsaufnahme gemacht.«
    »Ohne Passwort, ohne Fakten?« Die Hauptkommissarin entschied intuitiv, dass jetzt und genau in dieser Situation geklärt werden sollte, wie es hier im K 1 von Wesel, einer Mittelstadt mit dreiundsechzigtausend Einwohnern, lief. »Und ohne vorherige Absprache?«
    Damit hatte er anscheinend nicht gerechnet, ein kurzes Flackern in den Augen verriet eine kleine Verunsicherung. Diplomatisch lenkte Aha ein.
    »Die Aufgabe kribbelte in den Fingern. Ich wollte niemandem die Kompetenz streitig machen. Ich wühle gern so lange, bis es passt. Das Passwort stand übrigens auf dem Zettel, und die Bestandsaufnahme habe ich erst mal allgemein gehalten. Da gibt es interessante Dateien, die extern gespeichert sind. Aber vielleicht erzählen Sie mir erst mal was zu dem aktuellen Fall, dann kann ich es zuordnen. Kaffee?«
    »Gern.«
    Auch das war neu. Hinter ihm auf der Ablage stand eine chromblitzende Maschine mit einer Warmhaltekanne, aus der es verführerisch duftete. Nicht irgendeine. Eine Saeco Xelsis Digital ID mit digital blinkender Anzeige, sündhaft teuer und so perfekt wie in einem Café. Die danebenstehenden leicht angeschlagenen und mit Werbelogos oder Emblemen von Schalke 04, Borussia Dortmund, MSV Duisburg und Borussia Mönchengladbach versehenen Tassen des Kommissariats gaben zwar Auskunft über typische fußballerische Vorlieben der Region, wollten aber nicht so recht dazu passen. Gero von Aha stand auf und gestattete sich, das Sakko auszuziehen und über einen Bügel zu hängen. Weißes Hemd mit dezentem Glanzmuster, Weste, graublau melierte Edeljeans mit breitem Gürtel, ein neuer Stil hinter Simons Schreibtisch, der gegensätzlicher nicht sein konnte. Auf Augenhöhe hielt er ihr einen Becher entgegen.
    »Donnerwetter, das riecht gut.«
    »Ich kenne das Gesöff aus diversen seelenlosen Großautomaten und bringe lieber die eigene Marke mit. Die Seele von echtem italienischem Kaffee, meine Leidenschaft. Genauer eine meiner Leidenschaften. Milch und Zucker?«
    »Schwarz.«
    »So habe ich Sie eingeschätzt. Ohne Schnörkel, ganz pragmatisch.«
    Ganz schön von sich selber überzeugt schien der Neue zu sein. Karin erahnte lebhaftes Konfliktpotenzial mit Kollegen, die es gern hart, aber herzlich mochten und sich daran gewöhnt hatten, in bodenständigen oder, wie manche meinten, festgefahrenen Strukturen zu leben.
    »Wie kommen Sie zu dieser Erkenntnis?«
    »Ihr Arbeitsplatz ist praktisch und nüchtern angelegt, das sagt schon etwas aus.«
    Dann wollen wir uns mal ganz nüchtern und praktisch dem laufenden Fall widmen, dachte Karin, zeigte ihm die Räumlichkeiten und präsentierte die vorläufigen Fakten an der Infowand, wo sich Fotos und Notizen befanden. Aha hörte interessiert zu, stellte die eine oder andere Frage, begann Zusammenhänge zu konstruieren und war innerhalb kürzester Zeit im Bilde.
    »Das Laptop ist also von einem der Opfer, und das Passwort ist der Name der Sektenführerin?«
    »Genau.«
    »Ich habe da was gefunden, was Sie sich unbedingt anschauen sollten.«
    Es war an der Zeit, ihm ein paar Gepflogenheiten der Abteilung mitzuteilen.
    »Noch etwas, hier innerhalb des Teams duzen wir uns. Ich bin die Karin.«
    Er schaute kurz auf, nickte und hockte sich vor den kleinen Bildschirm. »Gut, da werde ich mich wohl dran gewöhnen können. Gero.«
    Er klickte sich von dem Gerät aus ins Internet.

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