Die Fährte des Nostradamus
Steve. Wenn Deine Augen beginnen irre zu zucken, werde ich Dich dezent an Deine Pillendose erinnern. Im Übrigen“, meinte er an Kirsten gewandt, „ haben wir bereits einen Plan für heute ausgearbeitet.“ Sheldon steckte sich eine Zigarette an und erntete einen strafenden Blick von Betty den er bewusst ignorierte.
„Wir haben ja gestern schon besprochen, dass wir uns auf jeden Fall andere Kleidung zulegen müssen. Betty sagt, dass sie in Vitre eine Bekannte hat, die einen Second Hand Shop in Rennes betreibt. Wir fahren kurz bei ihr vorbei und leihen uns ein paar passende Sachen aus. Betty hat das schon telefonisch arrangiert.
Danach fahren wir ohne Zeitverzögerung zum Grab und suchen dort nach allem Möglichen, was uns weiterhelfen könnte. Für alle Fälle stellt Festus uns seine Videokamera zur Verfügung. Egal, ob wir etwas Nennenswertes gefunden haben oder nicht, nach spätestens einer Stunde ziehen wir wieder ab. Ist das klar?
Wenn wir Glück haben, ich meine großes Glück, sind die anderen uns noch nicht so dicht auf dem Fersen und wir kehren unbemerkt wieder zurück. Soweit alles verstanden?“
„Und wenn wir Pech haben, ich meine großes Pech?“ Kirstens Mut war auf dem Nullpunkt angelangt. Das gestrige Erlebnis hatte ihr etwas geraubt und ließ sie alles schwarz sehen.
„Dann entscheidet die Situation, Ich werde für alle Fälle den Colt mitnehmen, den Festus mir angeboten hat. Ich hoffe, dass ich den nie benutzen muss, aber sicher ist sicher.“
„Ich glaube, wir laufen da ins offene Messer, Ed. Du hast doch selber gesagt, dass die mit allen Wassern gewaschen sind. Sollten wir nicht doch lieber der Polizei oder was weiß ich wem bescheid geben. Das einzige, was mich einigermaßen beruhigt ist die Tatsache, dass die nicht genau wissen wie wir aussehen.“
„Wenn die eines mit Sicherheit wissen, ist es genau das, Kirsten.“ Sheldon wie auch Steve waren nun auch zu einer vertrauten Anrede übergegangen. Sie waren Verbündete in einer besonderen Situation. Als Botschafter der vereinigten Staaten fühlte er sich im Moment nicht.
„Wir sind von der ersten Minute an observiert worden. Baxley hat in regelmäßigen Abständen Fotos von uns gemacht und an seine Auftraggeber gesendet. Schließlich hatte er ein Fotohandy. Wenn sich diese Leute also in Position gebracht haben, werden sie zunächst nach ihren roten Locken Ausschau halten.
Ich
würde es so machen. Du musst auf jeden Fall Deine Haare verbergen. Mit einer Perücke oder einem Tuch oder so. Und die Polizei? Die Französische? Die würden uns erst einmal fragen, warum wir unseren Ärger mit in ihr Land bringen. Abgesehen davon… ich traue nach wie vor niemandem der in irgendeiner Behörde sitzt. Auch nicht den Franzosen. Was meinst Du Steve?“
Steve stimmte zu. Ed hatte Recht, Kirsten hatte nicht die Erfahrung in solchen Dingen, und schätzte die Lage falsch ein.
Kirsten wurde mehr klar, das sie hier in etwas hineingeraten war, was ihren Horizont überstieg. Sie dachte zu naiv in dieser Angelegenheit. Mord und Totschlag kannte sie bis gestern nur aus dem Fernsehen. Und da sie kaum Zeit vor der Flimmerkiste verbrachte, sah sie sich einer Realität gegenüber, in der sie erst einmal ihren Platz finden musste.
Aber sie hatte Vertrauen zu Ed und Steve, die augenscheinlich ganz in ihrem Element waren.
„Also… es ist gleich neun Uhr. Wenn nichts weiter zu besprechen ist, würde ich jetzt gern die Sache zu einem, hoffentlich schnellem, Ende bringen.“ Sheldon stand auf und schaute Kirsten und Steve auffordernd an.
Die Fahrt nach Vitre war ein Katzensprung. Der Weg führte sie durch einen Stadtteil, den Kirsten als Kulisse für einen Film aus dem Mittelalter gewählt hätte. Schöne alte Häuser säumten die Straße die teilweise noch aus Kopfsteinpflaster bestand.
Simone, so war der Name von Bettys Freundin, wartete schon auf die vermeintlichen Artus Anhänger. Festus hatte seine Frau gebeten, Simone über den wahren Grund der Aktion im Unklaren zu lassen. Simone ging also davon aus, dass sie Urlauber aus England waren, die durch Zufall von diesem Treffen im Zauberwald gehört hatten und sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen wollten, an Merlins Grab zu stehen.
„Du willst wirklich Deine schönen Haare verstecken? “, Die blonde Frau mit der gedrungenen Figur hielt Kirstens Bitte nach einer Perücke zunächst für einen Scherz und versuchte im gebrochenen Englisch vergeblich, ihr die verrückte Idee auszureden. Typisch Frau,
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