Die Ewigen
reagieren, wenn ich ihm auch wahrscheinlich kein Wort glauben würde.
"Sie wissen in etwa über die Kreuzzüge Bescheid?"
Ich zuckte unbeeindruckt mit den Schultern: Die historische Eröffnung war zu erwarten gewesen - in Rom führten selbst die Pizzabäcker ihre unverschämten Preise auf den Wiederaufbau der Stadt nach Nero zurück.
"Ein bisschen, aber nichts wirklich Genaues. Eine Reaktion auf die zunehme Islamisierung, aber nicht nur religiös, sondern auch wirtschaftlich motiviert. Ein 'Heiliger Krieg' in und um Jerusalem, Ägypten und Konstantinopel, langwierig und am Ende nicht wirklich erfolgreich. Ging so um 1100 nach Christus los, nachdem die Grabeskirche in Jerusalem kurz nach der Jahrtausendwende zerstört worden war."
Andreas nickte. "Absolut korrekt und schon ungewöhnlich detailliert, wenn ich mir dieses Lob erlauben darf. Die Geschichte unseres Ordens beginnt zur Zeit des Dritten Kreuzzuges, im Jahre des Herrn 1189. Unter Philipp dem Zweiten von Frankreich, Richard dem Ersten von England und Kaiser Friedrich dem Ersten wurden Ritter aus ganz Europa durch das Mittelmeer bis nach Jerusalem gebracht, über Messina, Kreta, Rhodos und Zypern. Wie Sie ja schon mit Ihrem Hinweis auf wirtschaftliche Motive angedeutet haben, waren die Kreuzzüge für die nicht erbberechtigten Nachkommen des Adels eine gute Gelegenheit, zu Ruhm und Land zu kommen, außerdem versprach die Teilnahme an diesem sogenannten 'Heiligen Krieg' Himmelslohn, war vom Papst gar als 'Gerechter Krieg' angepriesen worden - an freiwilligen und bisweilen auch fanatischen Rittern gab es also keinen Mangel. Die Truppen des Dritten Kreuzzuges wurden in Genua gesammelt und eingeschifft: Ein riesiges Heer mit Pferden, Standarten, Gefolge und Knechten, eine bunte Kriegsgesellschaft, die sich auf zahllose Schiffe verteilte. Die Jahreszeit war jedoch zum Übersetzen nicht wirklich günstig, ein paar Schiffe wurden denn auch auf dem Weg von Genua nach Messina auf Sizilien vom Sturm überrascht. Sie landeten in Rom an, um besseres Wetter abzuwarten, die Ritter und ihre Gefolgschaft nahmen sich ein Quartier. Das Wetter blieb über mehrere Tage hinderlich, also suchte man Zerstreuung in der Stadt. Drei der Ritter betraten eines Abends auch die Kirche, die Sie heute besichtigt haben, und welche damals einen ganz ähnlichen Anblick bot: Düster und trübe, ohne Altar, ohne Heiligenfiguren, ohne Bänke - also ohne all das, was man heute wie damals in einem christlichen Gotteshaus erwartete. Zwei der Ritter wollten die leere, unheimlich wirkende Kirche enttäuscht wieder verlassen, doch der dritte wurde von Neugier gepackt und beschloss, ihrem Geheimnis auf den Grund zu gehen. In der Krypta stießen die Ritter auf einen alten Mönch, der in einer kalten und feuchten Kammer neben einem Stein ausharrte - eben jenem Stein, aus dem Sie heute das Schwert gezogen haben. Das Schwert steckte auch damals schon im Stein, seit Jahrhunderten unbewegt, und der Mönch lud die Ritter mit brüchiger Stimme ein, ihr Glück zu versuchen und das Schwert zu befreien. Natürlich bewegte es sich bei keinem von ihnen um einen Millimeter, auch gemeinsam konnten sie es dem harten Stein nicht entreißen. Nachdem sich die erlesene Waffe ihrer Beharrlichkeit widersetzt hatte, hielten sie sich an den Mönch - begierig, ihm die Geschichte des Steins und des Schwertes zu entlocken. Die Männer waren die ersten Kreuzritter, die der alte Mann leibhaftig zu Gesicht bekam, ihre schönen Worte vom guten, vom göttlichen Krieg und der Rückgewinnung des Heiligen Landes schienen ihm ein guter Grund zu sein, ihnen sein Geheimnis anzuvertrauen. Auch war er ohne Nachfolger - so wurde aus seiner Erzählung bald ein Werben um die Ritter: Sie sollten seinen Platz einnehmen und auf den wahren Herrn, den Erlöser des Schwertes warten, der mit seiner Kraft der Welt ein neues Zeitalter des Friedens, eine Herrschaft der Milde und Güte schenken sollte. Der Glaube des Mönches an das Schwert war stark, doch seine Beweise waren schwach: Das Schwert war im Stein, solange er und die vor ihm denken konnten - und wenn er nicht komplett dem Wahnsinn anheimgefallen war, bewachte er es schon seit fast dreihundert Jahren. Er versprach den Rittern eine ebenso lange, sogar eine ewige Lebenszeit im Dienst des Schwertes, und er brachte ihnen allerlei alte Handschriften mit Anweisungen, die zwar auch keinen konkreten Beweis für die Wahrheit seiner Worte enthielten, dafür aber eindeutig zeigten, dass der Mönch nicht
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