Die Eule - Niederrhein-Krimi
Möglichkeit, Einblick zu kriegen.«
»Wie meinst du das?«
»Na, sie wird uns ihre Beweggründe nur in platten Phrasen darbieten, die Hintergründe, Ziele und den Kern verschweigen. Wir müssen jemanden einschleusen, der mitmacht und seine Erfahrungen reflektiert.«
Simon winkte entsetzt ab. »Viel zu gefährlich. Mensch, hier geht es nicht um K.-o.-Tropfen, die träufeln dir ihren Mist direkt ins Hirn. Wen willst du so einer Gefahr aussetzen?«
Die Runde schwieg. Karin meldete sich in die Stille hinein, trat mit Simon in einen ihrer legendären niederrheinischen Dialoge.
»Ich.«
»Wie, du?«
»Na, ich!«
»Du? Nee.«
»Doch.«
»Nee, nee, nee, viel zu gefährlich.«
Von Aha schaute entgeistert von einem zum anderen, Jerry Patalon bemerkte sein Erstaunen.
»Das macht man hier so. Keine Sorge, die finden da raus.«
Missbilligend schüttelte von Aha den Kopf. Karin blieb bei ihrem Vorhaben.
»Con kennt mich schon und hat mir jedes Mal ein Stück ihres Glaubensalltags aufdrücken wollen. Ich kann mich nach Feierabend bei ihr einfinden und mal sehen, was die Am Blaufuß treiben. Außerdem sehe ich bei den Zusammenkünften auch noch die anderen Gesichter aus dem Verein.«
Von Aha blendete sich ein. »Frau Krafft, ich kann Herrn Termath verstehen. Man kann sich den Einflüssen nur schlecht entziehen, alles geschieht schleichend und außerhalb des bewussten, kontrollierbaren Rahmens. Ich würde abraten.«
Tom blickte von seinen Notizen auf. »Dann müssen wir zu zweit da auflaufen.«
»Karin, meinst du nicht, sie begegnet dir mit Misstrauen, weil du bei der Kripo bist?«
»Wieso, wir ermitteln doch nicht bei ihr. Wir wollen nur den Anschlag aufklären, und sie ist selber fast zum Opfer geworden. Nein, die würde mich mit Kusshand aufnehmen und bekehren.«
Burmeester deutete auf den Neuen. »Nur wenn er mitgeht.«
Kommissar von Aha zog mit leicht schräg gelegtem Kopf die linke bauschige Augenbraue hinter seiner Brille hoch. »Sie erläutern mir noch, warum?«
»Klar doch, ich erläutere. Uns kennt Cornelia Garowske schon, wir sind alle am Tatort gewesen, und sie hat ein blendendes Gedächtnis. Es gibt nur einen in dieser Runde, der dazukommen könnte, ohne Misstrauen zu erwecken.«
Alle blickten auf Aha.
»Na gut, ich werde Sie beschützen, Frau Hauptkommissarin.«
Oder ich dich, dachte sie, nickte kurz und fuhr unbeirrt fort. »Gibt es was zu dem Erpresserbrief, den Frau Pachwitz erhalten hat?«
Tom hatte eine Theorie. »Da stehen ganz konkrete Zahlen in dem Brief, richtig?«
Karin überflog die Kopie und stimmte ihm zu.
»Dieser Oberstudienrat hat doch nicht besoffen mit der exakten Versicherungssumme geprahlt, sondern lediglich aus seiner Gattin eine gute Partie gemacht, auch richtig?«
Burmeester stieß ihn an. »Komm zum Punkt.«
»Nur Leute, die Einsicht in die Unterlagen haben, können den Betrag nennen. Ich denke da an Versicherungsagenten, deren Angestellte, vielleicht noch Bankangestellte, denen die Police als Sicherheit für einen Kredit gezeigt wurde. Da sollten wir suchen …«
»… oder bei den Brüdern und Schwestern der GdW.«
Aha stimmte zu. »Genau, deshalb ist die Idee der Undercoverermittlung bei der Gemeinschaft gut.«
Als Letztes streifte Karin die neuesten Erkenntnisse aus den Dateien von Holger Winter, die zu gut versteckt waren, um bedeutungslos zu sein.
Burmeester schüttelte den Kopf. »Ach, komm. Du meinst wir sollten das verfolgen? Stasiakten, ist doch absurd. Wo soll denn da ein Zusammenhang bestehen?«
Karin bestand unter den aufmerksamen Augen von Ahas auf der Suche nach Zusammenhängen, erteilte Burmeester gleich den entsprechenden Auftrag, in der Datei zu recherchieren, und behielt sich vor, mit in diese Ermittlung einzusteigen. Aus seinem Aufatmen wurde ein kurzes Schnauben, das sie mit einem ebenso kurzen wie strengen Blick quittierte.
Jerry sollte den Weg des Insulins weiter verfolgen, Tom sich um die anderen Opfer kümmern. Vielleicht würde noch jemand eine Aussage machen können, die von entscheidendem Interesse war. Simon würde die formellen Mitwisser des Vertrages von Frau Pachwitz ausfindig machen, Burmeester übernahm die Recherche über Cornelia Garowske aus dem Hintergrund. Hatte sie etwas zu verbergen? Was war ihr wirklicher Antrieb?
»Und, Nikolas, du gibst unserem Zeichner den Auftrag, ein Porträt des toten Fahrers zu erstellen, das die Pressestelle ausgeben soll. Irgendwie muss er doch zu identifizieren sein.«
»Ist schon geschehen,
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