Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eule - Niederrhein-Krimi

Die Eule - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Eule - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Thomas u Wirth Hesse
Vom Netzwerk:
stützte sich auf ihren Schreibtisch und sah die sitzende Hauptkommissarin ernst an.
    »So einen Kinderkram bin ich nicht gewohnt. Erst der verdeckte Anschiss von dir, dann meldet sich der Kollege noch mal hinterher, das ist doch Klein-Klein. Läuft das hier so?«
    Karin stand auf und baute sich vor ihm auf. Dies war offene Kritik nach ganzen drei Stunden gemeinsamen Handelns. Das kann ja heiter werden, dachte sie und nahm angespannte Gesichter wahr, die, auf eine Reaktion wartend, aus dem Nebenraum in ihre Richtung blickten. Sie deutete Burmeester an, die Tür zu schließen.
    »So läuft das hier, richtig. Koordinierte Aufgabenvergabe, regelmäßige Lagebesprechungen in unterschiedlicher personeller Zusammensetzung, die gute alte Sitte, Berichte zu schreiben und sich nicht nur auf das Erfassungsprogramm zu verlassen. Man trifft sich als Team, jeder übernimmt, was anliegt, hat aber auch seine favorisierten Spezialgebiete. Gibt es etwas daran auszusetzen, Gero?«
    »Das kostet wahnsinnig viel Zeit, die effektiver genutzt werden kann. Ich bin es gewohnt, loszugehen, wenn mein Hirn und mein Gespür es befehlen.«
    Sie sah ihn mit gleichbleibender Ernsthaftigkeit an, er schien innerlich aufzubrodeln. »Dann wirst du dich an unser System gewöhnen. So ist das hier in der Provinz.«
    Sie standen sich gegenüber, nur der Schreibtisch zwischen ihnen. Karin bemerkte, wie er sich mühevoll beherrschte, um nicht aus der Rolle zu fallen.
    »Provinz, ja. Wäre ich doch lieber in Göttingen geblieben.«
    »Auch Göttingen ist nicht New York, nehme ich an.«
    »Nein, aber da hat mir niemand reingeredet, und ich musste mich nicht rechtfertigen, weil ich gearbeitet habe.«
    Musste sie sich das anhören? »Es steht dir frei, dorthin zurückzugehen. Oder etwa nicht?«
    Damit hatte er nicht gerechnet, schien einen Moment irritiert, ähnlich wie in der Frühe, als sie ihn das erste Mal mit den internen Regeln vertraut machte. Noch immer standen sie sich gegenüber wie zwei Kampfhähne, die Augen fest fixiert.
    »So ist das also, Frau Hauptkommissarin Krafft«, wobei er Name und Titel ausgedehnt betonte, »Sie sagen, wo es langgeht, und die anderen spuren.«
    Karin gab sich unbeeindruckt vom plötzlichen Wechsel in der Anrede. »Haben Sie ein Problem mit weiblichen Vorgesetzten, Herr von Aha?« Sie deutete auf die Wanduhr links von ihr. »In zwei Minuten können Sie die Komplexität des laufenden Falles erkennen. Es sei denn, Sie entscheiden sich spontan zur Abreise. Andererseits wirken Sie nicht wie ein Mann, der schnell aufgibt.«
    Sie setzte sich, blickte auf ihren Bildschirm, beendete dieses Gespräch in souveräner Gelassenheit. Energisch riss der Neue die Tür auf und stieß fast mit den vier Kollegen zusammen, die offensichtlich gelauscht hatten. Karin verkniff sich das Grinsen, als sie die Männer sah, die sich eilig und wortlos davontrollten wie Kinder, die das Christkind durch das Schlüsselloch beobachten wollten. Sie meinte, im Bruchteil einer Sekunde in Burmeesters Gesicht ein hämisches Grinsen erkannt zu haben, als Aha an ihm vorbeiging.
    * * *
    Es wurde eine ganz spezielle Lagebesprechung an diesem Morgen. Als die bisherigen Erkenntnisse zusammengefasst wurden, lag Spannung in der Luft, die vier altgedienten Kommissare boten ihrer Chefin eine Eifrigkeit, die schon streberhaft wirkte. Schlag auf Schlag und sachlicher als sonst wirbelten die neuen Fakten durch den Besprechungsraum.
    »Die Chargennummer auf der Insulinampulle konnte zurückverfolgt werden. Sie entstammt einer Lieferung, die an zwei Apotheken am Niederrhein ausgeliefert wurde. Eine in Kevelaer und die andere in Weeze.«
    »Lässt sich nachvollziehen, an wen sie weiterverkauft wurden?«
    »Wir sind dran.«
    Karin berichtete von ihren Erfahrungen mit der Sektenführerin, was aufmerksam kommentiert wurde.
    »Also das typische System der Gehirnwäsche, du sollst deine Gedanken kontrollieren und nach einem vorgegebenen Schema in eine andere Richtung denken.«
    »Genau, das Ganze unter mehr oder weniger öffentlicher Kontrolle.«
    »Das Offenbaren der intimsten Verfehlungen macht zudem noch angreifbar.«
    »Druck. Was will sie erreichen und was verbirgt sie?«
    Jerry hatte schweigsam zugehört, meldete sich aus dem Hintergrund. »Bislang laufen die Fäden bei ihr zusammen. Aus der Führerin der Wallfahrt ist bereits ein Sektenoberhaupt geworden. Wer weiß, was sie noch alles verbirgt. Wir müssen uns in ihre unmittelbare Nähe begeben, das ist die einzige

Weitere Kostenlose Bücher