Die Fackel der Freiheit
arbeitet als Kellner in Steph Turners Restaurant.«
»Wer ist das?«
Lajos vollführte eine abwehrende Handbewegung. »Bloß eine Frau, die ein kleines Restaurant besitzt. Versorgt vor allem Zweier-Händler. Geschieden, ein Kind - eine Tochter im Teenager-Alter. Ich glaube nicht, dass ich sie jemals zuvor erwähnt habe, weil ich nicht denke, dass sie mehr als nur äußerst vagen Kontakt zum Untergrund hat - wenn überhaupt.«
McBryde nickte. Angesichts der Tatsache, dass die Sklaven sechzig Prozent der Gesamtbevölkerung von Mesa stellten und die Zweier weitere zehn Prozent beitrugen, war der Untergrund, der gegen die Sklaverei vorzugehen versuchte, wirklich gewaltig. Hauptsächlich beschränkte sich besagter Untergrund auf Aktivitäten, die der allgemeinen Gesellschaftsordnung von Mesa nicht sonderlich abträglich waren: Sie schmuggelten Sklaven fort und Konterbande ein, sie unterhielten ein Netzwerk von Sozialeinrichtungen, um auszugleichen, dass die Regierung derlei Aufgaben nicht übernahm und so weiter. Nur ein kleiner Prozentsatz der Mitglieder verschiedenster Untergrundorganisationen hatte direkten, engen Kontakt mit dem Ballroom oder ging eigenständig gewalttätigen Aktivitäten nach. Hätte Lajos sich angewöhnt, jeden Zweier zu melden, der irgendwie mit dem Untergrund oder sogar dem Ballroom in Kontakt stand, dann hätten weder er noch Jack jemals Schlaf bekommen. Derartige Dinge musste man ganz pragmatisch angehen.
»Aber jetzt kommt das, was mich am meisten beunruhigt. Der Kerl ist ein Havenit. Er behauptet, früher für die SyS tätig gewesen zu sein, und es sieht ganz so aus, als könne er diese Behauptung auch belegen.«
Die Falten auf McBrydes Stirn wurden noch tiefer. »Warum sollte ein Ex-SyS-ler sich mit dieser Gruppe abgeben, die Sie im Auge behalten?«
»Eine gute Frage. Der Kellner könnte einfach nur ein weiterer von diesen Ewig-Unzufriedenen sein, auch wenn ich mir fast sicher bin, dass er kein Zweier ist - und auch kein Exsklave, wo wir schon dabei sind. So nah bin ich noch nicht an ihn herangekommen, deswegen habe ich bislang weder seine Zunge gesehen noch eine DNA-Probe nehmen können. Aber sein Phänotyp ist sehr auffällig - und er entspricht keiner der Linien, die wir entwickeln. Zumindest keiner, mit der ich vertraut bin. Aber dieser SyS-Bursche ...«
Lajos nippte an seinem Kaffee. »Zunächst einmal scheint überhaupt nicht in Frage zu stehen, dass er die Wahrheit sagt. Also, dass er tatsächlich den Werdegang hinter sich hat, von dem er berichtet, meine ich. Ich weiß genau, dass Cloutier sehr erpicht darauf ist, ihn in die Finger zu bekommen - erpicht genug, dass sie schon seit geraumer Zeit mit diesem Burschen über Bedingungen feilscht.«
Überrascht hob McBryde die Brauen. Luffs beste Anwerbungs-Agentin war nicht für Standard-Rekrutierungen zuständig. Aber er konnte sich nicht erinnern, dass Inez Cloutier bei einem möglichen zukünftigen Mitarbeiter jemals mehr als einen oder zwei Tage für Verhandlungsgespräche aufgewendet hatte. Allerdings musste sich Jack eingestehen, dass er sich, was derlei Dinge betraf, nicht ständig auf dem Laufenden hielt.
»Kurz gesagt«, fasste Lajos zusammen, »kommt einer ganz eindeutig aus einem anderen System, und bei dem anderen - ich meine jetzt den Kellner - könnte das durchaus ebenfalls der Fall sein. Und woher auch immer sie nun kommen, mir fällt kein guter Grund ein, warum einer oder gar beide von denen in Kontakt mit Hansens Gruppe treten sollte. Ich halte es für wahrscheinlich, dass einer oder beide in Wirklichkeit für den Ballroom arbeiten. Wenn man sie jetzt festsetzt und dann ihren Widerstand bricht, könnte uns das zusätzliche Informationen über die Pläne verschaffen, die der Ballroom hinsichtlich Mesa hat.«
»Ist aber nicht sehr wahrscheinlich«, merkte McBryde an, und Irvine stieß einen säuerlichen Grunzlaut der Zustimmung aus.
Es mochte ihnen gelungen sein, die Ballroom-Agenten davon abzuhalten, hier auf dem Planeten merkliche Präsenz zu zeigen, doch wer für den Ballroom arbeitete, lieferte nur selten nützliche Informationen. Zum einen, weil der Ballroom mindestens ebenso gut wie jede andere Organisation in der Galaxis wusste, wie wichtig Sicherheitsbedenken bei jedweden Operationen war. Der Ballroom verteilte Informationen auf verschiedene Bereiche und hielt sich strikt an die Regel Informationen nur bei Bedarf‹. Mehr noch: Jeder ihrer Agenten, der über ernstlich wichtige Informationen verfügte, war
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