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Die Fäden des Schicksals

Die Fäden des Schicksals

Titel: Die Fäden des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Bostwick
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ihre großen braunen Augen noch größer erscheinen. Sie klimperte unschuldig mit den Wimpern, doch ihre Genugtuung über meinen Schock konnte sie nicht gänzlich verhehlen. In ihrem Mundwinkel zuckte es verdächtig, als müsste sie krampfhaft ein Grinsen unterdrücken.
    »Nichts Großartiges. Kein Bild oder so, sondern nur zwei Worte: Lady Burgess. Genau hier«, erklärte sie und zog mit dem Finger eine imaginäre Linie von ihrem Unterkiefer bis zum Schlüsselbein. »Schwarz, in Frakturschrift. Gestern habe ich mit einer Tattookünstlerin über die genaue Gestaltung gesprochen. Der Termin ist nächste Woche. Ich schenke es mir selbst zum Geburtstag. Das wird einfach unglaublich. Sehr apart.«
    Mir wurde ganz flau im Magen. Es war, als sauste ich vom höchsten Punkt einer Achterbahn in die Tiefe. »Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein.«
    Liza grinste jetzt ganz offen und bemühte sich nicht einmal mehr, ihre Schadenfreude zu verbergen. »Aber klar doch. Da ist doch nichts dabei, Tante Abigail. Heutzutage ist jeder tätowiert. Und außerdem ist es mein Körper«, fügte sie hinzu.
    »Ich bin erwachsen und kann damit tun, was ich will. Da kannst du gar nichts machen.«
    Sie hatte recht. Zum hundertsten Mal verfluchte ich im Stillen Harry Gulden. Er hatte mir dieses Ungeheuer von einer jugendlichen Delinquentin aufs Auge gedrückt, ohne mir zu verraten, wie ich das unberechenbare Geschöpf im Zaum halten sollte! Wenn sie meine Tochter gewesen wäre, dann hätte ich ihr Hausarrest aufgebrummt oder gedroht, sie rauszuschmeißen oder zu enterben oder sonst etwas! Aber sie war eben nicht meine Tochter. Und trotz ihres unreifen Benehmens war sie nun einmal volljährig. Wenn sie unbedingt ein Tattoo haben wollte (und das stahlharte Glitzern in ihren Augen verriet mir, dass sie es ernst meinte), konnte ich es schwerlich verhindern – selbst wenn es ihr mit diesem speziellen Tattoo nur darum ging, den Namen unserer Familie in den Schmutz zu ziehen und mich persönlich nach Kräften zu demütigen.
    Ich musste daran denken, wie ich im Restaurant halb im Scherz zu Franklin gesagt hatte, ich würde nicht mit Terroristen verhandeln. Heute war es mir damit bitterer Ernst, denn in meinen Augen hatte ich es genau damit zu tun – mit einer Terroristin oder zumindest einer Erpresserin. Doch wenn ich mich nicht auf Verhandlungen mit ihr einließ, würde sie ihre Drohung zweifellos wahr machen. In ihren schauderhaften zerrissenen Jeans und dem engen schwarzen T-Shirt würde sie durch die Straßen von New Bern stolzieren und mithilfe eines riesigen scheußlichen Tattoos – ausgerechnet an ihrem Hals! – unsere Verwandtschaftsbeziehung herumposaunen.
    Liza und ich starrten einander an. Ich blinzelte als Erste.
    »Stimmt, du hast ja nächste Woche Geburtstag.« Ich bemühte mich, beiläufig zu klingen. »Selbstverständlich kannst du dir ein Tattoo machen lassen … wenn du unbedingt willst. Du hast einen so hübschen Hals, Liza.« Das stimmte auch. Ihr weißer Hals war schlank und anmutig und wölbte sich in einem graziösen Bogen zwischen dem Rand ihres Unterkiefers und dem Schlüsselbein – ein Ballerinenhals.
    »Diese Tattoos sind dauerhaft, oder? Was ist, wenn es nicht so wird, wie du es dir vorgestellt hast? Oder wenn die … die … Künstlerin« – ich erstickte fast an dem Wort, doch wenn ich das Unheil abwenden wollte, musste ich Liza bei Laune halten – »einen Fehler macht?«
    »Delilah ist eine bekannte Tattoo-Künstlerin. Die macht keine Fehler.« Erneut spielte ein Lächeln um Lizas Lippen, doch sie blinzelte noch immer nicht. Ihr war bewusst, dass wir hier ein Spielchen spielten – und dass sie im Begriff war zu gewinnen.
    »Trotzdem. Es wäre doch schade, wenn es nicht so wird wie gedacht. Dann hast du es für immer auf dem Hals – im wahrsten Sinne des Wortes.« Ich schwieg. Auch Liza sagte nichts. »Vielleicht gibt es ja etwas, das du dir mehr wünschst als ein Tattoo.«
    Einen Kaschmirpullover, diesmal rechtmäßig erworben? Ein Auto? Den Hope-Diamanten? Sie brauchte bloß etwas zu nennen, und ich würde es ihr kaufen. Wenn ich damit nur verhindern konnte, dass mein Name – unser Name – von einer Tattookünstlerin namens Delilah in schwarzer Tinte verewigt wurde.
    »Wenn du anstelle des Tattoos lieber etwas anderes hättest, dann schenke ich es dir mit Freuden. Ich wollte dir sowieso noch etwas zum Geburtstag besorgen.« Das war gelogen, wie wir beide wussten.
    Lizas Augen blitzten triumphierend. Jetzt

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