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Die Fäden des Schicksals

Die Fäden des Schicksals

Titel: Die Fäden des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Bostwick
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Herz. Aber sicher sein kann man natürlich nie. Doch wenn du es nicht versuchst, wirst du es nie herausfinden.«
    Ich war müde. Für einen Augenblick lehnte ich den Kopf an die Nackenstütze und schloss die Augen. Margot hatte mir einiges zu denken gegeben. Konnte man sich in meinem Alter noch ändern, Dinge wiedergutmachen? Vielleicht. Doch all das war unwichtig, solange wir Liza nicht gefunden hatten. Wo konnte sie nur sein?
    Mit geschlossenen Augen sprach ich ein stummes Gebet.
    Gott, ich weiß, es gibt keinen Grund, warum Du mich heute Abend anhören solltest. Schließlich habe ich Dir in den letzten zweiundsechzig Jahren auch nicht besonders aufmerksam zu gehört. Darum komme ich mir beinahe wie eine Heuchlerin vor, weil ich mich nach so langer Zeit an Dich wende. Ich könnte es Dir nicht verdenken, wenn Du mich links liegen lassen würdest, aber ich bete darum, dass Du es nicht tust. Margot sagt, ich muss zuerst Susan verzeihen, damit Du mir vergeben kannst, und das will ich auch tun. Ich bin mir bloß nicht sicher, ob mir das ohne Deine Hilfe gelingt. Bitte, lieber Gott, hilf mir. Ich dachte immer, ich wäre so stark, doch das hier schaffe ich nicht allein, und ich will es auch nicht mehr. Hilf mir.
    Und Gott, wegen Liza – ich mache mir solche Sorgen um sie, weil wir sie nicht finden können. Ich weiß ja nicht viel über Dich, Gott, aber ich bin sicher, Du weißt, wo sie ist. Bitte hilf mir, sie zu finden. Zeige ihr den Weg nach Hause und mach, dass sie mir verzeiht. Amen.
    Im gleichen Augenblick, als ich im Stillen »Amen« sagte, piepste Margots Handy. Ich riss die Augen auf und drehte mich zu Margot um, die gerade das Telefon aufklappte und ans Ohr hielt.
    Es ist Evelyn! Gott hat mein Gebet erhört und sie Liza finden lassen!
    Ich blickte Margot mit hochgezogenen Brauen an und formte mit den Lippen die stumme Frage: »Evelyn?« Sie war es tatsächlich, wie Margot grinsend und mit einem kurzen Kopfnicken bestätigte.
    »Hallo, Evelyn, wo bist du? Hast du sie gefunden?« Margots erwartungsvolles Lächeln erstarb. »Oh. Nein, wir auch nicht. Nein, keine Spur.« Sie lauschte ein paar Sekunden. »Ich auch. Da draußen ist es so kalt. Ich mache mir Sorgen. Es bleibt uns wirklich nichts anderes übrig.« Abermals ein kurzes Schweigen und ein rascher Blick in meine Richtung.
    »Sie sitzt hier neben mir. Gut, warte mal eben.« Mit den Worten: »Hier. Sie will dich etwas fragen«, reichte Margot mir ihr Telefon.

27
    Evelyn Dixon
    Nachdem ich auf der Suche nach Liza stundenlang durch die ganze Stadt gekurvt war, dachte ich, es wäre jetzt an der Zeit, an weniger wahrscheinlichen Orten zu suchen. Daraufhin rief ich Margot und Abigail an.
    Obwohl ich wusste, dass ich damit ein paar wunde Punkte berührte, stellte ich Abigail einige Fragen über Susan und Liza – ihr gemeinsames Leben und die Umstände von Susans Tod. Mir war eingefallen, dass Liza vielleicht zu dem Haus gegangen sein könnte, in dem sie mit ihrer Mutter gewohnt hatte, oder zu einem anderen erinnerungsträchtigen Ort. Es war nur eine vage Idee, doch ich musste schließlich etwas unternehmen, und zwar schnell.
    Wir hatten Abigail nichts davon gesagt, doch Margot und ich waren uns einig, dass Abigail ihre Nichte als vermisst melden musste, wenn wir Liza nicht bis morgen früh gefunden hätten. Auch wir wollten nicht, dass Liza vor Gericht erscheinen musste, doch da sie bei dieser bitteren Kälte ohne Geld unterwegs war, würde uns wohl nichts anderes übrig bleiben.
    Nachdem wir miteinander gesprochen hatten, übergab Abigail das Handy an Margot.
    »Margot? Ich fahre rüber nach Stamford. Vielleicht will Liza wieder nach Hause. Zu Fuß ist es zu weit, aber eventuell hatte sie noch ein bisschen Kleingeld in der Tasche und nahm den Zug. Vielleicht hat sie sogar versucht, per Anhalter zu fahren.«
    »Oh nein, hoffentlich nicht! Da weiß man doch nie, wer …« Margot, die sich vermutlich daran erinnerte, wer neben ihr saß, ließ den Satz unvollendet, um Abigail nicht zu beunruhigen. »Aber jedenfalls hört sich deine Idee gut an. Und was, meinst du, sollen wir tun?«
    »Fahrt am besten weiter durch die Stadt. Vielleicht ist sie ja doch dort unterwegs, und wir haben sie nur übersehen. Zwischendurch könntet ihr bei Abigail zu Hause nachsehen, ob Liza wieder da ist. Möglicherweise hat sie sich ja beruhigt und ist wieder zurückgekommen.«
    »Gut. Warst du schon am Laden? Vielleicht ist sie dort.«
    »Gute Idee. Du hast doch auch einen Schlüssel,

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