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Die Fahrt des Leviathan

Die Fahrt des Leviathan

Titel: Die Fahrt des Leviathan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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Entstellung durch einen amerikanischen Zungenschlag.
    »Major«, verbesserte er ihn kühl, da er empfindlich auf Ignoranz betreffend seinen Rang reagierte. »Major Wilhelm Pfeyfer, Kommandeur des Militär-Sicherheits-Detachements. Mir unterstehen alle Polizeikräfte der Provinz Karolina.«
    »Ich bitte sehr um Verzeihung«, sagte Healey peinlich berührt. »Mir sind die preußischen Dienstgrade noch fremd. Ich wollte Sie keinesfalls kränken. Wie kann ich Ihnen dienlich sein?«
    Pfeyfer stutzte ein wenig. Von einem Amerikaner, besonders von einem Südstaatler, hatte er angesichts seiner schwarzen Hautfarbe Arroganz oder zumindest Herablassung erwartet. Healey hingegen wirkte einfach nur verunsichert. Wollte der Amerikaner ihn irreführen? Er würde auf jeden Fall wachsam bleiben. Täuschungsmanöver verfingen bei ihm nicht.
    »Ich möchte mich noch einmal im Inneren umschauen, wenn Sie gestatten«, bat der Major.
    »Selbstverständlich«, willigte Healey unverzüglich ein. »Darf ich Sie bitten, mir zu folgen?«
    Die beiden Männer gingen an dem in seine Arbeit vertieften Handwerker vorbei in das Lagerhaus. Die Breitwilligkeit, mit der ihm der Amerikaner Zutritt gewährte, erweckte in Pfeyfer ein unbestimmtes Gefühl des Misstrauens, doch er ermahnte sich selbst, unvoreingenommen zu bleiben. Er durfte seine Verdächtigungen nicht wahllos auf alles und jeden verteilen. Ein Schütze, der blindlings um sich schoss, vergeudete nur seine Munition, ohne je etwas zu treffen.
     
    Durch die verdreckten Scheiben der wenigen Fenster fiel das Nachmittagslicht in das dämmerige Innere des Lagerhauses, Staubteilchen tänzelten in den goldenen Sonnenstrahlen, die langsam wandernde Muster auf den Boden und die Wände zeichneten.
    Der Geruch von geronnenem Blut war schwächer geworden, aber immer noch wahrnehmbar. Jemand hatte in der Zwischenzeit die Blutlache aufgewischt, die Weaver hinterlassen hatte; zurückgeblieben war ein weit ausgebreiteter dunkler Fleck auf den rohen Holzdielen. Selbst das schien Healey bereits zu überfordern, denn er wandte sich rasch ab und hatte merklich mit einem Anfall von Unwohlsein zu kämpfen.
    Auch in Pfeyfer rief dieser Ort unangenehme Empfindungen hervor, jedoch von völlig anderer Art. Sein Zorn brodelte erneut auf, und seine Entschlossenheit, den eigentlichen Mörder mitsamt allen seinen Hintermännern zur Strecke zu bringen, erhielt frische Nahrung.
    Mit dem Wissen um den tatsächlichen Hergang der Ereignisse, das ihm Täubrich vermittelt hatte, untersuchte er sorgfältig den hinteren Teil des Lagerhauses. Es gab hier für einen Schützen nur zwei Möglichkeiten, sich zu verbergen. Zum einen waren da nahe der Wand aufgeschichtete Holzkisten, hinter denen sich ein Mann durchaus verstecken konnte. Nur boten sie nicht den erhöhten Standort, von dem aus der Schuss abgegeben worden sein musste, wie Pfeyfer auf den ersten Blick feststellte. Somit blieb nur der benachbarte Stapel aufgetürmter Tabakballen.
    Pfeyfer ging hinter die unregelmäßige Pyramide und kletterte hinauf. Er fand seine Vermutungen bestätigt. Auf der Spitze des Stapels konnte man sich problemlos verbergen und durch einen schmalen Spalt zwischen zwei Ballen ungesehen alles verfolgen, was sich acht Fuß tiefer abspielte. Wer dort unten stand, war schutzlos wie auf einem Präsentierteller. Man musste nur aufstehen, um einen tödlichen Schuss abzufeuern. Selbst ein höchst mittelmäßiger Schütze hätte unter diesen Voraussetzungen mit Leichtigkeit den Mord begehen können.
    Vor seinem inneren Auge sah Pfeyfer genau, wie es passiert sein musste.
Da steht Weaver, neben der Druckerpresse. Fritz ist völlig arglos, bis Weaver ihn damit konfrontiert, alles zu wissen, und seinen Colt auf ihn richtet. Fritz greift nach seinem Revolver. Weaver gerät in Panik und schießt, doch er trifft vor lauter Aufregung nicht. Es gelingt Fritz, seine Waffe zu ziehen und abzufeuern. Die Kugel durchtrennt Weavers Halsschlagader. Alles geht unfassbar schnell. Der versteckte Schütze kann nicht mehr rechtzeitig reagieren. Er springt auf, Fritz bemerkt ihn und fährt herum. Doch da trifft ihn schon die Kugel von oben. Vier, fünf Sekunden nur. Dann ist alles vorüber.
    Ein kurzer Schwall von Kopfschmerzen flutete durch Pfeyfers Schädel. Er rieb sich die hämmernden Schläfen.
    Und dann wird von draußen an der Tür gerüttelt. Der Mörder merkt, dass er nicht flüchten kann. Er baut ganz darauf, dass alles danach aussieht, als hätten Fritz und Weaver

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