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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Schwertobrist widersprechen wollte, dann nickte er knapp. »Ich verstehe, Stabsobrist«, sagte er. »Darf ich Stabsmajor Elkin als meinen Ersatz vorschlagen? Sie ist eine fähige Frau und wird der Aufgabe gewachsen sein.«
    Orikes sah den bleichen Mann an und nickte. »Lasst sie rufen, Schwertobrist.«
    »Maestra, ich bringe Euch zu Meister Oldin«, sagte Tarkan. »Danach werde ich sehen, ob ich diese Schlange finden kann.«
    »Nicht allein«, widersprach Santer, der bislang alles wortlos verfolgt hatte. »Wenn wir ihn ergreifen, muss es mit Macht geschehen, er darf keine Gelegenheit haben, sich länger zu wehren. Die sicherste Methode wäre, ihn einfach zu erschießen.«
    »Mag sein«, sagte Desina ruhig. »Aber noch haben wir keinen wirklichen Beweis, dass er ein Nekromant und Mörder ist.«
    »Jenks hat ihn beschrieben«, sagte Tarkan verbittert. »Was brauchen wir mehr an Beweisen?«
    »Was, wenn Ser Jenks sich getäuscht hat?«, gab Desina zu bedenken. »Ich glaube selbst, dass er einer der Verfluchten ist, es passt zusammen. Ich will ihn nicht schützen, glaubt mir das. Wenn Ihr recht habt, dann ist er der Mörder meiner Mutter und ich will ihn genauso tot sehen wie Ihr. Aber mein Eid verbietet mir, so etwas zu unterstützen, nicht ohne einen Beweis seiner Schuld.«
    »Was wollt Ihr tun?«, fragte Tarkan. »Habt Ihr vielleicht vor, ihn zu fragen, ob er schuldig ist?«
    »Nein«, sagte Desina und schüttelte den Kopf. »Ich kann die Verfluchten mittlerweile erkennen, wenn ich sie nur sehe…« Sie schaute die anderen an und lächelte verlegen. »Ich habe erst heute das erste Mal einem Verfluchten gegenübergestanden, ich musste es auch erst lernen. Aber jetzt braucht es nicht mehr als einen Blick von mir.« Sie nickte Santer zu. »Dann könnt Ihr gern Euren Schuss haben.«
    »Wir dürfen auch nicht vergessen, dass er nicht allein ist«, gab Santer zu bedenken. »Die Sera Asela ist noch auf freiem Fuß, und weit wird sie gewiss nicht entfernt sein.«

 
    63
     
     
     
    Meister Oldin saß aufrecht auf dem Ruhebett und trank einen Tee, als Desina zögerlich den Vorhang zur Seite schob. Der alte Mann sah sie, lächelte sanft und winkte sie zu sich heran. Langsam kam Desina näher und suchte in seinen Zügen die Ähnlichkeiten, von denen Tarkan gesprochen hatte, doch sie fand sie nur in den Farben der Augen. Noch immer konnte sie nicht ganz glauben, was der Baronet meinte herausgefunden zu haben, doch offensichtlich war Meister Oldin davon überzeugt.
    »Schau mich nicht so an«, meinte er mit einem Lächeln. »Es ist ja nicht so, dass wir nie darüber gesprochen haben. Aber wir wagten es nicht zu glauben.« Er stellte die Tasse Tee ab und öffnete seine Arme für sie. Ohne nachzudenken, kam Desina zu ihm und lehnte ihren Kopf an seine knochige Schulter. Er roch nach Mandelholz, und ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, noch während sie weinte.
     
     
    Am Eingang warf Tarkan einen letzten Blick auf die Maestra und den alten Mann, dann ließ er den Vorhang sinken und prüfte, ob sein Schwert locker saß. Er nickte Santer zu, der vor der Tür auf die Maestra wartete, und suchte als Nächstes den Botschafter auf, zog ihn zur Seite und erklärte ihm, warum er es für besser befinden würde, wenn die Sera Melande zur Botschaft zurückkehrte. Doch die junge Aldanerin besaß offenbar gute Ohren. Sie kam heran und schüttelte vehement den Kopf. »Ich habe einen Dolch dabei«, sagte sie entschlossen. »Vor diesem Pack renne ich nicht davon.«
    Der Botschafter legte einen Arm um sie und zog sie an sich heran, ein stolzer Blick in seinem guten Auge. »Sie ist erwachsen«, teilte er Tarkan mit. »Außerdem kann ich noch immer mein Schwert führen.«
    Tarkan nickte, er hätte wohl nicht anders gehandelt. »Wenn Ihr Meister Rolkar seht, haltet Euch fern von ihm. Sucht nicht den Streit. Demnächst wird eine Feder kommen und Euch zum Zelt der Gilde der Barden begleiten.« Der Botschafter nickte, doch Tarkan sah den Blick in diesem Auge.
    »Denkt nicht einmal daran«, sagte er leise. »Es braucht mehr als eine entschlossene Klinge, um diesen Mann zu richten. Das musste ich auch einsehen.«
    Der Botschafter sagte nichts dazu, aber etwas anderes hatte Tarkan auch nicht erwartet.
    Bemüht darum, wie jeder der anderen Gäste zu wirken, und mit einem hoffentlich glaubhaften Lächeln auf dem Gesicht, nahm Tarkan einen Becher von einem Tablett, das ein eifriger Diener ihm hinhielt, und mischte sich unter die hohe Gesellschaft von

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