Die Fackel der Freiheit
Dinger sind doch angeblich praktisch unzerstörbar!«
»Naja, das sind sie auch ... weitestgehend«, bestätigte Andrew. »Bedauerlicherweise gibt es selbst in einem Hypergenerator ein paar bewegliche Teile, und das hier« - er tippte gegen ein ziemlich abgewetzt aussehendes Bauteil, das ein wenig aussah wie ein Rotor, länger als sein Arm - »gehört dazu. Schlimmer noch: Das gehört zu den wichtigen beweglichen Teilen. Genauer gesagt ist das der Stabilisator für die erste Stufe. Wenn der ausfällt, dann haben wir überhaupt keine Hypersteuerung mehr, Ganny. Gar nichts. Und dieses Mistding hätte im Rahmen einer Routinewartung schon vor mindestens hunderttausend Betriebsstunden ausgetauscht werden müssen. Wir müssen es unbedingt ersetzen, bevor wir einen weiteren Sprung versuchen.«
»Kann man das nicht reparieren?«
»›Reparieren‹? Wie denn?« Mit dem Zeigefinger deutete er auf den Rotorschaft. Selbst Ganny, die zwar in vielen verschiedenen Dingen erfahren war, aber von Technik überhaupt keine Ahnung hatte, konnte erkennen, dass das Bauteil tatsächlich in äußerst schlechtem Zustand war.
»Zuerst würde ich es entfernen müssen. Das lässt sich machen, auch wenn es eine Weile dauern dürfte. Aber das wäre noch der einfache Teil hierbei. Dann würde ich es mit Metall beschichten müssen, und zwar mit Hilfe von Schweißgeräten, die wir nicht haben, also müsste ich diese Geräte erst einmal entwickeln und bauen. Das ließe sich wahrscheinlich auch machen, da wir an Bord dieser Rostlaube, die sich Raumschiff schimpft, ja nun reichlich Krimskrams haben, aber es würde trotzdem wochenlange Arbeit bedeuten, Ganny. Können auch gut zwei oder drei Monate werden. Und dann müsste ich das Bauteil so bearbeiten, dass es aussieht wie in der technischen Beschreibung. Und dafür bräuchten wir Geräte, die wir auch nicht haben. Die sogenannte ›Werkstatt‹ an Bord dieses Schrottschiffes ist doch ein schlechter Witz - und du kannst Walter Imbesi, diesem Geizhals, gerne erzählen, dass ich das gesagt habe! Es ist für mich völlig unmöglich, hier ein modernes, computergesteuertes Maschinenbauzentrum einzurichten. Und selbst wenn ich das könnte, wer soll denn die zugehörigen Programme schreiben? Von uns allen bist du wahrscheinlich noch am ehesten eine Programmiererin, und ...«
Fragend blickte er zu ihr auf. Ganny schüttelte den Kopf. »So gut bin ich im Programmieren nun auch nicht, und das bisschen, was ich kann, beschränkt sich ganz auf Finanzverwaltungsprobleme. So ein Programm wie das, das dir vorschwebt, könnte ich nie und nimmer schreiben, Andrew.«
Er nickte. »Das hatte ich mir schon gedacht. Und das bedeutet, ich werde eine schöne, altmodische Drehbank bauen müssen.«
»Eine ... was?«
Er grinste. »Sonst kokettierst du doch immer damit, wie alt du bist! Eine ›Drehbank‹ ist ein antikes Werkzeug, Ganny. Damit hat man früher Metall geschnitten. Ich glaube, das kam so ungefähr in der gleichen Zeit auf wie von Ochsen gezogene Pflüge. Trotzdem, damit würde man das wohl hinbekommen, auch wenn es wahrscheinlich länger dauern dürfte als mit modernen Geräten. Glücklicherweise haben wir ein paar wirklich gute Messgeräte hier, damit sollte ich den Schaft wieder so hinbekommen, wie die technische Beschreibung das verlangt. Dazu brauche ich nur eine Feinmesslehre.«
»Eine ... was?«
»Eine Feinmesslehre ist ein Messgerät aus uralter Zeit, Ganny. Das stammt definitiv aus der gleichen Zeit wie die erwähnten Ochsen-Pflüge. Naja, zumindest für Zollstöcke stimmt das wohl.«
»Was ist denn ein ›Zollstock‹?«, meldete sich Ed Hartman zu Wort. Er und seine beiden Kumpane hatten das Gespräch mit größtem Interesse aus nächster Nähe verfolgt. Zumindest aus so großer Nähe, wie Andrew das gerade noch zugelassen hatte. Er hatte größte Zweifel an ihrer Aussage, sie seien blitzeblank sauber.
»Einen Stock, mit dem man ein Zoll messen kann, was denkst du denn?«
»Und was ist ein ›Zoll‹?«, setzte Brice Miller nach.
Mürrisch verzog Artlett das Gesicht. »Ganny, ist das hier eine Besprechung hinsichtlich wichtiger, dringend anstehender Reparaturen oder eine Nachhilfestunde in Geschichte?«
Sie lächelte und machte eine Handbewegung, als wolle sie die drei Teenager verscheuchen. »Lasst euren Onkel mal ein bisschen in Ruhe, Jungs. Was ein ›Zoll‹ ist, erkläre ich euch später.«
Dann schaute sie wieder Andrew an. »Und wie lange wird es dauern, diese ... ›Drehbank‹, oder
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