Die Fährte des Nostradamus
verdutztes Gesicht.
„Stellt mir bloß keine Fragen. Erzähl ich Euch alles später“, sagte sie kraftlos. „Ich muss mir selbst erst einen Reim darauf machen, woher ich plötzlich dieses Wissen habe. Vertraut mir. Das, was da vorhin mit uns passiert ist, war ein Zauber oder wer weis was. Fakt ist, das ich genau weiß, was zu tun ist. Wie ich schon sagte, eine abgefahrene Geschichte. Und schau mich bitte nicht so an, als wenn ich nicht alle Tassen im Schrank hätte, Ed. Wollen wir?“ Kirsten war wie ausgewechselt und hatte mit der mutlosen Frau von heute morgen nichts mehr gemeinsam.
Sheldon nickte beiläufig. Mit den Gedanken war er jedoch woanders. Der benommene Mann und seine Helfer hatten sein Mistrauen geweckt. Der Botschafter wurde das Gefühl nicht los, das diese Männer nicht zufällig ihre Wege kreuzten. Plötzlich war er sich sicher, dass diese Männer ihretwegen hier waren.
„Verschwinden wir, solange wir noch können. Ich glaube, die Typen da vorne sind nicht der schönen Atmosphäre wegen hier.“ Nun schaute auch Steve sich die Männer genauer an. Drei von ihnen hatten auffällige Beulen unter ihren, für einen Sommer viel zu warmen, Jacken. Waffen!
„Stimmt. Das uns das nicht vorher aufgefallen ist. Die passen hier nicht ins Bild. Solange die mit sich selbst beschäftigt sind, sollten wir das Weite suchen. Aber schön sachte und mit gebührenden Abstand.“
Unauffällig verließen sie ihren schattigen Platz, schlenderten durch die vielen Besucher, und schauten sich verschiedene Stände an. Simone verstand die, für sie seltsame Vorgehensweise nicht, aber Betty erklärte ihr schnell, dass die englischen Besucher das schwüle Klima nicht so gut vertrügen. Simone nickte verständnisvoll. England war ja bekannt für sein stets schlechtes Wetter.
Erleichtert erreichten sie wenig später den Wagen und fuhren ohne Eile zurück nach Vitre. Sehr zum Bedauern der Männer war Kirsten froh, endlich wieder normale Kleider anziehen zu können. Steve ließ es sich nicht nehmen, mit Simones Fotoapparat von allen ein Foto zu machen. Collum und Festus sollten auch etwas davon haben.
Simone war total überdreht. Das Erlebnis mit Kirsten und Betty wirkte noch nach und verwandelte die ohnehin schon quirlige Frau in ein reines Nervenbündel. Ohne Unterlass rannte sie wie ein Wirbelwind durch ihre Wohnung und schleppte Sachen an, die Kirsten unbedingt noch anprobieren musste. „Geht alles aufs Haus“, versicherte sie unentwegt und lachte ausgelassen. Sie wunderte sich zwar, dass die „Urlauber“ ziemlich angespannt wirkten, verschwendete jedoch keinen weiteren Gedanken daran. Das Klima eben! Auch die Männer wurden nicht verschont. Als sie später vor dem Van standen um sich von Simone zu verabschieden, waren Kirsten, Steve und Sheldon um einige Kleidungsstücke reicher. Ein glücklicher Umstand, der für Kirsten und Sheldon ganz gelegen kam, denn nur Steve hatte Sachen zum wechseln dabei.
10
Jacques La Doux war übernächtigt und gereizt. Direkt nach der Landung in Rennes war er mit seinen Männern in den Leihwagen gestiegen und nach Paimpont gefahren. Zu seiner Überraschung war dieser Teil des Waldes von Paimpont voller Menschen. Von einem hübschen Burgfräulein erfuhr er schließlich, dass für heute ein großes Treffen zu Ehren König Artus stattfinden sollte. Eine unvorhergesehene Störung, die er ärgerlich hinnehmen musste.
La Doux hatte vorsorglich jedem seiner Männer ein Foto der gesuchten Personen ausgehändigt und befohlen, sich in den stärker frequentierten Wegen zu postieren. So hoffte er, Kirsten und ihre Begleiter direkt bei ihrer Ankunft abfangen zu können.
Stetig füllte sich der Ort mit Menschen. Die Männer standen im Dauerstress. Sie mussten jeden der Neuankömmlinge mit dem Foto vergleichen, was bei den meist verkleideten Besuchern problematisch war, und nicht nur einmal zu falschen Alarm führte. Die Männer standen über Funk in Verbindung und handelten nun etwas vorsichtiger, damit sie die Gesuchten nicht auf sich aufmerksam machten.
Nach einem weiteren Fehlalarm lagen die Nerven der Sicherheitsleute blank. La Doux wandelte wie betrunken durch die Menge und musterte jede Person wie ein Drogensüchtiger, der seinen Dealer sucht.
Als gegen Zehn Uhr noch immer kein Erfolg zu verbuchen war, sprachen sie eine abwechselnde Schicht ab, die es zwei der Männer ermöglichte etwas auszuruhen,
Weitere Kostenlose Bücher