Die Fahrt Zu Den Sternen
darauf beruhte, den Raum in sich zusammenzufalten und auf diese Weise selbst weit voneinander entfernte Orte im All zur Deckung zu bringen, aber daß es immer noch ein paar geringfügige Probleme gegeben habe.)
(Und weiter?)
(Vielleicht meinte er mit »ein paar geringfügigen Problemen«
ja, daß Objekte, die sich in der Nähe einer solchen Raumfalte befinden, auf unvorhersehbare Weise an einen Punkt in unbekannten Fernen befördert werden könnten. So drücken Physiker so was gerne aus, weißt du. Und als Vaanye dann seine experimentelle Waffe eingesetzt hat, um sein Schiff und das der Khleevi-Angreifer in die Luft zu sprengen, wurde dabei vielleicht als eine Art Nebeneffekt die Fluchtkapsel des Kindes hierher, in diesen Raumsektor versetzt.) (Das sind aber eine Menge »Vielleichts«.) (Na gut, dann erklär du mir doch, wie sie an die Kapsel eines Schiffs gekommen sind, von dem man bis heute angenommen hat, daß es vor drei Ghaanyi vernichtet wurde.) (Ich bin überzeugt, daß sie überlebt hat. Ich bin mir sicher.
Der Barbar hat seine Hand hochgehalten, um uns zu zeigen, wie groß sie inzwischen geworden ist. Und dieses Wort, das er dauernd wiederholt hat – »Acorna«. Das muß der Name sein, den sie ihr gegeben haben.)
(»Acorna«? Das Wort war auch in dem Funkspruch enthalten, den sie noch ausgesandt haben, kurz bevor der Schild alles dichtgemacht hat. Es war der einzige Signalinhalt, den ich deutlich auffangen konnte. Aber schon der hat genügt, um dieses Schiff, das gerade erst hier eingetroffen war, wieder aus seiner Umlaufbahn aufbrechen zu lassen.) (Können wir ihm folgen?)
(Selbstverständlich können wir das, wenn Melireenya mir die Charakteristika seiner Antriebssignatur verrät. Schließlich habe ich das hier ja nicht umsonst gekriegt.) Khaari tippte auf die sichelförmige Silbermedaille, die sie als eine Seniorausbilderin der Navigatorengilde auswies.
(Dann können wir das ebensogut auch tun. Es sieht jedenfalls nicht so aus, als ob wir aus diesem Haufen Barbaren hier noch irgendwas herauskriegen werden. Warum mußtest du sie auch mit diesen Vids von den Khleevi-Folterungen erschrecken, Melireenya?)
(Ich? Das hab’ ich gern! Es war doch deine Idee, gleich mit den Vids anzufangen, statt zuerst genügend Proben ihrer Sprache aufzuzeichnen, um damit den LAANYE zu füttern, Thariinye!)
(Nun, jetzt haben sie jedenfalls Angst, ganz gleichgültig, wessen Idee es war), warf Neeva beschwichtigend ein. (Wir sollten das Schiff lieber tarnen; wenn der Raumer da vor uns merkt, daß wir ihm folgen, könnte er nämlich glauben, daß wir feindliche Absichten haben.)
(Warum schnappen wir ihn uns nicht einfach, für unsere Sprachproben?)
(Thariinye. Ich. Will. Sehen. Wo. Er. Hinfliegt. In Ordnung?) Thariinyes schönes junges Gesicht lief tiefrot an, und seine silbrigen Pupillen verengten sich bei Neevas tadelnden Worten zu Schlitzen, aber er sah ein, daß sie recht hatte. Sein Versuch, einen ersten Kontakt mit den Barbaren herzustellen, war kläglich gescheitert. Den demokratischen Spielregeln der Linyaari gemäß war jetzt Neeva an der Reihe, die Führung zu übernehmen, und er war verpflichtet, jegliche Entscheidungen zu unterstützen, die sie bei ihrem eigenen Versuch traf, einen Kontakt herbeizuführen – selbst wenn diese Entscheidungen ihm vorläufig noch übermäßig von persönlichen Interessen geleitet zu sein schienen.
Gerechterweise mußte Thariinye sich allerdings auch eingestehen, daß eine vermißte Liinyar für sie alle von größter Bedeutung sein sollte. Es war bloßer Zufall, daß sich diese im vorliegenden Fall, falls sie tatsächlich noch lebte, ausgerechnet als Neevas Schwesterkind herausstellen mochte.
Nichtsdestotrotz fühlte er sich sowohl wegen seines Versagens als auch wegen dieser öffentlichen Zurechtweisung beschämt. Es verlangte ihn, sich vor den älteren Gesandten zu beweisen; ein Wunsch, der noch für weitaus mehr Ärger sorgen sollte als die jetzige kurze Reiberei an Bord ihres Schiffes.
In einen Tarn- und Schutzschirm gehüllt, folgte die Balakiire Rafiks Uhuru in diskretem Abstand, eine flüchtige Verfinsterung des Sternenhintergrunds, die sich ständig im toten Winkel des anderen Schiffes hielt. Aus Furcht, das verfolgte Schiff zu warnen, stellten die Linyaari jeglichen Funkverkehr mit ihrer Heimatbasis ein, der sich in Anbetracht der gewaltigen Entfernung zur zivilisierten Welt ohnehin schwierig gestaltet hätte. Unter sich aber diskutierten sie ihre nächsten
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