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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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geschmückten Hallen singen, und keiner von ihnen hätte sich auf eine Kiste gesetzt oder hier am Hafen aufgespielt, wo die meisten nur vorbeigehen, ohne die Kunst zu würdigen. Aber niemand hat es je vermocht, mich so zu berühren, wie Ihr es tatet. Eure Stimme und Euer Blick trafen mich bis ins Herz.«
    »Ihr schmeichelt mir, und darin habt Ihr, so scheint es mir, sowohl Talent als auch Übung«, entgegnete die Bardin. Sie knickste leicht vor ihm. »Taride Silberklinge ist mein Name, der Gesang ist meine Kunst, und die Welt ist mein Zuhause. Wer seid Ihr, der Ihr mir so schmeichelnd den Kopf zu verdrehen versucht?«
    Tarkan verbeugte sich vor ihr, so elegant, als wäre er am Hof seines Prinzen.
    »Tarkan, Baronet von Freise, ist mein Name und Ihr habt recht, ich komme aus dem stolzen Aldane.«
    »Was nun wieder gegen Euch spricht. Das letzte Mal, als ich Euer Land besucht habe, wollte man mich an einem Pfahl verbrennen. Ich fand es unhöflich und zog es vor zu gehen.« Ein Schatten flog über ihr Gesicht. »Jemand, dem meine Liebe gehörte, erging es schlechter. Er starb in diesem Feuerbrand.« Während sie das sagte, musterte sie ihn sorgfältig, um seine Reaktion zu prüfen.
    Selten hatte es Tarkan so die Sprache verschlagen. »Ihr… Ihr seid direkt«, sagte er und versuchte sich zu fassen. »Ich bitte um Vergebung, Sera. Euer Verlust betrübt mich, und ich kann wenig zu meiner Verteidigung anbringen, außer dass es in jedem Land Menschen gibt, die verblendet sind und hassen.«
    »Ihr seid also kein Freund des Kults«, stellte sie fest, und ihr Blick wurde etwas weicher.
    »Nein«, bestätigte Tarkan. »Ich kann nicht sagen, dass ich Magie besonders schätze, sie erscheint mir wenig ehrenhaft, doch ein Freund des Kults bin ich nicht.«
    Viel eher ein Feind, aber das, dachte Tarkan, sollte er für sich behalten. Es hieß nicht umsonst, dass der Hafen Ohren hätte, und noch wusste er nichts über diese Frau, außer dass er nun verstand, warum der Kammerdiener ihre Gesellschaft gesucht hatte. »Nicht jeder Aldaner folgt dem Kult«, fügte er noch rasch hinzu.
    »Es hat wohl nur den Anschein«, stellte die Bardin fest. »Was wollt Ihr von mir, Baronet Tarkan von Freise aus dem stolzen Aldane?«
    »Außer Eurer Gunst?«, fragte er mit einem gewinnenden Lächeln, doch sie zog nur die Augenbraue hoch.
    »Wenn Ihr mich verführen wollt, Aldaner, seid gewarnt. Das haben schon die Besten versucht.« Ein schnelles Lächeln huschte über ihre Lippen. »Ob es Ihnen gelang, werde ich aber für mich behalten.«
    »Ihr seid direkt, also bin ich es auch«, sagte Tarkan leise, nachdem er sich umgesehen hatte, ob nicht ein Paar Ohren zu viel in Hörweite war. »Da Ihr Aldane nicht mögt, erstaunt es mich zu hören, dass Ihr auf dem Ball der Botschaft singen wollt… und einem der Kammerdiener dort die Gunst Eurer Gesellschaft gewährt habt.«
    »Ihr sprecht von Jenks«, sagte sie, und das Misstrauen in ihrem Blick wuchs an. »Habt Ihr mit der Botschaft zu tun?«
    »Nur in gewissem Sinne. Ich bin der Gesandte des Prinzen. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass ihm hier in Askir kein Unheil widerfährt, wenn er zum Kronrat erscheint.«
    Sie nickte. »Ihr seid der Sohn des Regenten und der Cousin des Prinzen, nicht wahr?«, fragte sie leise.
    Tarkan nickte überrascht. Aber immerhin war sie eine Bardin, und für jemanden wie sie war es unerlässlich, die Adelshäuser der Reiche zu kennen, bevor es geschah, dass ein Barde unwissentlich den Verwandten von jemandem beleidigte, vor dem er gerade sang.
    »Der Prinz wird Eure Hilfe und die der Götter dringend brauchen, wenn er seine Krönung noch erleben will«, prophezeite sie düster. »Die Weiße Flamme will ihn nicht auf dem Thron dulden, weil sie ihm vorhält, dass er das Blut der Elfen in seinen Adern trägt.« Sie musterte ihn. »So wie Ihr auch, Baronet.« Sie bemerkte seinen Blick. »Oh, Ihr wusstet das nicht? Euer Vater und seine Schwester, die Königin und die Mutter von Prinz Tamin, tragen zu einem Viertel Elfenblut in sich.«
    »Da wisst Ihr mehr als ich«, sagte Tarkan überrascht. Für einen Moment überlegte er, ob es wohl stimmen mochte. Wenn ja, erklärte dies so einiges.
    Sie nickte, und in ihren Augen sah er etwas, das Zorn sein könnte. »Ay, Baronet, das ist mir bewusst. In anderen Reichen wäre es willkommen, aber in Eurem verfluchten Land ist es ein Makel, den die Weiße Flamme auszumerzen sucht.« Sie lachte glockenhell, aber mit einem Klang von Bitternis

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