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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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nach Desina gewesen, als er eine Frau unter dem Podest hervorkommen sah, die sich vor seinen Augen in eine Soldatin der Federn verwandelt hatte. Doch bevor das geschehen war, hatten Wiesels scharfe Augen den Anhänger aus Obsidian und Gold entdeckt, den die Frau um den Hals trug. Zudem hingen in dem Haus der Kurtisane drei Bilder, die sie in all ihrer verführerischen Schönheit und mit diesem Anhänger zeigten. Jetzt wusste Wiesel immerhin, wieso niemand sie bislang gefunden hatte. Kein Wunder, wenn sie so leicht ihre Gestalt verändern konnte. Er stellte die Schale ab und tat, als ob er seine Stiefel richten wollte, zugleich aber stieß er die kleine Tür im Podest der Statue auf. Dort lag wie erwartet ein faustgroßer Edelstein in einer goldenen Vertiefung.
    Wiesel richtete sich auf und schlenderte hinüber zu dem Podest in der Hallenmitte. Dort angekommen, verschwand er unter dem schweren Stoff, als ob dieser ihn aufgesaugt hätte.
     
     
    Unter dem Podest sah sich Merzek um, er war sich fast sicher, dass er eben etwas gehört hatte. Hier unter dem schweren Stoff war es dunkel, das Licht der großen Öllampen, die hoch an den Säulen der Gildenhalle hingen, drang kaum bis hierher vor.
    Aber er war ja nicht nur auf seine Augen angewiesen, er besaß noch andere Möglichkeiten. Er öffnete seinen Geist, suchte wie ein Raubtier die Fährte und fand das Opfer innerhalb eines Lidschlags. Gier stieg in ihm auf, als er das starke Talent des Eindringlings erkannte… Dann erst wurde ihm klar, dass dieses Opfer direkt hinter ihm stand… Ein blendender Schmerz durchbohrte sein linkes Ohr, und er dachte gar nichts mehr.
    Für einen Moment fürchtete Wiesel, dass die lodernde Flamme, die den Verfluchten verglühen ließ, das Podest in Brand stecken würde, aber genauso schnell, wie die Flamme kam, war sie auch wieder verschwunden – und hinterließ einen ausgeglühten Körper, der immer noch aufrecht stand.
    Wenigstens, dachte Wiesel mit einem grimmigen Lächeln, hatte es keinen Unschuldigen getroffen. Desina, das wusste er, hätte das hier nicht so heimtückisch getan, aber er sah nicht ein, einem der Verfluchten auch nur die geringste Chance zu geben.
    Wiesel hielt noch immer den Griff seines Glücksbringers in der Hand. Er hatte ihn auch nicht losgelassen, als der Nekromant aufloderte und fünf Seelen freiließ. Jetzt erst zog er den Dolch zurück und hielt einen ausgeglühten Schädel an der Messerspitze, während der Rest des Unheiligen in einer Wolke aus Asche und braunem Gebein zusammenbrach. So morsch war der Schädel, dass Wiesel seinen Dolch problemlos befreien konnte. Nachlässig warf er den Kopf zur Seite und beugte sich nieder, um den schweren schwarzen Kristall aufzuheben.
    Er studierte die Vertiefung im Boden und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf.
    Er verließ den Raum unter dem Podest. Es war langsam an der Zeit, Desina zu finden. Eine Feder wies ihm den Weg, und er traf die Maestra, als sie den Ruheraum verließ und etwas zu Santer sagte. Wiesel erkannte sofort die Spuren von Tränen auf ihrem Gesicht und fragte sich, was passiert war. Sie weinte sonst nie. Aber es gab andere, wichtigere Dinge.
    »Hast du etwas herausgefunden?«, fragte sie ihn, noch bevor er etwas sagen konnte.
    »Das kommt darauf an, was du mir über eine Halle sagen kannst, in der sich ein achteckiges Muster aus Gold im Boden befindet, an den Eckpunkten mit Aussparungen versehen, in die faustgroße Kristalle hineinpassen«, sagte Wiesel. »Denn das ist es, was die Echsen aus der eingestürzten Halle für die Nekromanten bergen mussten: neun dieser faustgroßen Edelsteine.«
    »Götter!«, hauchte Desina. »Das ist es! Ein magisches Tor!«
    »So eins wie im Eulenturm?«, fragte Santer verblüfft.
    »Ay«, bestätigte Desina. »Aber viel größer! Diese magischen Tore… vor allem die großen, die für Fracht gebaut wurden… Es braucht eine enorme magische Kraft, sie zu betreiben. Dieses Tor muss eines der früheren gewesen sein, mit denen der Ewige Herrscher Truppen verlegen konnte. Vielleicht sogar das zentrale Tor. Das Modell ist alt, und ich weiß, dass der Ewige Herrscher bis zum Schluss an den Toren gearbeitet hat und sie verbesserte.« Sie schaute die anderen an. »Üblicherweise stellen die Tore eine Verbindung zwischen sich und einem anderen Tor her. Aber ich habe auch von einem gelesen, das so mächtig war, dass es eine Verbindung zu einem anderen Ort schaffen konnte, ohne dass sich dort ein anderes Tor befinden

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