Die Eule - Niederrhein-Krimi
Tal der Ahnungslosen, dann muss er eben leiden. Bei uns herrschte nicht nur gute Gemeinschaft, hier lief manches echt gut. Ob der Schlaumeier weiß, dass fünfhunderttausend Wessis in die DDR gewechselt sind, weil die sozialer war und Arbeit bot? Ein paar RAF -Leute kamen auch in die Republik. Ja, das passt nicht in euer Bild, ist aber so. Also, Schlampe, sag dem Knecht der Staatsmacht, er soll von dieser arroganten Wolke runterkommen und das tun, was er am besten kann: Schnauze halten!«
Der Kommissar hob beschwichtigend die Hände. Das reichte schon, um Police Attack wieder zu besänftigen. Beide, der Bulle und der Anarcho, wollten es wissen, beide verfolgten ein- und dasselbe Anliegen. Das Ziel einigte sie zumindest innerlich.
»Das wird ja immer geiler. Der hat sich durchgehackt bis zu einem gewissen van Laak. Der ist Diakon, was auch immer das sein mag bei euch da Richtung Wesel und Xanten. Mit der Kirche kenn ich mich nicht aus, meine Religion ist der Computer. Hat viel zu tun in Kevelaer und so drum herum, Uedem, Winneken-Dingsbums – nä, wie die Käffer im tiefen Westen heißen, abartig. Und hier, dieser van Laak, der hieß früher auch Stricker, genauso wie die Frau. Der hat am Niederrhein geheiratet und den Namen der Frau angenommen. Der ist im Netz der Frau hinterher, dieser Con.«
Was hatte das zu bedeuten? Gero von Aha und Christiane schauten sich an. Die Informationen waren klar und eindeutig, sie mussten nur richtig kombiniert werden.
»Hier ist er noch mal, dieser verflucht gute Kollege Hacker. Diesmal war er unvorsichtiger, er hat im Einwohnermelderegister gesucht. Eijeijeij, da ist sogar ein Geburtsdatum eingegeben. Ja, das kennen wir doch. Das ist identisch mit dem des Diakons. Privatmails hat der auch geknackt. Alles nicht verschlüsselt, wie leichtsinnig. Der van Laak war wohl durch den Wind, schreibt, wie sehr er darunter gelitten hat, dass die Familie zerstört worden ist. Staatliche Erziehung, Jugendwerkhöfe und so. Hartes Los, und keiner habe die Geschichte aufgearbeitet.«
Gero von Aha beugte sich gespannt zum Bildschirm hinab. Police Attack schob seinen ungeduschten Körper in die Blicklinie und unterband so die Grenzüberschreitung in sein Hackerleben. Niemand sollte seine geheimen Wege erkennen können, erst recht kein Wessi-Bulle. Hackers Wissensmacht sollte unangetastet bleiben.
Gero von Aha bemühte sich, die neuen Erkenntnisse zu sortieren. »Identische Geburtstage, persönliche Mails zur Familiengeschichte, eine Schwester, zwei Brüder. Klingt ganz danach, als könnten es Zwillingsbrüder sein. Damit wäre klar, dass der Todesfall bei der Prozession am Niederrhein einen Hintergrund hat, der familiär ist. Nur, wo lebt der andere Zwilling heute, seit wann kennt er die Geschichte um den verurteilten Vater? Wieso hat er die Verräterin nicht direkt bestraft, warum musste jemand anders bei einem fingierten Unfall sterben? Oder liegen wir ganz falsch?«
Police Attack hatte den Weg geebnet, nun erklärte er seinen Job und die Viertelstunde für beendet.
»Schlampe, sag dem Bullen, das muss er woanders herausfinden. Ich habe ihm die Fakten geliefert, jetzt müsst ihr zusammen oder er allein die Story kombinieren. Mit einer Adresse des bislang unbekannten Bruders kann ich nicht dienen, ein bisschen soll der Bulle ruhig selber machen, um sich seine Pension zu verdienen. Aber die Personen stammen alle aus Erfurt.«
Police Attack fuhr seine Computeranlage herunter. Dann besann er sich auf ein Abschiedswort.
»Hätt ich fast vergessen. Der hat online ein Bahnticket von Erfurt über Duisburg nach Wesel gekauft.«
* * *
Selbst die dritte Tasse Kaffee konnte kein gesteigertes Maß an Konzentration in den Köpfen der Fachleute vom K 1 bewirken, die Kommissare Weber und Burmeester umkreisten gemeinsam mit ihrer Chefin die zusammengetragenen Fakten.
»Wir sollten sie erneut zum Gespräch laden, warum machen wir eigentlich so einen großräumigen Bogen um Cornelia Garowske?«
Tom Weber stand vor der mittlerweile gut beschrifteten und mit Bildern bespickten Infowand, die einen visuellen Überblick bieten sollte. Alles verlief sich in Hypothesen und Fragen, langsam fiel es schwer, den Überblick zu behalten. Tom hatte ein Foto von Con herausgepickt und an das freie zweite Bord geheftet.
»Sie wird als potenzielles Opfer betrachtet, seit sie einen Schlag auf den Schädel bezog. Vorher war sie die Leiterin der Pilgergruppe, danach stellte sich heraus, dass sie eine neue
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