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Die Fährte des Nostradamus

Die Fährte des Nostradamus

Titel: Die Fährte des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Rückert
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entdeckten Hang, Vorurteile zu bilden.
    Der Bandscheibenvorfall begrüßte den Botschafter eher reserviert und deutete mit dem Kinn auf die Agenten. Sheldon winkte ab und zog ihn in Kirstens Richtung. Jetzt erst konnte sie den Fremden genauer sehen und war überrascht, in das Gesicht eines etwa Gleichaltrigen zu blicken. Aus der Ferne hatte er wesentlich älter auf sie gewirkt. Sein Gesicht trug Züge eines Mannes, dem das Schicksal übel mitgespielt hatte, dachte sie bekümmert und versuchte ihre Mähne, die dem Wind hilflos ausgeliefert war, in den Griff zu bekommen.
    „Ms. Moreno, das ist Steve Harris“, stellte Sheldon Kirsten den Mann vor, als der Lärm der herunterfahrenden Turbinen sich legte.
    Kirsten reichte Steve Harris die Hand. Als er ihr ebenfalls die Hand reichte, blickte er Kirsten fest in die Augen, als erwarte er eine bestimmte Reaktion.
    Kirsten konnte diese sonderbare Art der Begrüßung zunächst nicht deuten, doch dann spürte sie, dass der Daumen der rechten Hand fehlte. Harris trug ein kariertes Hemd, dessen Ärmel abgeschnitten waren. So konnte Kirsten sehen, dass auch seine Arme zahlreiche Narben trugen. Sich des Grundes dieser Begrüßung völlig bewusst, stellte sie ohne loszulassen ihre Reisetasche ab und nahm die verkrüppelte Hand in beide Hände.
    „Ich grüße Sie, Mr. Harris“, sagte sie herzlich, „ und ich freue mich auf unsere, leider nur kurze Zusammenarbeit. Wie ich hörte, sind Sie wie ich, eher zufällig mit Nostradamus in Kontakt gekommen.“
    Erst als Steve seine Hand zurückzog, nahm sie wieder ihre Tasche auf und fühlte, dass das Eis gebrochen war. Eine feine Narbe zog sich von seiner Stirn in die linke Augenbraue, was sein leidgeprüftes, jedoch nicht unattraktives Gesicht eher aufwertete als entstellte. Fasziniert schaute sie in Augen, deren Farbe sie nicht benennen konnte.
    „Nennen Sie mich Steve. Kommen Sie. Sie wollen sicher so schnell wie möglich das Dokument sehen.“
    Steve Harris drehte sich um und schlug humpelnd die Richtung zur großen Hütte ein. Sheldon wies die beiden Agenten an, ihnen nicht zu sehr auf die Pelle zu rücken und folgte ihm mit Kirsten durch das vom Wind aufgewühlte Küstengras.
    Als Steve vor der Hütte angekommen war, deutete er auf die Holzbank vor der Hütte und verschwand ins Innere.
    Kurz darauf erschien er wieder mit einem im Wind flatternden Papier und setzte sich schwerfällig auf einen Hocker.
    „Wie gesagt, das ist nur eine Kopie. Ihr könnt Euch denken, das der MI6 die Originale gern selbst in seinen Ordnern hat“, meinte er und reichte Sheldon das Dokument.
    Sheldon blickte kurz darauf und gab es achselzuckend an Kirsten weiter.
    „Nur eine Kopie, Ms. Moreno. Können Sie damit etwas anfangen?“
    Kirsten überflog das Dokument und schaute dann zuversichtlich auf.
    „Ich müsste mich schon sehr täuschen, wenn wir diesen Text nicht entschlüsseln können, meine Herren. Wenn sie mir eine Steckdose und etwas Zeit zur Verfügung stellen, wissen wir in weniger als einer halbe Stunde genaueres. Spricht einer der Herren übrigens französisch? Wenn nicht, dauert das ein wenig länger. Dann muss ich den Text erst noch per SMS an eine Freundin senden, die ihn für mich ins Englische übersetzt.“
    „Ich kann ein wenig französisch. Mal sehen, ob es reicht.“
    Steve stand auf und ging in einen Schuppen, aus dem wenig später ein lautes Brummen zu hören war. Mit einer Kabelverlängerung, die er im gehen abrollte kehrte er zurück und steckte das eine Ende in eine Steckdose unter der Bank.
    „Strom“, meinte er einsilbig und verschwand darauf in der Hütte.
    „Machen Sie sich nichts daraus. Der taut schneller auf, als Sie denken. Für Steve würde ich meine Hand ins Feuer legen.“
    Kirsten lächelte verständnisvoll und fing an, ihre Gerätschaften aus der Reisetasche zu nehmen.
    Sheldon beobachtete sie dabei aufmerksam.
    „Sind Sie irischer Abstammung?“
    „Wegen der Haare meinen Sie? Nein. Den roten Wuschelkopf habe ich von meiner Mutter. Mein Vater ist übrigens spanischer Abstammung, daher der Familienname. Ich werde oft auf meine Haare angesprochen und danach kommt meist die Frage nach dem Familiennamen. Sorry, wenn ich einfach so unterstelle, dass Sie auch danach gefragt hätten“, meinte sie nebensächlich.
    Sie musste plötzlich an ihre Kindheit denken. Ihre Eltern hatten es nicht leicht mit Kirsten gehabt. Sie war ein aufmüpfiges Kind, wollte stets ihren Kopf durchsetzen und die Pubertät war hauptsächlich

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