Die Eule - Niederrhein-Krimi
den Sie nur im Augenwinkel huschen sahen?«
Con dachte nach, ein paar Sekunden zu lange, fand Karin.
»Nein, nichts Besonderes. Ich werde Sie informieren, wenn mir etwas einfällt.«
»So einfach geht das nicht. Wir brauchen Ihre Aussage auf Papier, wir brauchen einen Ortstermin, damit wir uns Ihre Position anschauen können.«
»Nehmen Sie einen Schlüssel in die Hand, stellen Sie sich vor den Eingang und stecken Sie den Schlüssel ins Schloss. Das war meine Position.«
»Wo kamen Sie her, welchen Weg über das Gelände haben Sie genommen, Frau Garowske? Nehmen Sie das hier nicht auf die leichte Schulter. Vielleicht hat schon der Lkw am Samstag niemand anderen treffen wollen als Sie. Wir nehmen das sogar an.«
Der letzte Satz saß. Cornelia Garowske wurde unruhig, wollte sich aufrichten. Ein Arzt sah durch die Scheibe in der Tür und trat ein.
»Sie müssen wirklich noch bleiben, bis der Tropf durch ist, ehrlich. Es ist schon leichtsinnig genug, dass Sie nach Hause wollen. Ein, zwei Tage zur Beobachtung, und wir könnten eventuelle Folgeschäden ausschließen.«
Sie sank zurück auf die Liege.
»Con, ich bringe Ihnen Sachen, wenn Sie mir sagen, was Sie brauchen und wo ich sie finde. Bleiben Sie wenigstens bis morgen. Ich stelle Ihnen einen Beamten vor die Tür. Hier sind Sie besser zu bewachen als in einem Mehrfamilienhaus, glauben Sie mir.«
»Sie meinen wirklich, ich bin in Gefahr, Kindchen?«
Karin nickte. Con gab sich unbeeindruckt.
»Ich danke Ihnen für so viel Fürsorge, aber ich möchte nach Hause in mein Bett. Wenn es mir am Morgen schlechter geht, komme ich freiwillig wieder her. Zunächst gehe ich davon aus, die Versammlung morgen zu leiten, wie immer. Ich habe noch nie gefehlt.«
Der Arzt widmete seine Aufmerksamkeit seinen Aufzeichnungen. »Gut, ich notiere, ›verlässt die Ambulanz auf eigene Gefahr‹. Bleiben Sie noch eine halbe Stunde, dann ist der Tropf durch.«
Er reichte ihr das Formular zur Unterschrift, verabschiedete sich kurz angebunden.
»Ich bringe Sie nach Hause, ich warte draußen.« Karin verließ den Behandlungsraum, fischte ihr Handy aus der Tasche und tippte Burmeesters Nummer ein.
»Sie hat direkt vor der Tür einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen. Habt ihr Spuren?«
»Abrieb von dunklen Sohlen, aber kein Abdruck.«
»Gibt es Zeugen?«
»Offensichtlich nicht, wie geht es ihr?«
Karin schilderte ihre Eindrücke.
»Typisch Frau, oder? Bloß nicht im Krankenhaus bleiben, nur nicht entbehrlich werden.«
Hörte sie da einen kleinen süffisanten Unterton? »Wer hat sie denn gefunden?«
»Ein anderes Mitglied der Gruppe. Der Mann hatte sie vom Parkplatz aus um die Ecke gehen sehen, und als er sie erreichte, lag sie schon auf dem Boden.«
»Wirkt er glaubwürdig?«
»Schon. Er ist völlig in Sorge, steht echt unter Schock, ich werde ihm gleich mitteilen müssen, wie es seiner Chefin geht. Die Große nennt er sie, unser Licht.«
»Hm. Hat der Täter gemeint, es sei mit dem Schlag getan, oder ist er gestört worden?«
»Keine Ahnung.«
»Kramt alles durch, hörst du, jeden zarten Halm von allen Seiten beleuchten. Ich werde das Licht nach Hause bringen. Ich glaube, sie erinnert sich und verschweigt es. Auf jeden Fall will sie die morgige Versammlung leiten.«
»Nicht kleinzukriegen.«
»Typisch Frau eben.«
Burmeester schien zu wissen, wann das letzte Wort seiner Chefin gehörte.
* * *
Karin Krafft verharrte mit den Fingern am Reißverschluss ihrer Jacke und traute ihren Augen und Ohren nicht. Was war los im K 1? Atmosphärischer Mischmasch oder einfach frischer Wind? Staatsanwalt Haase und Gero von Aha hockten vor dem Laptop mit dem seltsam geheimnisvollen Material und tranken gemeinsam Kaffee aus den beiden einzigen Bechern mit einheitlichem Dekor. Leicht plaudernd erläuterte von Aha die Herkunft seines aromatischen Heißgetränks.
»Einmal im Monat kommt eine genau bemessene Menge direkt aus Österreich, immer mit mehreren Proben innovativer Geschmacksrichtungen, die auf eine detaillierte Bewertung vom Kenner warten. Nur handverlesene Genießer werden darum gebeten. Die kommen auch raus, wenn das Gerät gewartet werden muss. Alle dreitausend Tassen ungefähr, besser ist besser. Vollmundig, nicht?«
»In der Tat, das nenne ich Kaffee.«
Die Hauptkommissarin schnallte ihr Waffenhalfter geräuschvoll ab und ließ es in die Schublade plumpsen, bevor sie das angrenzende Büro betrat. Die Männer erkundigten sich nach dem Stand der Dinge, ließen sich
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