Die fabelhaften 12 - Die Berufung: Band 1 (German Edition)
Quadratkilometer verteilt. Vereinzelt standen zwar auch Bäume in der Gegend, aber mit viel Abstand. Und es gab nur eine einzige Straße.
Mack wurde schlagartig bewusst, wie weit er von zu Hause fort war. So weit weg wie noch nie. Einmal war er drei Tage bei seinen Großeltern in Michigan gewesen, weil seine Eltern … keine Ahnung, was auch immer Eltern machen, wenn sie ihre Kinder losgeworden sind.
Er vermutete, dass sie ihn mittlerweile vermissten. Was allerdings voraussetzte, dass sie überhaupt bemerkten, dass er weg war. Der Golem war keine besonders gute Kopie, aber für seine Eltern reichte es vielleicht.
»Ich glaube, ich hab Heimweh«, sagte Mack.
»Klar. Wer hätte das nicht?«, meinte Jarrah.
»Ich«, erklärte Stefan. Er gähnte. »Ist doch super, mal rauszukommen.«
»Wir sind hier aber nicht zum Frisbeespielen im Park«, maulte Mack.
Stefan lachte. »Genau. Das hier ist um Längen besser.«
Mack dämmerte, dass Stefans Leben zuhause wohl nicht ganz so war, wie es sein könnte.
»Ganz schön trostlos, was?«, meinte Jarrah. Sie war ein echt nettes Mädchen. Immerhin etwas. Wenn Mack die Welt schon vor einer elenden Schurkin mit einer sehr schönen, aber sehr durchgeknallten und bösen Tochter retten musste, war es doch besser, wenn er dabei von netten Menschen begleitet wurde.
»Sieht ein bisschen aus wie zu Hause«, sagte Mack. »Ich bin selber eine Wüstenratte. Aus Arizona.«
»Ha«, entgegnete Jarrah. »Eure Wüste ist voller Straßen und Städte. Zivilisiert. Das Outback ist anders. Der verlassenste Ort der Welt. Millionen Quadratmeter Leere.« Sie sah herüber zu Stefan. »Seid ihr schon lange Freunde?«
»Stefan war mal mein Schulhof-Chefschikanierer. Aber darüber sind wir hinweg.«
Stefan wies mit dem Daumen auf Mack. »Er hat mir das Leben gerettet.«
Das schien Jarrah zu beeindrucken. Sie schenkte Mack einen langen, bewundernden Blick, während das Flugzeug zu dem winzigen Flughafen hinabkreiselte.
»Du siehst nicht gerade aus wie ein Held«, meinte Jarrah.
»Bin ich auch nicht«, erwiderte Mack müde. »Ich bin noch ganz heiser von meinem Angstgeschrei. Ich glaube, Helden haben solche Probleme nicht.«
Das Flugzeug landete ohne Probleme. Vor dem Terminal wartete eine große, sehr schlanke Frau mit federndem schwarzen Haar und sehr dunkler Haut.
»Mack, meine Mutter. Mum, das ist Mack. Und Stefan. Macks Bodyguard.« Ihr australischer Akzent machte aus dem Bodyguard ein Bodygaad .
Karri Major war mit dem roten Staub bedeckt, den Mack beim Landeanflug gesehen hatte. Sie trug Cargohosen und eine Weste mit elendig vielen Taschen. Überall an ihr hingen Gurte mit den verschiedensten Gerätschaften: Hammer, Feile, Pinsel, Kamera, Stablicht.
»Du bist also der Junge, der vom Himmel gefallen ist«, meinte Karri. Sie sah Mack mit so was wie Ehrfurcht an, als bestaune sie ein Wunder oder träfe den Dalai Lama.
»Dann kommt«, sagte sie und stupste ihn mit der Schulter an – eine Geste, die bei einem Erwachsenen doch etwas seltsam kumpelhaft wirkte.
Mack sagte: »Ja, Ma’am«, weil ihm nichts Besseres einfiel.
Sie liefen zum Parkplatz, wo Karri sie zu einer Art Strandbuggy führte. Er war gelb, aber so mit rotem Staub bedeckt, dass höchstens zehn Quadratzentimeter der ursprünglichen Farbe zu sehen waren. Das Gefährt sah aus, als sei es aus einem Geländewagen gefertigt worden, mit großen Rädern, Ladefläche hinten und Seilwinde vorn. Auf dem Dach war eine Reihe Scheinwerfer montiert.
Der Buggy heulte sehr zufriedenstellend auf.
Sie fuhren gemächlich vom Flughafen in die Wüste, mit heruntergekurbelten Fenstern. Nach nur wenigen Minuten bog Karri von der Autobahn in eine unbefestigte Straße ab.
»Ich hab noch zu tun«, erklärte Karri. Sie zog einen zerschrammten Laptop aus einem Rucksack und tauschte mit Jarrah die Plätze. Jetzt saß Jarrah hinterm Steuer – welches sich auf der falschen, der rechten, der australischen Seite befand.
Mack nahm an, sie würden nun eine ganze Weile hier stehen. Aber dann drehte Jarrah den Zündschlüssel und zwinkerte Mack zu. »Haltet euch fest, jetzt wird’s ein bisschen holprig.«
»Halt mal! Du fährst?«, fragte Mack und versuchte nicht allzu entsetzt zu klingen.
»Keine Sorge«, sagte Karri. »Jarrah fährt seit Jahren durch den Busch. Seit sie neun ist.«
»Ja, keine Sorge«, beruhigte ihn Jarrah.
Dann legte sie den Gang ein und trat aufs Gaspedal. Der Buggy heulte auf und schoss über die Schotterstraße. Er sauste los,
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