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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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an den König schreiben und anfragen, ob ich einen Besuch in der Heimat machen darf? Weil es hier doch so kalt und nass ist ... Ich bin sicher, dass ich diesen Winter bald nicht mehr ertrage, ich werde noch krank werden. Und ich glaube, dass auch sie mich sehr vermisst ...
 
***
 
    Catalina hatte am Tisch beim Fenster geschrieben, um noch das letzte Licht des grauen Februarnachmittages auszunutzen. Nun jedoch nahm sie den Brief zur Hand, in dem sie ihre Mutter um Erlaubnis zur Reise gebeten hatte, und riss ihn langsam in Fetzen. Dann warf sie die Schnipsel in den Kamin. Es war nicht der erste Brief, in dem sie ihre Mutter um solche Erlaubnis anflehte, doch auch dieser würde - wie die anderen - niemals abgeschickt werden. Nie würde Catalina die harte Schule der Mutter vergessen, niemals würde sie verzagt vor grauen Himmeln und Eisregen und fremden Menschen fliehen, deren Sprache kein Mensch jemals verstehen konnte und deren Freuden und Leiden ihr ein Rätsel waren und blieben.
    Catalina konnte nicht wissen, dass ihr Brief, hätte sie ihn an den spanischen Botschafter in London geschickt, ohnehin geöffnet, gelesen und alsdann zerrissen worden wäre - und sein Inhalt dem englischen König bekannt gegeben. Der spanische Gesandte Rodrigo Gonsalvi de Puebla wusste nur zu gut, dass Catalinas Ehe die Allianz der aufstrebenden Mächte Spanien und England gegen Frankreich geschmiedet hatte. Und es durfte einer heimwehkranken Prinzessin keinesfalls gestattet werden, dieses fragile Gleichgewicht zu stören.
 
***
 
    »Erzählt mir eine Geschichte.«
    »Ich bin wie Scheherazade: Ihr wünscht, tausend Geschichten von mir zu hören.«
    »Oh ja!«, bekräftigte der Prinz. »Ich möchte tausend und eine Geschichte von Euch hören. Wie viele habt Ihr mir schon erzählt?«
    »Ich habe Euch in jeder Nacht, seit wir zusammen sind, eine Geschichte erzählt, und zwar seit jener ersten Nacht in Burford«, erwiderte Catalina.
    »Das sind neunundvierzig Tage«, rechnete Arthur nach.
    »Also sind es erst neunundvierzig Geschichten. Wäre ich Scheherazade, müsste ich noch neunhundertundzweiundfünfzig dazufügen.«
    Froh lächelte Arthur seine junge Frau an. »Wisst Ihr, Catalina, dass ich in diesen neunundvierzig Tagen glücklicher gewesen bin als je zuvor in meinem Leben?«
    Sie nahm seine Hand und hob sie an ihre Lippen.
    »Und in den neunundvierzig Nächten!«
    Ihre Augen wurden dunkel vor Begierde. »Ja, die Nächte«, bestätigte sie leise.
    »Ich wünsche mir noch neunhundertundzweiundfünfzig weitere Nächte«, gestand Arthur. »Und dann noch tausend weitere!«
    »Und noch einmal tausend?«
    »Und noch einmal und noch einmal tausend, bis wir beide gestorben sind.«
    Catalina lächelte. »Gebe Gott, dass uns viele Jahre miteinander vergönnt sind«, sagte sie sanft.
    »Also - was wollt Ihr mir heute Nacht erzählen?«
    Sie überlegte einen Moment. »Ich werde Euch ein maurisches Gedicht aufsagen.«
    Arthur lehnte sich in den Kissen zurück, während Catalina sich aufrecht setzte und ihren blauen Blick auf die Bettvorhänge richtete, als ob sie etwas fixierte, das jenseits davon lag.
    »Es stammt von einem Mauren, der in der Wüste Arabiens aufgewachsen war«, erklärte sie. »Als er nach Spanien kam, vermisste er seine Heimat sehr. Deshalb schrieb er dieses Gedicht.
     
    Inmitten von Rusafa sah ich eine Palme,
    So weit im Westen, fern vom Palmenland!
    Ich sprach: Du gleichst mir, abgetrennt im Okzident
    Von allen Freunden, von den Söhnen meines Hauses.
    Du wächst in einer Erde, wo du Fremdling bist,
    Gleich mir am Ende dieser Welt, gleich mir so fern.
 
    Arthur schwieg, ergriffen von der Schlichtheit des Gedichts. »Es ist nicht wie unsere Lyrik«, sagte er dann.
    »Nein«, erwiderte sie leise. »Die Mauren hegen eine große Liebe zu den Worten, sie sprechen eine Wahrheit gern schlicht aus.«
    Er breitete seine Arme aus, und sie glitt hinein, lag neben ihm, Schenkel an Schenkel, Seite an Seite. Er berührte ihr Gesicht. Ihre Wange war feucht.
    »Oh meine Liebste! Ihr weint?«
    Catalina schwieg.
    »Ich weiß, dass Ihr Eure Heimat vermisst«, sagte er sanft, nahm ihre Hand und küsste die Fingerspitzen. »Aber Ihr werdet Euch an das Leben in meinem Lande gewöhnen, an die tausend, tausend Tage, die Ihr hier verbringen werdet.«
    »Ich bin glücklich mit Euch«, beeilte sich Catalina zu versichern. »Es ist nur ...« Die Stimme versagte ihr. »Meine Mutter«, fuhr sie kaum vernehmlich fort. »Ich vermisse sie so sehr. Ich mache

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