Die Fahrt Zu Den Sternen
Gefühl, daß es ausgesprochen unklug wäre, den Linyaari von Yukata Batsu zu erzählen, Hafiz’
Hauptkonkurrenten auf Laboue, und von dessen unschöner Angewohnheit, Körperteile seiner besiegten Feinde als Trophäen mit sich herumzutragen… darunter auch die Ohren von Hafiz’ eigenem Sohn Tapha. Hafiz selbst hatte sich seinerzeit mehr über Taphas Blödheit aufgeregt, sich überhaupt gefangennehmen zu lassen, als über seine Verstümmelung.
Aber irgendwie hatte Gill den Eindruck, daß die Linyaari ganz und gar nicht gewöhnt waren, solche Dinge auf die leichte Schulter zu nehmen. Sie sind sich immer noch nicht wirklich sicher, ob wir zivilisiert genug sind, um überhaupt mit ihnen Umgang zu pflegen, dachte er. Vielleicht sollten wir sie auch besser nicht an den Verhandlungen mit den kilumbembanischen Söldnern teilnehmen lassen. Unter dem Vorwand, daß Rafik und Delszaki Li für diese heikle Aufgabe absolut ungestört sein müßten, erbot er sich daher, die Linyaari auf einem kurzen Rundgang durch die Maganos-Mondbasis zu begleiten, solange das obligate Feilschen und Schachern mit den Kilumbembanern andauerte.
»Das heißt – sofern Sie zuverlässig sicherstellen können, daß niemand Ihr… ähm… ungewöhnliches Aussehen wahrnehmen wird?« Ein Problem, um das sie sich jetzt wahrhaftig nicht auch noch kümmern konnten, war die unvermeidliche Aufregung unter der Mondbevölkerung, wenn gleich vier
»Acornas« auf einmal mitten in der Maganos-Basis auftauchen würden.
»Wir haben auf dem Weg hierher ja auch keine Aufmerksamkeit erregt«, meinte Melireenya. »Solange Thariinye nicht wieder die Beherrschung verliert, dürften wir keine Schwierigkeiten bekommen.«
»Haalten Sie uhns eiinfach fehrn voon diiehsen…
vermaledeiten Kiindehrn«, wehrte sich Thariinye.
Da der vorrangige Daseinszweck der Maganos-Mondbasis der war, einer Unzahl von aus der Kezdeter Schuldknechtschaft befreiten Kindern eine Schul- und Berufsausbildung zu vermitteln, hatte Gill einige Mühe, diese Vorgabe einhalten zu können. Aber mit Judits Hilfe gelang es ihm, die Linyaari eine geraume Zeit in kinderfreien Bereichen der Mondkolonie beschäftigt zu halten. Allein schon Provola Quero etwa hätte ihnen endlose Vorträge über Architektur und Technik der Wohnquartiere, Grubeneinrichtungen und Werkstätten halten können. Aber irgendwann hatte der scheinbar unaufhörliche Strom der von Provola referierten Fakten und Konstruktionszeichnungen sogar den Wissensdurst der Linyaari gestillt, so daß Gill am Schluß nichts anderes mehr einfiel, als sie wieder in Delszaki Lis Räume zurückzubringen, ehe das Zuhören sie so sehr ermüdete, daß sie ihre mentalen Tarnschirme nicht mehr aufrechtzuerhalten vermochten.
Er war sehr erleichtert, als er sah, daß die Verhandlungen offenbar erfolgreich verlaufen waren: Delszaki Li machte ein Nickerchen in seinem Schwebestuhl, und Rafik hatte es sich mit einem selbstzufriedenen Ausdruck auf seinem schmalen, dunklen Gesicht auf ein paar Liegekissen bequem gemacht; er hielt ein Glas in der rechten Hand, dessen Inhalt der Erste Prophet wahrscheinlich rundheraus verboten hätte.
»Alles erledigt?« erkundigte sich Gill vorsichtig.
»Alles in Butter.« Rafik führte das Glas an den Mund und nahm einen kleinen Schluck der bernsteinfarbenen Flüssigkeit.
»Er«, er deutete mit dem Kopf in Richtung des schlummernden Delszaki, »ist ein Genie in diesen Dingen. Ich glaube, von ihm könnte sogar Onkel Hafiz noch das eine oder andere lernen«, schwärmte er mit überraschender Großherzigkeit. »Du wirst es nicht glauben, aber er hat es tatsächlich geschafft, die Regierung von Kilumbemba dazu zu bringen, die Hälfte der Expeditionskosten selbst zu tragen. Sie sind nämlich jetzt der Ansicht, daß es in ihrem ureigenen Interesse liegt, die Söldner zu beschäftigen und im Training zu halten, statt sie untätig irgendwo im Kilumbemba-Imperium herumhocken zu haben, wo sie womöglich versucht sein könnten, Scherereien anzuzetteln. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ihnen das schon so richtig klargeworden ist«, fügte er nachdenklich hinzu. »Delszaki hat es ihnen gegenüber nämlich so verkauft, daß er Kilumbemba eine Menge Geld sparen würde, indem er für die Dauer dieser Expedition die Hälfte des Soldes bezahlt.
Was natürlich bedeutet, daß sie in Wirklichkeit immer noch auf der Hälfte der Kosten sitzenbleiben… den Rest übernimmt zu siebzig Prozent das Haus Li. Von meiner Seite mußte ich Li
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