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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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Stimmung.
    Ich warf Jackson einen Seitenblick zu - ich ahnte, dass er von sich aus kein Gespräch eröffnen würde, wollte aber auch nicht stumm neben ihm her marschieren, dafür war er zu ... interessant, vorsichtig ausgedrückt.
    "Du weißt, was die beiden mir eben erzählt haben?"
    Er nickte.
    "Kannst du dir vorstellen, wie phantastisch das für mich klingt?"
    Jetzt lächelte er und ließ dabei kurz seine spitzen, wirklich überaus entzückenden Eckzähne aufblitzen.
    "Ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen."
    "Und ich habe nichts in der Hand, mit dem ich die Geschichte auf Wahrheit überprüfen könnte."
    Jackson überlegte, dann schüttelte er den Kopf, was seine Locken in leichte Bewegung versetzte.
    "Für uns ist der heutige Tag der Beweis dafür, dass wir an etwas Wahres glauben, dass das Schwert nicht nur eine Legende ist. Aber für dich gilt dieser Beweis nicht, das ist richtig."
    Er ging mit leichtem Abstand neben mir her, wie schon in der Kammer und der Krypta sehr darauf bedacht, mir nicht zu nahe zu kommen. Die Leute wichen uns aus, eine Gruppe Teenager-Mädchen blieb kichernd stehen und blickte Jackson hinterher, ein junges Ehepaar mit zwei Kleinkindern zischte sich an, eine Reisegruppe Rentner folgte dem emporgereckten, leuchtend gelben Regenschirm einer müde aussehenden jungen Frau.
    "Es hätte jeder sein können, oder?"
    Jacksons Blick folgte meiner Geste, die die Leute um uns herum einschließen sollte.
    "Wie meinst du das?"
    "Wenn ich heute in der Schlange zur Kammer einen Platz vor dem Mädchen mit dem Handy erwischt hätte, würde sie nun hier stehen und müsste sich überlegen, wie sie aus der ganzen Geschichte rauskommt."
    Ich kam erneut in den Genuss von Jacksons eindrucksvollen Augen, denn jetzt sah er mich sehr erstaunt an.
    "Nein, das verstehst du falsch. Dann hätte sich das Schwert eben früher gelöst - oder später, wenn du erst noch einen Kaffee getrunken hättest. Und wenn du die Kirche nie besucht hättest, würde es bis zum Jüngsten Tag in seinem Stein ruhen. Du hast das Schwert nicht zufällig in dem Moment berührt, in dem es sich gelöst hat, sondern das Schwert hat auf dich und deine Hand gewartet."
    Ich schnaubte. "Das glaubst du doch selber nicht."
    "Doch, genau das glaube ich. Das glauben wir alle."
    Während ich auf diesem Gedanken herumkaute, kamen wir dem Tiber langsam näher. Die Engelsburg ragte trutzig in den Himmel, leider hatte ich sie bislang nur von außen gesehen: Es wäre natürlich schön, noch ein wenig in Rom zu bleiben, noch mehr zu sehen ... und möglich war es auch, wenn ich ehrlich war und ein bisschen umdisponierte.
    "Hast du Angst vor uns?", fragte Jackson unvermittelt, was mich prompt aus dem Konzept brachte.
    "Ich weiß nicht", antwortete ich wahrheitsgemäß. "In der Kirche war mir schon ein wenig komisch zumute. Dein Erschrecken, der Feueralarm, die Grabplatten ... Jetzt geht es besser - jetzt bin ich eher ... verwirrt. Ihr erklärt mich von einer Sekunde zur anderen zum Retter der Welt, tut so, als wäre ich wahnsinnig wichtig ... das ist sehr, sehr irritierend."
    Er sagte dazu nichts, aber wenn er direkt sein durfte, dann ich ja wohl auch.
    "Muss ich denn Angst haben?"
    Er dachte tatsächlich kurz nach, was mich nicht eben beruhigte.
    "Nein", sagte er schließlich schlicht, "musst du nicht. Wir wollen dir nichts Böses, ganz im Gegenteil. Aber ich kann verstehen, dass du dich unwohl fühlst."
    Wir warteten an einer Fußgängerampel und quetschten uns dann zwischen Reisebussen und Motorrollern hindurch auf die andere Straßenseite. Der Sonnenschein schien Touristen und Einheimische gleichermaßen wieder auf die Straße gelockt zu haben: Regenschirme waren gegen Eistüten getauscht worden, Regenjacken gegen Sonnenbrillen.
    "Wie funktioniert das mit diesen Ratgebern, die du schreibst? Arbeitest du fest für den Verlag oder für diese Zeitschrift? Im Büro oder einer Redaktion?"
    Ich schüttelte den Kopf. "Nein, ich arbeite zuhause. Ich habe einen Vertrag mit dem Verlag auf drei Bände pro Jahr, mit festen Abgabeterminen. Aber ansonsten kann ich mir meine Zeit frei einteilen."
    Ich dachte kurz nach, aber ein paar mehr Details konnte ich wohl gefahrlos preisgeben.
    "Ich hab letzte Woche einen Band abgeliefert und muss am Montag ein neues Thema ausmachen. Ich werde wohl die Wahl haben zwischen 'Die Glücksformel - Zufriedenheit ist keine Zauberei' und 'Erfolg im Beruf: Wie Sie Ihren Weg gehen, ohne sich zu verbiegen'. Schauderhaft."
    Jackson lachte,

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