Die Fäden des Schicksals
gesellschaftlichen Pflichten erfüllen, ohne mehr als »Herzlichen Glückwunsch« zu Stephen sagen zu müssen.
»So weit zu mir«, schloss Margot. Ich war derart in Gedanken gewesen, dass ich ihre letzten Sätze nicht mitbekommen hatte.
»Ich glaube, Evelyn, wir können uns jetzt ein ziemlich gutes Bild davon machen, was für Sie in den nächsten Tagen ansteht.« Margot kaute auf ihrem Bleistift herum, während sie ihre Notizen überflog. »So wie ich es sehe, sollten Sie sich vor allem darüber informieren, was die Diagnose im Einzelnen bedeutet und welches die besten Behandlungsmethoden sind.«
Evelyn nickte; sie war jetzt schon viel ruhiger. »Ja, da haben Sie recht. Dr. Thayer ist ein guter Arzt, und ich bin sicher, dass er mir das alles erklären wollte. Aber ich war wie betäubt und habe nichts mitbekommen.«
»Ist schon gut«, sagte Liza leise und tätschelte den Quilt an der Stelle, wo Evelyns Beine lagen. »Das ist eine ganz normale Reaktion.« Sie wandte den Blick ab. »Das … nehme ich jedenfalls an«, fügte sie nach kurzem Zögern hinzu.
»Und wie gut Dr. Thayer auch sein mag«, fuhr Margot in sachlichem Ton fort, »Sie müssen sich auf jeden Fall an einen oder mehrere Spezialisten wenden. Es ist immer gut, eine zweite Meinung einzuholen. Und hier kommt Abigail ins Spiel.«
Ich hatte gerade den letzten Schluck lauwarmen Tee getrunken und verschluckte mich daran, als ich meinen Namen hörte. »Ich?«, stieß ich hervor. »Wie denn? Ich habe doch keine Ahnung von Brustkrebs.«
»Nein, aber Sie kennen die richtigen Leute, oder zumindest kennen Sie Leute, die die richtigen Leute kennen.« Als Margot meinen verständnislosen Blick bemerkte, lächelte sie. »Sie sitzen doch im Vorstand der Bibliothek und des Krankenhauses, nicht wahr, Abigail?«
Ich nickte.
»Ich möchte, dass Sie morgen in die Bibliothek gehen und die Angestellten dort bitten, Ihnen bei der Suche nach den neuesten Informationen über Brustkrebs behilflich zu sein – über seine Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten, klinische Studien und alles, was Sie sonst noch finden können.
Außerdem möchte ich Sie bitten, den Verwaltungsleiter des Krankenhauses und den Chefarzt der Onkologie anzurufen und sich von ihnen die Namen der drei besten Brustkrebsspezialisten nicht nur in New Bern oder im Bundesstaat, sondern in ganz Neuengland geben zu lassen. Sie sollen Evelyn bitte so schnell wie möglich einen Termin geben. Spätestens Ende nächster Woche.«
Bei diesen Worten richtete sich Evelyn ein wenig auf und wurde deutlich lebhafter. »Könnten Sie das wirklich tun?«, fragte sie.
»Ja, natürlich«, erwiderte ich ein wenig gekränkt. »Ted Nichols ist der Verwaltungschef am New Bern Memorial. Wir kennen uns schon seit Jahren. Die Wynne-Stiftung hat gerade erst einen neuen Computertomografen für das Krankenhaus angeschafft. Selbstverständlich wird Ted uns helfen. Und wenn nicht, dann wird er mir das erklären müssen.«
»Das ist die richtige Einstellung!«, jauchzte Margot.
»Aber wie soll ich denn solche berühmten Spezialisten bezahlen?«, fragte Evelyn zweifelnd, und der flüchtige Ausdruck von Hoffnung auf ihrem Gesicht erlosch. »Ich bin zwar krankenversichert, habe aber keinen Anspruch auf besondere Leistungen. Angesichts der ganzen Kosten für die Geschäftseröffnung konnte ich mir nur die billigste Police mit sehr hoher Selbstbeteiligung leisten. Und für eine Behandlung durch Ärzte in einem anderen Bundesstaat kommt die Versicherung bestimmt nicht auf.«
»Darüber wollen wir jetzt nicht nachdenken«, antwortete Margot. »Im Augenblick geht es darum, herauszufinden, was auf Sie zukommt und wo sie die beste ärztliche Beratung finden. Mit der Kostenfrage beschäftigen wir uns, wenn es so weit ist. Allerdings wäre es in dieser Hinsicht von Vorteil, wenn Cobbled Court Quilts gut liefe. Und hier kommen Liza und ich ins Spiel.«
Margot schlug eine neue Seite in ihrem Notizbuch auf und legte es auf den Couchtisch. Alle beugten sich vor und sahen zu, wie sie das Blatt durch eine Mittellinie in zwei Spalten teilte. Die eine Spalte überschrieb sie mit »Vorhaben«, die andere mit »Zuständig«. Neben die ersten beiden Vorhaben, »Informationsbeschaffung« und »Termine beim Spezialisten« setzte sie meinen Namen.
»Gut«, sagte sie dann, den Bleistift noch immer in der Hand. »Evelyn, Sie erwähnten doch, dass Sie mit der Inventur und der Buchhaltung im Rückstand sind, nicht?«
»Ja. Ich hatte so viel damit zu tun, die
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