Die Fährte des Nostradamus
dache Sheldon. Aber wenn er ehrlich war, konnte er Simone gut verstehen. Kirstens Haarpracht war eine Augenweide. Die Situation erforderte jedoch besondere Maßnahmen und unauffälliges operieren war entscheidend bei ihrer Suche am Grab.
Obwohl Steve einigermaßen gut Französisch konnte, war Betty mitgekommen und übernahm das Dolmetschen. Steve staunte nicht schlecht, als sie die Wohnung betraten. Simones Domizil glich dem Fundus eines Theaters. Überall lagen in der riesigen Wohnung Sachen herum, oder hingen von den Armen zahlreicher Statuen herunter, die wie Pantomimen die Zimmer bevölkerten.
Die Verkleidung dauerte nicht lange und lenkte sie ein wenig vom ernsten Thema ab. Steve sah wegen seiner langen Haare ohnehin schon wie ein Mann aus dem Mittelalter aus und tauschte lediglich ein kariertes Hemd gegen eine schwarze Weste, und die Jeans gegen eine ebenfalls schwarze Hose mit weitem Schlag. Sein weißes Unterhemd behielt er an und konnte mit dieser Verkleidung ohne weiteres als Handwerker auf Wanderschaft gehen. Sheldon fand sich nach erfolgreicher Kostümierung in der Rolle eines altertümlichen Schafhirten wieder. Zeitgemäß für die Mode am Hofe von König Artus waren ihre Verkleidungen sicher nicht, aber darauf kam es nicht an.
Als Kirsten mit ihrer Verkleidung fertig war, verschlug es den Männern die Sprache. Die rote Mähne wurde von einer schwarzen Langhaarperücke verdeckt, die dank des langen Ponys Kirstens Brandblase verdeckte. Dazu trug sie ein Kleid aus rotem Samt mit einem Dekolleté, das für Sheldons Geschmack etwas zu gewagt war. Passende Ohrringe rundeten das Bild ab. Sie sah jetzt aus, wie eine Edeldame, die an Arturs Hof gelebt haben könnte. Auf Schuhe wollte sie verzichten, weshalb sie noch kleiner wirkte, als sie ohnehin war.
„Bei uns auf dem Hof trage ich im Sommer auch keine“, erklärte sie auf die fragenden Blicke der Männer hin.
Die Gesichter der Männer machten sie neugierig, denn Betty und Simone hatten sie einfach in passende Sachen gesteckt und gebeten, nicht eher in den Spiegel zu sehen, bevor sie nicht mit dem Resultat zufrieden waren. Nun hielt Kirsten es nicht mehr aus. Gespannt schob sie Betty, die mit ihrer Figur den Spiegel bisher verdeckte zur Seite und betrachtete sich aufmerksam. Nicht schlecht, dachte sie zufrieden und drehte sich, ums sich von alles Seiten sehen zu können.
Nachdenklich schaute sie in ihr vertrautes Gesicht, das plötzlich so fremd war und erschrak. Ein Gefühl schlich sich unerwartet in ihr Bewusstsein und trug das Echo eines längst gelebten Lebens mit sich. Stimmen, Gerüche…fremde und doch bekannte Eindrücke rieselten in ihr Bewusstsein und erstarben sogleich wie die Erinnerungen an einen Traum. Genauso plötzlich, wie sie gekommen waren, brachen das kurze Erlebnis ab und hinterließ eine Frau, die erstaunt in ihr Spiegelbild starrte. Verwirrt schüttelte Kirsten den Kopf und wandte sich den anderen zu, die ihr überraschtes Gesicht der gelungenen Verkleidung zuordneten.
Simone und Betty konnten sich bei den Blicken der Männer das Lachen nicht verkneifen und waren sichtlich Stolz über ihr gelungenes Werk.
„Sie werden auf Morgaine gut aufpassen müssen“, meinte Betty fachkundig und verschränkte ihre Arme vor ihrer gewaltigen Brust. „Morgaine?“, fragte Sheldon irritiert.
„Ne Zauberin aus der Artussage“, erklärte Steve schnell. „Simone will damit sagen, das Kirstin wohl ziemlich viel Ähnlichkeit mit der hat und vielleicht von allen möglichen Typen angebaggert werden könnte. Braucht Dich nicht weiter zu interessierten.“
Betty wollte zunächst bei Simone bleiben und dort warten. Von der Kostümierung der anderen aber in Laune versetzt beschlossen die Frauen spontan, ebenfalls in Verkleidungen zu schlüpfen und mitzukommen. Es war die erste Großveranstaltung dieser Art, die im Wald von Paimpont genehmigt wurde und eine willkommene Abwechslung. Sheldon schaute unentwegt auf die Uhr und kaute an seiner Unterlippe. Ihm dauerte das Ganze zu lange und als alle mit ihrem neuen Outfit zufrieden waren, drängte er sofort zur Weiterfahrt.
Mit unterschiedlichen Erwartungen fuhr die keine Gruppe unter Bettys Führung die Landstraße entlang, musste aber wegen des erhöhten Verkehrsaufkommens weit von der Grabstätte am Straßenrand parken. Die Landstraße war für den Ansturm nicht ausgelegt und hoffnungslos verstopft. Wenn hier eine Panik ausbrechen würde… dachte Steve mit mulmigem Gefühl und schaute sich aus
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