Die Eule von Askir
Askir. Obwohl es in Askir kaum Adel gab, fand Tarkan sich an die höfischen Gegebenheiten am Hof des Prinzen erinnert.
Die Reichen und Mächtigen waren überall gleich, dachte er, ob nun in der Kronburg von Aldane oder hier in Askir. Er sah dem Spiel um Macht und Einfluss eine Weile zu, und erst als er sicher war, dass der Schmied sich nicht unter den Gästen hier unten in der Halle befand, stieg er die Treppe zur ersten Galerie hoch, um dort nach ihm zu suchen. Aber da war er auch nicht zu finden.
Als sich hinter ihm der schwere Stoff hob, der den Fuß des Podests umkleidete, drehte sich Feltor langsam um, eine Augenbraue stieg nach oben, als er die junge Frau in der Uniform einer Feder sah.
»Sagte ich dir nicht, dass ich dich heute nicht mehr zu sehen wünsche?«, fragte er mit einem Blick auf Merzek, der an einem Spalt zwischen den Bahnen stand und die Menge beobachtete. Zu Feltor Füßen lag eine Bodenplatte aus Marmor, die aus dem Boden herausgenommen worden war, darunter war eine goldene Fassung zu erkennen, und ein faustgroßer schwarzer Edelstein lag dunkel schimmernd daneben.
»Wie kommt es, dass ich dich nie täuschen kann?«, sagte die Soldatin und zog eine Schnute, während ein Schimmer über sie hinweglief. Dann stand die Sera Asela dort, wo eben noch die Feder gestanden hatte.
»Ich kenne dich zu gut«, sagte Feltor knapp. »Was bringt dich dazu, meinen Unwillen zu erregen?«
»Ich dachte, es könnte dich interessieren, dass man dich enttarnt hat«, sagte die Sera. Das Lächeln auf ihren blutroten Lippen entbehrte nicht einer gewissen Genugtuung. »Offensichtlich hast du dir einen Fehler erlaubt, Meister Rolkar. Man sucht dich… und versucht, unseren Plan zu vereiteln.«
»Und woher weißt du das?«, fragte der Meister und trat nun selbst an eine Spalte im Stoff, um ihn ein wenig zur Seite zu schieben. Asela mochte recht haben, dachte er, denn auf den ersten Blick sah er keinen der hochrangigen Gäste mehr, die vor kurzer Zeit noch die Halle bevölkert hatten. Er bemerkte, wie eine Feder in Uniform mit einem Handelsherrn sprach, ein freundliches Lächeln im Gesicht und mit einer Handbewegung in Richtung des nächsten Ausgangs. Der Handelsherr folgte der Aufforderung und schien erfreut über das, was der Soldat ihm mitgeteilt hatte. »Es sieht beinahe so aus«, sagte er. »Ich muss ihnen zugestehen, dass sie es recht geschickt machen. Woher weißt du es?«
»Ich habe daneben gestanden und zugehört, wie sie darüber sprachen. Kelter, Orikes, die Maestra und dieser aldanische Baronet. Ich habe geholfen, den Einsatzplan der Bullen zu erstellen. Es ist immer das Gleiche, sie gehen methodisch vor und gründlich.« Sie runzelte die Stirn. »Ach ja, die Maestra hat ihren großen Soldaten dabei, der nur zuhörte und keinen Ton von sich gab. Er scheint mir etwas langsam zu sein.«
»Es wäre nicht das erste Mal, dass du dich irrst«, sagte Feltor. »Wird man die Feder nicht vermissen?«
»Keiner wird sie finden«, antwortete Asela mit einem harten Lächeln.
»Was genau geht vor sich?«
»Sie wissen, dass wir für die Mitternachtsstunde etwas planen. Sie wissen von dem Wolfstempel und davon, dass du Balthasars Frau und Kind ermordet hast. Sie wissen mehr als du, denn sie haben erfahren, dass seine Tochter noch lebt. Es ist die Maestra.« Sie zog eine Augenbraue hoch. »Diese Nachricht scheint dich nicht zu überraschen?«
»Ich wusste es von Anfang an«, sagte Feltor unbewegt. »Es war nachlässig von mir, nicht sicherzustellen, dass sie tot war, bevor ich sie in den Hafen warf.«
»Ich kenne auch dich«, sagte Asela. »Ich frage mich, wie weit deine Freundschaft zu unserem ehemaligen Mentor ging. Es wäre dir zuzutrauen, dass du diese Methode gewählt hast, weil es eine kleine Chance gab, dass jemand sie retten könnte. Eine weitaus größere Chance, als wenn du dem Kind den Hals umgedreht hättest. Ich erinnere mich, dass du mir untersagt hast, mich um sie zu kümmern…«
»Denk, was du willst«, sagte Feltor knapp. »Es ändert nichts daran, wessen Kind sie ist.«
»Wie du meinst«, sagte Sera Asela. »Es tut nichts mehr zur Sache. Ich bin hier, weil es nun keinen Grund mehr gibt, nicht jetzt schon aktiv zu werden. Je länger wir warten, desto besser werden sie vorbereitet sein.«
»Es ist zu früh«, sagte Feltor. »Wenn ich das Tor jetzt öffne, werden unsere Truppen davon überrascht.«
»Das glaubst du selbst nicht, Feltor«, sagte Asela hart. »So wie ich unseren Herrn kenne,
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