Die Fährte des Nostradamus
trat La Doux auf das Gaspedal, doch auf dem weichen Untergrund drehten die Räder durch. Eine dunkle Sandfonthaine wirbelte hoch und nahm ihm die Sicht nach hinten. Endlich griffen die Reifen. Nur nicht die Nerven verlieren, dachte er, als der Wagen wieder Fahrt aufnahm. Blut rann am Hals herunter und klebte nass in seiner Achselhöhle.
La Doux schaute in den Rückspiegel und erstarrte. Seine Halsschlagader war verletzt. Pulsierend spritzte dunkles Blut aus einem feinen Riss an der Arterie. Nun siegte die Panik über den letzten Rest Besonnenheit, und ließ La Doux durchdrehen. Die eine Hand fest an seinem Hals gepresst trat La Doux das Gaspedal durch, und ließ den Motor aufheulen. Der Van war für diesen Untergrund jedoch nicht geschaffen, und ließ sich schwer durch die eng beieinander stehenden Bäume lenken. Im Rückspiegel nahm er den Rover wahr, der ebenfalls durch das Gestrüpp schoss, und schnell näher kam. La Doux war für kurze Zeit abgelenkt, und raste gegen einen Baum. Wieder verstummte der Motor. Eine dunkle Qualmwolke quoll augenblicklich unter der Motorhaube hervor, hüllte den Van teilweise ein und verschluckte La Doux letztes Fünkchen Hoffnung auf Flucht.
Paul Riley stieg langsam aus dem Rover und war sich nicht sicher, wie er sich jetzt verhalten sollte. War er an irgendein Ziel gekommen? Konnte er mit sich zufrieden sein?
La Doux hatte die Scheibe der Fahrerseite heruntergekurbelt, um Luft zu bekommen. Die Tür selbst war verzogen und ließ sich nicht mehr öffnen. Beißender Rauch drang hinter dem Armaturenbrett hervor. Ein leises Knistern verriet Riley, das es irgendwo im Wagen brannte. Das Hemd des Franzosen war Blut besudelt. Zwischen den Fingern seiner zitternden Hand, die er fest an den Hals gepresst hielt quoll Blut hervor. Riley erkannte, dass es für jeden Rettungsversuch zu spät war.
La Doux wandte sich ihm mit verschleiertem Blick zu. Als ob er versuchte, aus einen Alptraum zu erwachen, schüttelte er immer wieder den Kopf.
Du wirst entweder verbrennen oder verbluten dachte Riley und schaute La Doux direkt in die Augen. Hatte die kurze Jagt ihm eben noch spannende Ablenkung bereitet, so war Riley jetzt mit dem Resultat seiner Geldgier restlos überfordert. Riley war kein Killer und die gegenwärtige Situation stellte seine blank liegenden Nerven auf eine Zerreißprobe. Unentschlossen stand er da und glotzte fassungslos auf das, worauf er keinen Einfluss mehr hatte.
La Doux fing an, unter Krämpfen zu zucken. Gleichzeitig schlugen Flammen ins Wageninnere, und griffen sofort nach seiner Kleidung. Der Verletzte fing an zu schreien. Ohnmächtig vor Entsetzen, mit weit aufgerissenen Augen verfolgte er die gierigen Flammen, wie sie sich an seiner Hose empor fraßen. Seine Schreie überschlugen sich und nahmen animalische Züge an. Riley war wie gelähmt. Schockiert stand er da, und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Dann ergriff ihn die Panik und übernahm die Kontrolle seiner Beine.
Die Hände auf die Ohren gepresst rannte er zurück zum Rover, weg von diesem Ort des Schreckens. Etwas knallte hinter ihm und ließ ihn vor Schreck straucheln. Sein Blick fiel wieder auf den brennenden Wagen, in dessen Inneren sich La Doux wie eine menschliche Fackel unter Schmerzen wandte. Inzwischen hatten die Flammen erste Äste einer Tanne erreicht und züngelten den Stamm entlang. Nur am Rande realisierte Riley, dass es zu einem Waldbrand kommen würde.
Dann explodierte der Van und erlöste beide Männer aus einen Alptraum, dessen Echo sich für immer in Rileys Gedächtnis gekrallt hatte.
15
Wenig später fuhr Paul Riley wie in Trance auf der Landstraße in Richtung Airport. Ein flaues Gefühl lag in seinem Magen wie ein schlechtes Thunfischsandwitch. Zitternd wischte er sich mit dem Handrücken über das Gesicht, und jetzt erst nahm er seine Pistole war. Wie ein ekeliges Insekt warf er sie auf den Beifahrersitz und hoffte, sich dadurch seines schlechten Gewissens entledigt zu haben. Sein Plan, dem Franzosen sein Schweigen so teuer wie möglich bezahlen zu lassen, war nicht aufgegangen. Riley hätte mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass La Doux den Mut besaß, sich zu stellen. Nun war er tot. Riley war von seinem spontanen Handeln noch immer überrascht. Er hatte zwar verschiedene Szenarien durchdacht, aber die Liquidierung seines ehemaligen Auftraggebers stand nicht im Drehbuch. Vielmehr war die plötzlich aufkommende Wut über dessen
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