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Die Fäden des Schicksals

Die Fäden des Schicksals

Titel: Die Fäden des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Bostwick
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Liza.
    »Das haben wir ja gesehen«, murmelte ich.
    »He!«, rief Liza. »Wer hat dich denn gefragt? Ich wollte gar nicht, dass du herkommst. Halt dich einfach da raus!«
    »Ist mir nur recht. Ich wollte sowieso nichts mit dieser Angelegenheit zu tun haben.«
    Ich stand auf und machte Anstalten zu gehen, als Harry mit dem Finger auf mich deutete und im Befehlston sagte: »Abigail, setz dich!«
    Ich zögerte, doch als ich seine Miene sah, zog ich es vor zu gehorchen.
    Wutschnaubend ließ ich mich wieder auf meinem Stuhl nieder, während der Richter sich an Liza wandte.
    »Miss Burgess, Sie mögen der Ansicht sein, Sie könnten auf sich selbst aufpassen, doch das Gericht ist zu einer anderen Auffassung gekommen. Und du, Abigail«, fuhr er an mich gewandt fort, »hast vermutlich keine Lust, dich um deine Nichte zu kümmern. Doch angesichts ihrer derzeitigen Lage wird dir wohl nichts anderes übrigbleiben.«
    »Verzeihung«, unterbrach ich ihn, als mir langsam der Sinn seiner Worte dämmerte. »Willst du damit sagen, dass …«
    Er nickte und blickte beim Sprechen abwechselnd Liza und mich an. »Miss Burgess, ich übergebe Sie der Obhut und Aufsicht Ihrer Tante Abigail. Abigail, von jetzt an bist du für deine Nichte verantwortlich – für ihr Wohlergehen, ihre gute Führung und dafür, dass sie in dreizehn Monaten wieder hier vor Gericht erscheint.«
    Das war doch wohl nicht möglich! Das konnte einfach nicht sein Ernst sein! Entrüstet redeten Liza und ich gleichzeitig auf ihn ein, doch er hörte uns gar nicht zu.
    »Es reicht, meine Damen!«, brüllte er schließlich so laut, dass wir verstummten. »So habe ich entschieden, und so wird es gemacht. Es sei denn, Sie ziehen andere Möglichkeiten, wie eine Gerichtsverhandlung oder eine Gefängnisstrafe, vor.« Er wartete auf eine Entgegnung, dann erhob er sich. Niemand sprach ein Wort.
    »Wenn das so ist, werde ich jetzt gehen. Ich bin sowieso schon eine halbe Stunde zu spät dran«, murmelte er bei sich, während er grußlos den Raum verließ.
    Ich konnte einfach nicht glauben, was gerade geschehen war.
    »Das kann nicht sein Ernst sein«, sagte ich zu Franklin, der mich mit einem Gesichtsausdruck fixierte, den ich – wäre die Lage nicht so katastrophal gewesen – glatt als amüsiert bezeichnet hätte. »Das geht niemals gut! Nicht in einer Million Jahren.«
    Franklin sagte nichts, sondern stand nur da und betrachtete mich mit diesem eigentümlichen Blick.
    Mr Corey ergriff seine Aktentasche. »Es sieht so aus, als wären wir hier fertig. Mrs Burgess Wynne«, er nickte mir im Hinausgehen knapp zu. »Sie können sich glücklich schätzen, einen so bedeutenden und klugen Mann wie Richter Gulden zu Ihren Freunden zu zählen. Sie haben heute wirklich Glück gehabt.« Sein Grinsen verriet, was er wirklich dachte. Von wegen, ich wäre aus dem Schneider. Man hatte mir als völlig Unbeteiligter soeben eine dreizehnmonatige Strafe aufgebrummt.
    Als ich meine schmollende, streitlustige kriminelle Nichte betrachtete, musste ich ihm recht geben.

5
    Evelyn Dixon
    Der Klempner stand in einer flachen Wasserlache und schüttelte den Kopf.
    »Ein Quiltladen? In New Bern? Sie müssen verrückt sein, Lady. Der wird sich kein halbes Jahr halten.«
    »Das habe ich schon einmal gehört.« Ich gähnte müde, nachdem ich die ganze Nacht lang Wasser geschöpft hatte. »Ungefähr schon sechshundertmal. Schauen Sie bitte einfach nach, ob sich das Rohr noch reparieren lässt, und machen Sie mir einen Kostenvoranschlag. Ich gehe nach oben und koche Kaffee. Möchten Sie auch eine Tasse?«
    »Oh ja, das wäre toll. Danke. Mit Milch, wenn Sie welche dahaben.«
    »Habe ich.«
    Müden Schrittes stieg ich die Holztreppe hinter dem Laden hinauf, die zu meiner kleinen Wohnung führte, und schaltete die Kaffeemaschine ein, bevor ich mich aufs Sofa fallen ließ. Als ich mehr als sechs Monate zuvor durch das verdreckte Schaufenster des Ladens gespäht hatte, war mir diese schmutzige, baufällige Ruine wie ein Traum vorgekommen. Damals wusste ich noch nicht, dass über dem Laden eine Wohnung lag. Allerdings gab es so einiges, was ich vor sechs Monaten noch nicht wusste. Und das war wohl auch gut so. Wenn mir wirklich klar gewesen wäre, worauf ich mich da einließ, hätte ich es mir womöglich anders überlegt.
    Als ich nach Texas zurückfuhr, um meinen Haushalt aufzulösen und meine Sachen nach Connecticut schaffen zu lassen, hielten mich praktisch alle für verrückt. Meine Nachbarin, Maureen Simmons,

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