Die Eule - Niederrhein-Krimi
ist.«
Burmeester verließ den Raum, stieß die Tür erneut auf und sprach in zornigem, lautstärkegedämmtem Ton. »Ich mache da nicht mit, das könnt ihr der Frau sagen, damit kommen wir nie durch. Ich bin zur Pause außer Haus.«
Karin betrat gemeinsam mit Tom Weber den Befragungsraum, in dem Con in der Position verharrte, in der sie sie verlassen hatten.
»Cornelia Garowske, ich fordere Sie hiermit zum letzten Mal auf, uns Auskunft über mögliche Zusammenhänge zwischen den aktuellen Anschlägen und Ihrer persönlichen Geschichte zu nennen, um die Verhaftung eines Täters oder der möglichen Täter zu initiieren. Sollten Sie die Zusammenarbeit weiterhin verweigern, sehe ich mich gezwungen, Sie für maximal achtundvierzig Stunden in Beugehaft zu nehmen. Dies bedarf keines Erlasses der Staatsanwaltschaft. Ich werde Ihnen eine Beamtin vorbeischicken, die Sie zur Zelle bringt.«
Jetzt löste sich Cons Blick von dem fiktiven Punkt an der Wand, mit kaltem Blick fixierte sie die Hauptkommissarin.
»Schau an, da könnt ihr genauso willkürlich handeln wie der damalige sozialistische Staat. Beugehaft. Ich will telefonieren. Hier habe ich das Recht zu telefonieren. Ich will meinen Anwalt anrufen.«
Karin reichte ihr das Telefon und hörte Con in kurzen, präzisen, bestimmenden Sätzen sprechen. Der Mann würde garantiert innerhalb der nächsten zehn Minuten auf der Matte stehen. Sie würde es darauf ankommen lassen, Con keine Sekunde eher gehen lassen.
Tom startete einen letzten Versuch. »Verstehen Sie doch, es geht um Ihren Schutz, wir können nicht dafür garantieren, dass Ihnen nichts passiert, sobald Sie das Gebäude verlassen. Sie haben unsere Observation abgelehnt, Sie sind die Einzige, die uns im Fall der Toten vom letzten Wochenende helfen kann.«
Sie ignorierte ihn und durchbohrte Karin mit ihren Blicken. »Wir landen andauernd beim ›Sie‹, Kindchen, auch dies hat einen tieferen Sinn. Das Siezen kennen wir in der Gemeinschaft nicht. Du bist Mitglied geworden und hast dich an unsere Regeln zu halten. Respekt vor dem Oberhaupt gehört dazu. Dein Verhalten heute ist respektlos und anmaßend. Wir werden viel miteinander arbeiten müssen, bevor du von alten Mustern befreit bist.«
Tom nahm das Telefon zur Hand, Karin schien das Klingeln nicht gehört zu haben. Die Pforte kündigte Herrn van Laak und seinen Anwalt an. Tom Weber deutete seiner Vorgesetzten an, den Raum zu wechseln, und berichtete vom Eintreffen des Diakons.
»Mit Anwalt, sagst du? Der fährt auch gleich auf, Donnerwetter. Nimm die beiden in Empfang, bring sie in mein Büro und lass die Tür weit offen stehen. Platziere sie so, dass Con und er sich sehen können, wenn sie gleich das Haus verlassen wird. Dann setzt du dich unten ins Auto und schaust dir an, wohin der Herr Rechtsanwalt sie bringt. Ich werde drüben bei ihr warten.«
Tom schaute sie mit zweifelndem Blick an. »Ist das so eine gute Idee? Sie weiß genau, an welchen Stellen sie dich trifft.«
»Es kann nicht lange dauern, bis ihr Anwalt auftaucht, und so lange starre ich die Wand neben ihr an. Geht schon, ich danke dir. Ach, und wenn Burmeester wiederauftaucht, der soll bei dir warten.«
Van Laak und sein schlaksiger junger Begleiter nahmen am vereinbarten Ort Platz.
Als Cons Anwalt Mönkemeier eintraf, ließ er eine Tirade über staatliche Willkür und vorsintflutliche Methoden vom Stapel, vom Treppenhaus bis zum Befragungsraum, schlug eine pathetische Schneise quer über den Flur, er werde sie sofort mitnehmen, die arme, geschundene, unschuldige Frau. Er erfragte nach galanter Begrüßung die Behandlung seiner Klientin durch die anwesenden Beamten des Kommissariats 1, bot ihr, ganz Gentleman, den Arm zum Unterhaken und verließ mit ihr gemeinsam die Etage, nicht ohne einen letzten Satz im Raum stehen zu lassen.
»Ich werde Ihre Vorgesetzte über diesen Vorfall informieren und eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Sie einleiten, Frau Krafft. Eigentlich unterstützen wir uns gegenseitig, aber in Ihrem Fall werde ich alles in Bewegung setzen, was Ihr Vorgehen ahndet.«
In diesem Moment trafen sich die Blicke von van Laak und Con. Karin Krafft nahm auf dem Flur ein fast unmerkliches Zögern im Gang van Laaks wahr, während Cons Blick schnell wieder in Richtung Tür schwenkte.
Tom Weber betrachtete van Laak und bemerkte, dass seine Schultern für einen Moment zusammensackten, als er zur Tür schaute und erkannte, wer dort von dem lauten Mann hinausgeleitet wurde. Van Laak
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