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Die Fäden des Schicksals

Die Fäden des Schicksals

Titel: Die Fäden des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Bostwick
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mehr als tausendsiebenhundertfünfzig«, erwiderte er. Als er mein Gesicht sah, fügte er rasch hinzu: »Aber keine Sorge, ich bin sicher, das muss der Vermieter bezahlen. Sie sind doch nicht die Eigentümerin, oder?«
    »Nein, ich habe die Räume nur gemietet. Der Mietvertrag geht über zwei Jahre und beinhaltet eine Klausel, dass ich für die ersten sechs Monate, während der Renovierung, keine Miete bezahlen muss. Ich hielt mich für sehr gewieft und war sicher, den Laden in drei Monaten eröffnen zu können.« Ich verdrehte die Augen bei dem Gedanken an meine eigene Naivität.
    »Aber dann verzögerte sich der Verkauf meines Hauses in Texas, und ich hatte kein Geld für die Renovierung. Der Architekt, den ich mit dem Umbau beauftragte, war, wie ich erst später feststellte, der Ex-Ehemann der Sachbearbeiterin, die für die Baugenehmigungen zuständig ist. Als Nächstes beschloss mein Maurer, nach Florida zu ziehen und sich dort nach der Hurrikan-Saison einen Job zu suchen. Ich schaffte es, mir den einzigen Teppichboden im Geschäft auszusuchen, der eine Lieferfrist von einem Monat hatte, was zu dem Zeitpunkt allerdings keiner für nötig hielt, mir mitzuteilen. Und schließlich, als Krönung des Ganzen, gewann mein Anstreicher dreiundsechzigtausend Dollar im Lotto, worauf er beschloss, die Anstreicherei an den Nagel zu hängen und Jura zu studieren!«
    »Ach, Sie kennen Tommy?«, fragte der Klempner mit strahlendem Lächeln. »Das war ein Ding, was? Das erste Mal Lotto gespielt und gleich gewonnen. Wissen Sie, ich habe zu ihm gesagt …« Er verstummte und blickte mich an. »Oh, Entschuldigung. Sie hatten wirklich eine Menge Pech, das steht mal fest.«
    Ich nickte grimmig. »Ja, das Pech klebt mir regelrecht an den Hacken.«
    Er grinste. »Sagt man das so in Texas? Die Frau meines Vetters stammt auch von dort, und sie hat immer einen Spruch auf Lager. Als Tommy im Lotto gewonnen hat, sagte sie zum Beispiel: Der ist ein solcher Glückspilz, wenn der sich auf den Zaun setzt, füttern die Vögel ihn.« Ich lachte.
    »Das stimmte natürlich nicht. Vorletztes Jahr hatte Tommy Borreliose; er war wirklich ziemlich krank. Und als es ihm endlich besser ging, fuhr ihm einer in den Lieferwagen. Totalschaden. Die Versicherung wollte nur halb so viel zahlen, wie der Wagen wert war. Deswegen will Tommy auch Jura studieren. Ich habe mich wirklich für ihn gefreut, dass er das Geld gewonnen hat. Er war mal dran, wissen Sie?«
    Ich biss mir auf die Lippe und sagte nichts dazu.
    »Der springende Punkt ist«, fuhr ich schließlich fort, »dass ich seit letzter Woche Miete für einen Laden bezahlen muss, in den ich schon vor der Eröffnung zwanzigtausend Dollar gesteckt habe.«
    »Na ja«, erwiderte der Klempner, »zumindest haben Sie ein halbes Jahr mietfrei gewohnt. Das ist doch auch was. Und die Wohnung hier ist doch nett. Klein, aber fein.«
    Seufzend blickte ich mich in meinem Apartment um. »Klein« war genau das richtige Wort – nichts als ein Schlafzimmer mit Bad und einem winzigen Kämmerchen und dann noch dieser Raum, eine Kombination aus Wohnküche und Nähzimmer. Doch andererseits gab es einen echten Kamin, wie ich ihn mir schon immer gewünscht hatte, unverputzte Ziegelwände, an denen meine Lieblingsquilts hervorragend zur Geltung kommen würden, und zwei hohe Fenster zum Innenhof hin, die jede Menge Licht hereinließen. Alles, was ich brauchte, passte so eben hinein: mein Sofa, der Ständer mit dem Quiltreifen, ein ramponierter Eichentisch mit vier Stühlen, den ich in einem der Antiquitätenläden entdeckt hatte, und, am wichtigsten, in der hellsten Ecke meine Nähmaschine und der Zuschneidetisch. Der Mann hatte recht; es war wirklich eine nette Wohnung, und bis letzte Woche hatte ich umsonst hier gewohnt.
    »Danke. Mir gefällt sie auch«, erwiderte ich, stand auf und ging mit drei Schritten vom Wohn- und Nähbereich zur Küchenzeile. »Der Kaffee ist fertig. Möchten Sie noch immer eine Tasse?«
    »Klar, gern.«
    Ich holte zwei Kaffeebecher aus dem Schrank. »Wie war das, nehmen Sie Sahne und Zucker?«
    »Nur Sahne, wenn Sie haben. Sonst trinke ich ihn auch schwarz.«
    »Kein Problem«, versicherte ich und öffnete die Kühlschranktür. »Ich habe gestern welche gekauft und – oh nein!«,
    stöhnte ich und fügte an die Zimmerdecke gewandt hinzu: »Du hältst das wohl für sehr witzig!«
    Mit besorgter Miene und zögernden Schritten trat der Klempner näher.
    »Alles in Ordnung, Lady? Was ist denn? Ach, herrje,

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