Die Eule - Niederrhein-Krimi
›Tatort‹ gucken. Heute wieder mit den Kölner Ermittlern Schenk und Ballauf, die siehst du doch gerne.«
Jetzt musste sie doch lachen. Seine tröstlichen Versuche hatten etwas Kindliches, er würde den Rest seines Lollis mit ihr teilen, damit sie wieder froh wäre.
»Vielen Dank, ich werde darüber nachdenken.«
Burmeester legte sich einen Zeitplan zurecht. Der »Tatort« wäre um Viertel vor zehn zu Ende, wenn sie noch eine Stunde plauderten, wäre es fast elf. Wenn er gegen Mitternacht im Gewerbegebiet Am Blaufuß zuschlagen würde, nachdem die Sicherheitspatrouille das Gebäude bereits passiert hatte, würden die Lieferungen für die umliegenden Gewerbebetriebe noch nicht in Sicht sein. Er hätte ausreichend Zeit, um im Verborgenen zu agieren.
Anschließend hasste er sich für seine verborgenen Gedanken. Er mochte seine Chefin doch, und zu lügen war nicht sein Ding. Er würde seine Pläne einfach verschweigen. Verschweigen, das ging, damit konnte er leben.
* * *
Christiane erstaunte Gero von Aha. Ihr harter Slang war nicht seine Sprache und nicht seine Methode, aber wie sollte er den »Müllmann«, der als Police Attack gegen ihn sein musste, sonst anzapfen?
Seine Gedanken erübrigten sich. Superhirn blinzelte Christiane in plötzlicher Wachheit zu, nickte und hackte. Er fragte einen Datenspeicher ab, lange Kolonnen von Programmierbefehlen rollten den Bildschirm herunter. Die Aufforderung, ein Passwort einzugeben, erschien. Police Attack stöhnte auf, als sein erstes Log-in misslang. Er fuhr ein Spezialprogramm hoch.
»Nenn mir einen Namen, am besten von einem Stasioffizier, ein Datum, wenn du hast, die Bezeichnung des offiziellen Vorgangs. Kaum zu glauben, funktioniert immer noch. Es gibt Archivmaterial satt, wenn man weiß, wo es zu holen ist.«
Police Attack schob sich eine neue Zigarette in den Mundwinkel, während Christiane ihn mit Einzelheiten versorgte. Er grunzte auf, ein untrügliches Zeichen von Selbstzufriedenheit, während die Daten auf seinem Bildschirm erschienen.
»Also, Schlampe, sag dem Bullen-Heini, ich habe ein paar News für ihn.«
Konsequent ignorierte Police Attack Christianes Begleiter, doch ungeniert las er laut die gefundenen Informationen vor.
»Da war jemand im offiziellen Suchsystem und hat Ermittlungsergebnisse zu den Stasi-Untersuchungen gefilzt. Der hat die IP -Adresse hinterlassen, eine leichte Übung für mich, auf seinen oder ihren Computer zu hacken. Dann war da noch ein Zweiter, der war cleverer und hat sich ins Allerheiligste der alten Horch-und-Greif-Seilschaft gehackt. Also, der hat gelesen, dass es einen alten Entführungsfall gab mit üblen Verstrickungen. Der hat herausbekommen, dass die erste Anfrage vom Niederrhein kam, von einer gewissen Con. Die hatte aber früher einen anderen Namen, das kann ich bei dem Hacker lesen. Ja, die hieß Unterhagen, also, die war da verheiratet, ganz einfach. Ja, genau, und vorher hieß die Stricker, Cornelia Stricker, genannt Lilli. Ach du Scheiße, von wegen ganz einfach, so ein Miststück, ich fasse es nicht. Die hat ihren eigenen Vater verraten, der dann von unserer unabhängigen Justiz zum Tode verurteilt wurde. Der Hacker war scharf auf die Info, hat er gut geknackt, hätte ich nicht besser machen können. Respekt!«
Police Attack verstummte, Gero von Aha ballte die Fäuste. Er war im richtigen Augenblick am richtigen Ort. Wie gut, dass er sich auf sein Näschen und nicht auf Hauptkommissarin Karin Krafft verlassen hatte. Christiane ergriff seine Hand und drückte sie. Die sonore Stimme aus dem Nikotinnebel erreichte sie wieder.
»Halt, stopp, hier ist der andere Hacker wieder. Ja, der hat weiter recherchiert. Und hier, hier sehe ich, dass er die ermittelten Daten gesichert hat, die kurze Zeit später jemand versuchte zu löschen. Sie zu vernichten ist aber nicht gelungen. Er war schneller, der ist noch am Werken.«
Gero von Aha war verwirrt. »Wer ist das, der sich einhackte, wer ist noch im Spiel? Da steckt doch mehr dahinter. Eben meinte ich noch, besagte Con wäre die direkte Spur zu dem Fall, jetzt ist ein großer Unbekannter zugange. Los, Mann, versuche mehr herauszufinden.«
Police Attack lehnte sich zurück, soweit er überhaupt konnte, und steckte sich die nächste Kippe an.
»Hey, Schlampe, sag dem Bullen-Heini, er kann froh sein, wenn er mithören darf. Ich kann auch auf echt Thüringisch, so, dass er nix versteht … als Wessistrafe sozusagen. Wenn der Schlaumeier nämlich meint, hier war nur das
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